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Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Titel: Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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torkelten auseinander, und selbst Bruder von Schmid wankte, prallte gegen die Wand und blieb einen Moment keuchend und um Atem ringend stehen. Auf seiner Stirn perlte Schweiß.
    »Satan!« stammelte Hayworthy. »Das... das ist das Werk Satans. Die Toten erheben sich.«
    »Nicht Satan, Bruder«, murmelte Balestrano. Es fiel ihm schwer, zu sprechen. Obgleich er den entsetzlichen Anblick nur durch die fremden Augen der Fliege gesehen hatte, in falschen Farben und auf unbeschreibliche Weise verzerrt und entstellt, wurde er ihn nicht mehr los. Aber plötzlich war er fast dankbar, das Bild nicht auf die gewohnte Weise gesehen zu haben. Hätte er es mit eigenen Augen und in aller Klarheit erblickt, hätte es ihn vielleicht um den Verstand gebracht.
    Für lange, sehr lange Zeit sagte keiner von ihnen ein Wort. Sie alle schwiegen, starrten aus weit aufgerissenen Augen vor sich hin und versuchten auf die eine oder andere Weise mit dem Entsetzlichen fertig zu werden, das sie gesehen hatten. Und schließlich war es wieder Bruder Balestrano, der das lähmende Schweigen brach.
    »Sie werden uns angreifen«, murmelte er. »Wie lange werden sie brauchen, um hier zu sein?«
    Die Frage galt Bruder Hayworthy, aber wie schon zuvor dauerte es Sekunden, bis der War-Master überhaupt begriff, daß er angesprochen wurde. »Eine Stunde«, sagte er nervös. »Vielleicht zwei. Sie... sind nicht sehr schnell.«
    »Zwei Stunden.« Balestrano seufzte. Es klang wie ein unterdrückter Schmerzlaut. »Zu wenig. Viel zu wenig.«
    »Dann vernichten wir sie«, sagte van Velden hart. »Jetzt haben wir keine Wahl mehr.«
    Ja, dachte Balestrano. Und wahrscheinlich ist es ganz genau das, was Necron von uns erwartet.
    Trotzdem nickte er nach einem abermaligen, kurzem Zögern.
    André de la Croix und Nies van Velden wandten sich schweigend um und verließen den Raum.

    * * *

    »Es beginnt«, sagte das Mädchen.
    Der alte Mann nickte. Im düsteren Licht der glühenden Kohlebecken sah sein Gesicht aus, als wäre es mit halb geronnenem Blut eingerieben. Die Falten darin schienen tiefe, klaffende Wunden geworden zu sein, und in seinen Augen lag ein unheimlicher, lodernder Glanz. Beinahe liebkosend strichen seine dürren Finger über die Seiten des gewaltigen Buches, das auf dem kleinen Tischchen vor ihm lag.
    »Ja, mein Kind«, sagte er. »Es beginnt. Jetzt tu, was ich dir gezeigt habe. Und mache es gut. Der Einsatz ist hoch.«
    »Ich weiß, Herr«, sagte Priscylla.

    * * *

    Ich muß wohl länger als fünf Minuten wie versteinert dagestanden haben, und ich weiß bis zum heutigen Tage nicht, was ich in diesem Moment dachte – wenn ich überhaupt irgend etwas dachte – denn das nächste, woran ich mich erinnerte, war Shannons Hand, die ziemlich unsanft an meiner Schulter rüttelte, und seine Stimme, die immer wieder meinen Namen rief. So mühsam, als müsse ich gegen unsichtbare Stricke ankämpfen, wandte ich mich von der entsetzlichen schwarzen Masse vor unseren Füßen ab, setzte dazu an, etwas zu sagen, brachte aber nur einen unverständlichen würgenden Ton hervor und schüttelte ein paarmal den Kopf.
    »Alles in Ordnung?« fragte Shannon besorgt.
    Ich nickte – was eine glatte Lüge war, atmete tief ein und spürte plötzlich Übelkeit in mir aufsteigen. Shub-Niggurath. DAS TIER. Die schreckliche schwarze Ziege mit den tausend Jungen. Das war alles, woran ich denken konnte. Immer und immer wieder.
    »Aber es ist unmöglich«, flüsterte ich schließlich. »Ich habe ihn... vernichtet. Er ist tot!«
    »Diese Wesen kennen keinen Tod«, antwortete Shannon sehr ernst. »Was du zerstört hast, war eine seiner Inkarnationen, so wie auch dies nur einer von zahllosen Körpern ist, deren er sich bedient. Du selbst hast sein Entstehen miterlebt, damals auf dem kleinen Friedhof von St. Aimes.«
    (Damals in dieser kleinen Trilogie von St. Aimes, Der Hexer 9, 10 und 11)
    »Aber es ist doch alles nicht geschehen!« keuchte ich. »Das Zeitparadoxon
    Shannon brachte mich mit einem leisen, spöttischen Lachen zum Verstummen. »Du bist ein Narr, Robert«, sagte er. »Glaubst du, diese Wesen wüßten keine Wege, die Gesetze von Logik und Zeit zu umgehen?«
    »Dann ist er also doch erwacht«, murmelte ich matt. Alles erschien mir plötzlich so sinnlos. Alles, was ich getan, all die Gefahren und Entbehrungen, die ich überstanden hatte, all die entsetzlichen Dinge, die ich mitangesehen und die Unschuldigen widerfahren waren, waren vollkommen sinnlos gewesen. Das Ungeheuer

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