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Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON

Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON

Titel: Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Wunder nicht verschüttet worden war, als das Kastell zusammenbrach, aber er lag auf der anderen Seite des Hofes, hinter der Wand aus Finsternis und Angst, und er wußte, daß er nicht dorthin gehen konnte. Nicht um alles in der Welt. Und dann trank er doch, verschloß die Flasche sorgsam wieder und ging zu den beiden anderen Kriegern hinüber.
    Keiner von ihnen sprach, als er neben ihnen in die Hocke ging, aber das war auch nicht nötig. Sie spürten dasselbe wie er, das bewies allein ihr Hiersein. Sie hätten es nicht gedurft, so wenig, wie sie dieses gewaltige Feuer überhaupt hätten entzünden dürfen. Balestrano hatte sie bestimmt, über seinen und den Schlaf des knappen Dutzends anderer Überlebender zu wachen, die von ihrer so stolzen Armee übrig geblieben waren, und hätten sie sich nach seinem Befehl gerichtet, hätten sie an drei verschiedenen Punkten der Ruinenfestung stehen und in die Nacht hinauslauschen müssen, statt hier zu hocken und sich zitternd um das Feuer zu scharen.
    Zum ersten Male, solange sich Redirant zurückerinnern konnte, mißachtete er einen Befehl. Er konnte nicht anders. Am Morgen, wenn die anderen erwachten und Sie aufbrachen, würde er zu Balestrano gehen und seine Verfehlung melden, und er würde die Strafe dafür demütig tragen. Jetzt hätte er sich eher beide Hände abhacken lassen, als in die Dunkelheit hinauszugehen.
    Wie zur Antwort auf seine düsteren Gedanken erscholl irgendwo auf der anderen Seite des Feuers ein helles, trockenes Knacken. Redirant und die beiden anderen fuhren zusammen. In einer einzigen, blitzschnellen Bewegung legten sich ihre Hände auf die Schwerter, die sie an den Seiten trugen.
    »Was war das?« flüsterte Redirant. Seine eigene Stimme kam ihm fremd vor, so sehr zitterte sie vor Furcht und nur mühsam unterdrücktem Entsetzen. Keiner der beiden anderen antwortete, aber für endlose Sekunden starrten sie wie er gebannt und aus weit aufgerissenen, schreckgeweiteten Augen in die Nacht hinaus und versuchten vergeblich, die Schwärze jenseits des Feuers mit Blicken zu durchdringen.
    Dann wiederholte sich das Geräusch, und es war sehr viel lauter diesmal: ein helles Knacken, wie das Brechen eines trockenen Zweigs unter einem Fuß. Und eine Sekunde später glaubte Redirant einen Schatten zu sehen.
    »Wer ist da?« rief er. »Melde dich!«
    Der Schatten antwortete nicht, blieb aber stehen: ein großer, finsterer Umriß, gerade an der Grenze des Sichtbaren. Die Silhouette eines Menschen.
    Redirant stand auf, zog sein Schwert aus dem Gürtel und begann das Feuer zu umkreisen, so eng, daß die Flammen fast seine rechte Seite berührten. Einer der anderen begann auf der gegenüberliegenden Seite auf den Schatten zuzugehen, während der dritte stehenblieb, die Waffe halb erhoben.
    »Wer ist da?« fragte Redirant noch einmal, sehr viel schärfer diesmal und mit einer Kraft in der Stimme, die ihm die Angst gab. Er hob das Schwert, machte einen Schritt auf die schattenhafte Gestalt zu und blieb wieder stehen. »Ich befehle dir –, begann er. Aber dann sprach er nicht weiter, denn in diesem Moment löste sich der Schatten aus seiner unheimlichen Starre und trat seinerseits einen Schritt auf Redirant und das Feuer zu. Seine Gestalt erschien im hellen Lichtschein der Flammen, und Redirant atmete hörbar erleichtert auf, als er sah, daß es keines der Ungeheuer war, die ihm seine zum Zerreißen gespannten Nerven vorgegaukelt hatten, und auch keiner der in schwarze Seide gekleideten Drachenkrieger Necrons, der von den Toten auferstanden war, um den Tod seiner Kameraden zu rächen, sondern einer seiner eigenen Kameraden. Das flackernde Weißorange des Feuers beschien ein zerfetztes weißes Zeremoniengewand, brach sich auf den silbernen Ringen des Kettenhemdes darunter und ließ das blutrote Kreuz auf der Brust des Mannes in unheimlichem Widerschein aufglühen.
    Dann fiel Redirants Blick auf die Hände des Mannes, und aus seinem erleichterten Aufatmen wurde ein ersticktes Keuchen.
    Die Hände des Mannes waren schwarz.
    Nicht dunkel von Schmutz oder geronnenem Blut, sondern schwarz, von einer Farbe, die das Licht aufzufressen schien, und es waren auch nicht die Hände eines Menschen...
    Was Redirant sah, waren Krallen, raubvogelartig gekrümmte, lederhäutige Krallen, die in zollangen, scharfen Nägeln endeten, viel zu oft geknickt, als hätten sie ein paar Gelenke zuviel.
    Und sie bewegten sich! Der Mann hielt die Hände vollkommen still, aber sie bewegten sich

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