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Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Titel: Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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tot?«
    Hayworthy fuhr unter seinen Worten zusammen wie unter einem Hieb. »Die Männer«, murmelte er. »Die... die Krieger, die wir hinuntergeschickt haben. Sie sind tot.«
    »Tot?« Von Schmid keuchte. »Was soll das heißen?«
    »Es war eine Falle«, murmelte Hayworthy. »Ich habe es gespürt, aber es... es war zu spät.«
    »Was soll das bedeuten, Bruder Rupert?« fragte Balestrano streng. »Sprich nicht in Rätseln. Was ist dort unten geschehen?«
    Hayworthy blickte ihn an. Seine Augen waren weit vor Schrecken. »Ich weiß es nicht, Bruder«, sagte er. »Ich... ich spürte, daß etwas geschah, etwas Schreckliches, aber dann... dann griff irgend etwas nach meinem Geist, und... und...« Seine Stimme versagte, als triebe ihn allein die Erinnerung an das, was er erlebt hatte, wieder an den Rand eines Zusammenbruchs. »Aber ich fühle, daß sie alle tot sind. Keiner ist entkommen«, fuhr er nach einer kurzen Atempause fort. »Irgend etwas Entsetzliches ist dort unten geschehen, Bruder Jean.«
    »Wir müssen nachsehen, was er meint«, sagte van Velden plötzlich.
    »Nein!« Hayworthy schrie fast. »Nicht noch mehr. Schickt niemanden mehr hinunter, ich beschwöre euch! Keiner würde zurückkommen.«
    »Zum Teufel, was sollen wir sonst tun?« fragte von Schmid ärgerlich. »Hier sitzen und abwarten, bis uns dasselbe zustößt wie diesen Männern?«
    »Geht nicht hinunter!« stammelte Hayworthy. »Es... es wäre Mord. Schlimmer.«
    »Gut!« sagte von Schmid entschlossen. »Dann sehe ich nach. Auf meine Weise.«
    »Das verbiete ich«, sagte Balestrano rasch. »Wir dürfen Necron nicht verraten, über welche Möglichkeiten wir verfügen, das wißt ihr alle. Wir müssen –
    »Er weiß es längst«, sagte Hayworthy leise.
    Balestrano erstarrte. »Was... hast du gesagt?« murmelte er.
    Hayworthy blickte ihn an, nickte fast unmerklich und sagte noch einmal: »Er weiß es längst, Bruder Jean. Ich... ich habe es gefühlt, als dieses Etwas mich streifte. Es war... es war wie höhnisches Gelächter. Er weiß alles. Und er wartet auf uns.« Er lächelte nervös, stand vorsichtig auf und stützte sich rasch an der Tischkante ab, als seine Kräfte abermals zu versagen drohten. Er war bleich wie ein Toter. Sein Atem ging schnell. »Gebt Bruder Botho die Erlaubnis, zu tun, was er vorschlug«, sagte er leise. »Es ist die einzige Möglichkeit. Wir müssen wissen, was dort unten auf uns lauert.«
    Balestrano zögerte noch immer. Er wußte, daß Hayworthy nur zu recht hatte – sie waren der Drachenburg so nahe wie vermutlich noch kein Feind jemals zuvor, erst recht kein feindliches Heer – aber zwischen ihnen und der Burg lagen noch immer gute anderthalb Meilen. Selbst wenn die Besatzer der Burg nicht über magische Kräfte geboten hätten, hätten sie es sich einfach nicht leisten können, eine unbekannte Gefahr im Rücken zu haben, während sie versuchten, ihre gewaltigen Mauern zu stürmen.
    Aber nur ein Fehler, dachte er, ein einziger, dummer Fehler, und alles war verloren.
    Er hatte niemals im Ernst daran gedacht, diese Alptraumburg, die wie ein steinernes Krebsgeschwür über ihnen auf dem Gipfel des Berges hockte, nur mit Hilfe der fünfhundert Männer in seiner Begleitung erobern zu können. Dazu hätten nicht einmal fünfhunderttausend Männer gereicht. Seine wahre Waffe, das waren André de la Croix, Nies van Velden, Botho von Schmid und Rupert Hayworthy, die vier Master des Templer-Ordens. Sie und ihre übersinnlichen Kräfte – oder das, wozu er sie gemacht hatte. Wenn Necron von ihnen erfuhr, ehe sie ihre wahre Macht einsetzen konnten, dann war alles verloren, bevor es wirklich begonnen hatte.
    Aber wenn sie die Burg angriffen und plötzlich hinter ihrem Rücken tausend oder zweitausend von Necrons schwarzen Mördern auftauchten, war es auch aus.
    Es war zum Verzweifeln, dachte Balestrano. Was er auch tat – es war falsch!
    »Gut«, sagte er schließlich. »Ich gebe dir die Erlaubnis, Bruder Botho. Aber ich flehe dich an – sei vorsichtig.«
    Von Schmid lächelte. »Ich werde lautlos sein wie ein Fliege«, sagte er.
    Im ersten Moment verstand Balestrano nicht, was von Schmid überhaupt meinte, aber dann folgte er dem Blick des deutschen Herzogs und gewahrte einen kleinen schwarzen Punkt, der dicht neben dem Fenster an der Wand klebte. Keiner von ihnen hatte das winzige Tierchen bisher auch nur bemerkt. Keiner außer von Schmid.
    »Eure Hände, Brüder«, sagte von Schmid. »Bildet einen Kreis.«
    Sie gehorchten.

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