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Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Titel: Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen
Autoren: Verschiedene
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Oberhaupt des Templerordens war ans Kopfende des kleinen Tisches getreten, der die gesamte Einrichtung des Zeltes bildete. Der Stein war in seiner zur Faust geschlossenen Rechten verborgen. Ein sonderbar angespannter Ausdruck lag auf seinen Zügen.
    Zehn, fünfzehn endlose Sekunden lang schwieg Balestrano. Dann hob er den Arm, legte den Stein auf den Tisch und bedeckte ihn mit der flachen Hand. Die Stille in dem kleinen Zelt wurde fast greifbar.
    »Ihr werdet jetzt etwas sehen, von dem außer mir nur noch drei andere lebende Menschen wissen«, begann Balestrano mit leiser, mühsam beherrschter Stimme. »Es ist das größte Geheimnis unseres Ordens. Wäre die Lage weniger ernst, würde ich euch nicht damit belasten, Brüder. So aber bleibt uns keine Wahl.«
    Keiner der vier sagte etwas, aber auf ihren Gesichtern begann sich ein dumpfer Schrecken in die Neugier zu mischen, die ihre Züge bisher beherrscht hatte.
    Ohne ein weiteres Wort öffnete Balestrano die Hand. Nichts geschah. Der münzförmige Stein lag einfach da, reglos, so tot wie ein Stein nur sein konnte, von einem unheimlichen, lichtschluckenden Schwarz.
    Sekunden vergingen. Dann eine Minute. Zwei. Drei. Dann...
    Hayworthy war der erste, der es bemerkte, und auch er war sich nicht ganz sicher, im ersten Augenblick.
    Es wurde dunkler. Das flackernde rote Licht der Feuer, die das Lager erhellten und das bisher durch die dünnen Zeltwände gedrungen war, nahm an Intensität ab, ganz langsam, aber stetig. Es war, dachte Hayworthy schaudernd, als sauge der Stein die Helligkeit auf.
    Herzog Botho von Schmid setzte dazu an, etwas zu sagen, aber Balestrano gebot ihm mit einer raschen, beinahe erschrockenen Geste zu schweigen, hob beide Hände über den Tisch und streckte sie, flach nebeneinander und die Handflächen nach unten gerichtet, über den Stein aus.
    Die schwarze Scheibe begann zu wachsen.
    Jedenfalls war es das, was Bruder Hayworthy im ersten Moment dachte.
    Aber dann sah er, daß das nicht stimmte. Der Stein selbst blieb unverändert, aber er schien plötzlich von einem düsteren Halo aus schwarzem Licht umgeben, einer Aura der Finsternis und Kälte, die im gleichen Maße wuchs, wie das von außen hereindringende Licht abnahm. Lautlos und rasch breitete sich die unheimliche Aura im Zelt aus, bis sie auch das letzte bißchen Helligkeit gefressen hatte und die fünf Männer nur noch als Schemen zu erkennen waren.
    »Was... was tust du, Bruder Jean?« flüsterte van Velden. In seiner Stimme war ein Klang, als hielte er nurmehr mit letzter Mühe die Panik zurück.
    »Schweigt!« flüsterte Balestrano erschrocken. »Es ist noch nicht vorbei. Schweigt und seht.«
    Und sie sahen...
    Die Dunkelheit wurde noch tiefer, obgleich Hayworthy und die anderen dies nicht mehr für möglich gehalten hatten. Aber es gab eine Steigerung von Schwarz, und das war es, was sie erlebten; eine Finsternis, die nichts mehr mit der Abwesenheit von Licht zu tun hatte, sondern auf die Gegenwart von irgend etwas Anderem, unsäglich Fremden und Bösen zurückzuführen war. Als wäre das Zelt samt seinen Insassen aus der Welt heraus- und in einen Kosmos aus Leere und abgrundtiefer Schwärze hineingeschleudert worden. Hayworthys Atem ging schneller. Sein Herz jagte.
    Und dann spürte er, wie irgend etwas aus dem Nichts heraus zwischen ihnen materialisierte.
    Gesichter erschienen über dem Tisch. Unsichtbar und mit Linien aus widerlich zuckendem Schwarz auf finsterem Untergrund gemalt, aber trotzdem auf entsetzliche Weise sichtbar; höllische Fratzen, die böse Verhöhnung menschlichen Seins. Dann blitzende Splitter von Rot, die von der Schwärze wieder aufgesaugt wurden, für den millionsten Teil einer Sekunde eine gräßlich verzerrte Gestalt, rot und teufelsschwänzig, mit fürchterlichen Ziegenhufen anstelle von Füßen, gewaltigen, vielfach gedrehten Hörnern und einem Antlitz, dessen wahrer Anblick tödlich gewesen wäre.
    Hayworthy wollte schreien, herumfahren und aus dem Zelt fliehen, aber er konnte es nicht. Das Entsetzliche lähmte ihn, machte ihn unfähig, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, sich zu bewegen.
    »Jetzt, Brüder!« befahl Balestrano. »Öffnet euch, öffnet euren Geist!«
    Und die vier anderen Master gehorchten.
    Es war grauenhaft.
    Sir Rupert Hayworthy wußte hinterher nicht, was er wirklich erlebt hatte, aber es war das mit Abstand Entsetzlichste, dem er jemals ausgesetzt worden war. Irgend etwas griff nach seinem Geist, wühlte sich durch
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