Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON
übergeschnappten Bruder de Laurec gekämpft haben.«
»Aber das ist nicht wahr!« kreischte Balestrano. »Ich habe Sie erkannt. Sie haben Bruder Sarim befreit und –«
»Das hat er nicht«, sagte das Wesen hinter mir. Es kicherte. »Du hast dich täuschen lassen, Bruder. Es ist alles so, wie er behauptete. Übrigens – falls es dich interessiert – es war Robert Craven, der Necron getötet hat.«
Balestrano stöhnte wie unter Schmerzen. Er wankte, taumelte einen Schritt zurück und sank mit einem wimmernden Laut auf die Knie.
»Du hast dich geirrt, Bruder«, fuhr das entsetzliche Wesen fort. Die drei anderen stimmten mit einem hämischen Lachen zu. »Es war alles umsonst. Deine Brüder sind um eines Irrtums willen getötet worden. Ist das nicht ein entzückender Gedanke?«
»Ich habe versagt«, sagte Balestrano. Er krümmte sich, schlug die Hände vor das Gesicht und ließ ein trockenes, gequältes Schluchzen hören. »Mein Gott, was habe ich getan?« Plötzlich blickte er auf, starrte einen Moment lang Priscylla und dann das Buch in der Hand des schwarzgesichtigen Ungeheuers an.
»Das haben Sie nicht, Balestrano«, sagte ich, so ruhig ich konnte. »Sie... wurden getäuscht. Sie haben getan, was Ihnen richtig erschien.«
»Das habe ich nicht!« brüllte Balestrano. Er schien nun wirklich den Verstand zu verlieren. Sein Blick begann zu flackern. »Sie verstehen nicht! Sie alle werden sterben! Diese vier werden Sie töten!«
»Das stimmt«, sagte einer der Dämonen fröhlich. »Wir haben ein kleines Geschäft geschlossen, Bruder Balestrano und ich und meine Brüder. Euer Leben gegen das von drei seiner Brüder. So ähnlich wie du – nur umgekehrt.«
»Was bedeutet das?« fragte Balestrano. Wieder machte sich Schrecken auf seinen Zügen breit.
Ich erklärte es ihm.
Balestrano schwieg sehr, sehr lange, als ich ihm erzählt hatte, was der Preis für unser aller Überleben sein sollte. Als er endlich sprach, klang seine Stimme wie die eines Toten.
»Ihr habt das gewußt, nicht?« flüsterte er. Die Worte galten den vier Schreckensgestalten, aber er sah sie nicht an. Er sah überhaupt nichts an. Sein Blick ging ins Leere. »Ihr habt alles gewußt. Ihr habt gewußt, wie er sich entscheiden würde. Das Leben des einzigen Menschen, den er liebt, gegen das von zwanzig Unschuldigen.« Er stöhnte. »Die gleiche Wahl, vor die ihr mich gestellt habt.«
»Aber er hat anders entschieden, Bruder«, kicherte der Unheimliche hinter mir. »Seine Wahl war richtig. Er hat sich für den Schmerz entschieden. Du für die Schuld.«
Balestrano atmete hörbar ein. »Tötet... ihn nicht«, flüsterte er. »Ich flehe euch an, verschont ihn und die anderen. Sie sind unschuldig.«
»Das ist ja gerade die Pointe«, kicherte der Dämon. »Nein, nein, das Geschäft gilt. Es sei denn, du bietest uns etwas.«
Balestrano nickte. Sein Gesicht war starr. »Der Schmerz oder die Schuld«, wiederholte er die Worte des entsetzlichen Wesens. »O mein Gott, was habe ich getan.« Er stand auf, blickte einen Moment auf Priscylla und mich herab, und atmete hörbar ein. »Ich habe mich entschieden«, sagte er dann. »Verschont ihre Leben.«
»Und was bietest du uns dafür, Bruder?« fragte das grauenhafte Wesen. Seine Hände bewegten sich gierig.
»Mich«, sagte Balestrano mit fester Stimme. »Ihr habt erreicht, was ihr wolltet, Brüder. Ich... ich bin bereit. Nehmt mich.«
Und sie nahmen ihn.
E N D E
Und in vierzehn
Tagen lesen Sie:
Das Ding war fast hundert Yards hoch – ein Gigant aus Stahl und Kupfer und Stein. Es symbolisierte die Freiheit. Und es brachte den Tod. Denn mit der gewaltigen Statue war noch etwas anderes, unglaublich Fremdes nach New York gekommen; etwas, das sich nun zu regen begann, das seine unsichtbaren Klauen nach der Stadt ausstreckte. Und das auf der Suche war: nach einem Mann, den es töten mußte. Nach einem jungen, zierlichen Mädchen, dessen Geist das Böse in sich trug. Nach einem Buch, dem es dienen konnte. Der Mann war Robert Craven. Das Mädchen war Priscylla. Und das Buch das NECRONOMICON...
Der Koloß von New York
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