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Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode

Titel: Der Hexer - NR30 - Buch der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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den ich auf dem teuren Berber hinterlassen hatte.
    (Nicht drüber wundern – weiterlesen! Ihr seid noch im richtigen Heft...)
    Der Gedanke an Miß Winden, die gleich kommen und auf unnachahmliche Art die Stirn krausen würde, wenn sie mich schon wieder mit einem Whiskyglas in der Hand sah, ließ mich lächeln. Ich vergaß den Sturz, den ich sicherlich nur einer Teppichfalte oder einer momentanen Unsicherheit zu verdanken hatte, auf der Stelle. Bedächtig leerte ich mein Glas, stellte es zurück und sah mich noch einmal prüfend in meinem Arbeitszimmer um.
    Alles war so, wie es sein sollte. Andara würde nicht einmal merken, daß ich sein Büro benutzt hatte, wenn er in einer Stunde zurückkam, von einer dieser elendiglich langweiligen Aufsichtsratssitzungen, auf die er mich immer mitzunehmen versuchte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte ich mein Leben sicherlich mit der Leitung seines Firmenimperiums verbracht, statt mich angenehmeren Dingen zu widmen...
    Aber gottlob ging es ja nicht immer nach ihm.
    Die letzten beiden Stunden zum Beispiel hatte ich mit weitaus angenehmeren Dingen verbracht als dem Wälzen von Kontobüchern und dem Aufsagen von Bilanzen. Wenn ich die Wahl hatte, zog ich Priscyllas Gesellschaft der von Andaras verknöcherten Buchhalter-Freunden vor. Leider hatte ich sie nicht immer.
    Nun – heute hatte ich sie gehabt, und die letzten zwei Stunden hatte ich zwar – schließlich bin ich ein gehorsamer Sohn – hier in Andaras Allerheiligstem zugebracht, aber ganz und gar nicht mit Arbeit.
    Ich grinste still in mich hinein, als ich an Priscylla dachte, die vor wenigen Augenblicken durch die Tür des Umkleideraumes verschwunden war. Die Vorstellung, wie sie jetzt all die komplizierten und überflüssigen Kleidungsstücke, die Frauen nun einmal so tragen, eines nach dem anderen über den Leib streifte (ich hatte dasselbe vor nicht ganz zwei Stunden auch schon getan, wenngleich in umgekehrter Reihenfolge), erregte mich schon wieder. Rasch sah ich zur Uhr, überzeugte mich davon, daß mir noch Zeit blieb, verriegelte vorsichtshalber die Tür und ging ins Nebenzimmer.
    Zu meiner Enttäuschung war Priscylla bereits wieder völlig angezogen. Sie saß an dem kleinen Tischchen vor dem Fenster, das Kinn in einer entzückenden Geste in die Hand gestützt, und blätterte in einer der alten Schwarten, die dieses Haus – und besonders Andaras Arbeitszimmer – füllten. Neben dem Buch lag ein ausgebleichter Totenkopf. Das war etwas, was mich an Priscylla störte. Sie hatte manchmal einen etwas morbiden Geschmack.
    Aber dann sah sie auf und lächelte mich an, und ich vergaß den Totenschädel, ebenso wie die Spinne, die auf ihrer linken Schulter hockte. »Komm her zu mir, Robert«, sagte sie.
    Ich nickte, schloß die Tür hinter mir und trat auf sie zu. Priscylla streckte mir die Arme entgegen, und ich sah jetzt, warum sie so rasch angezogen gewesen war – sie hatte einfach nur ihr Kleid übergestreift, sonst nichts. Etwas, dachte ich, das sich recht schnell rückgängig machen ließ.
    Aber eine Sekunde, bevor ich in ihre Arme fallen konnte, hörte ich Hufschlag vor dem Haus, und statt mich auf ihren Schoß zu setzen, drehte ich mich rasch herum und trat ans Fenster. Immerhin war es möglich, daß Andara vor der Zeit zurückkehrte, und wenn er uns hier erwischte, würde es eine Szene geben. Was er gesagt hätte, wäre er vor einer halben Stunde gekommen, versuchte ich mir vorsichtshalber erst gar nicht vorzustellen. Mein Vater hatte mehr als einmal verlauten lassen, daß Priscylla und ich nun allmählich lange genug verheiratet wären, ihm einen Enkel zu schenken. Aber ich bezweifelte, daß er sehr von der Vorstellung erbaut gewesen wäre, daß wir die Bestellung gewissermaßen auf seinem Schreibtisch aufgegeben hatten.
    Mit einer Mischung aus Ungeduld und Besorgnis zog ich die Gardine zurück und spähte auf die Straße hinunter. Es regnete, und der Asthon Place glänzte wie ein gewaltiger grauer Spiegel. Aber es war nicht Andara, der zurückgekommen war. Vor dem Haus galoppierte nur eine Hundertschaft Leichen auf Skelettpferden entlang, angeführt von einem geköpften Mann auf einem Kamel.
    Erleichtert drehte ich mich um.
    »Wer war es?« fragte Priscylla. »Dein Vater?«
    Ich verneinte. »Nur ein paar Tote«, sagte ich. »Sonst nichts. Aber er kann jeden Augenblick kommen.«
    »Nun, noch ist er nicht da, oder?« kicherte Priscylla. Ich kicherte zurück, rührte mich aber noch nicht vom Fenster weg, und nach

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