Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON
ich.
»Die Patrouille kommt zurück«, erklärte Slaughter triumphierend. »Unversehrt. Und mit einem Ihrer unbesiegbaren Tempelheinis als Gefangenen!« Er trat vom Eingang zurück und fuchtelte ungeduldig mit den Händen, als wir nicht schnell genug aus dem Zelt kamen.
Ich teilte seinen Optimismus allerdings nicht zur Gänze. Wenn sich dort draußen in der Wüste wirklich eine Abteilung von Jean Balestranos Tempelrittern aufhielt, war es schwer vorstellbar, daß sie sich von ein paar Kavalleriesoldaten überrumpeln ließ.
Andererseits hatten die Soldaten den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite. Der Templer, der Pedersen getötet hatte, hatte sichtlich nicht damit gerechnet, mich bei den Soldaten anzutreffen, und den Vereinigten Staaten von Amerika hatten die Tempelherren meines Wissens den Krieg noch nicht erklärt. Möglicherweise waren es auch nur zwei oder drei Mann gewesen. Ich hatte den Untergang der Drachenburg mit eigenen Augen mitangesehen. Wenn ihn einige der Angreifer überlebt hatten, mußten sie am Ende ihrer Kräfte sein.
Aber all diese Fragen waren reine Zeilenschinderei. Ich würde die Antworten in wenigen Minuten bekommen.
Slaughters ganze Truppe war am westlichen Ende des Lagers zusammengelaufen, von wo sich der Hufschlag der Patrouille näherte. Einzig die drei Soldaten, die auf den Felsen oberhalb des Lagers Aufstellung genommen hatten und mit schußbereiten Gewehren in die Nacht hinausstarrten, rührten sich nicht.
Unvermittelt blieb ich stehen und blickte noch einmal zu den drei nur als bloße Schatten erkennbaren Männern auf den Felsen hinauf. Der Hufschlag war jetzt schon sehr nahe gekommen, und beinahe glaubte ich in der Dunkelheit jenseits des Feuers schon die Gestalten der vier Reiter zu erkennen – aber die Männer dort oben bewegten sich nicht.
»Slaughter!« rief ich.
Slaughter reagierte nicht.
»Slaughter!« rief ich noch einmal, und jetzt so laut, daß sich ein paar der Kavalleriesoldaten herumdrehten und stirnrunzelnd in meine Richtung blickten. »Irgend etwas stimmt hier nicht.«
Aber es war schon zu spät, selbst wenn Slaughter auf meine Warnung gehört hätte – was er nicht tat.
Die Reiter waren heran. Sie ritten nicht im Galopp, aber doch sehr schnell, so daß der Gefangene, der zwischen ihnen ging, aus Leibeskräften rennen mußte, um nicht von dem Lasso zu Boden gerissen und mitgeschleift zu werden, mit dem er gefesselt war. Sie nahmen ihr Tempo auch nicht zurück, als sie näherkamen, so daß Slaughters Soldaten, die zusammengelaufen waren, instinktiv zurückzuweichen begannen.
Und in diesem Moment bewegten sich die Soldaten oben auf den Felsen.
Was danach kam, ging so schnell, daß ich nicht einmal mehr Gelegenheit zu einem erschrockenen Ruf fand.
Der Gefangene, der mit weit ausgreifenden Schritten zwischen den vier Reitern einherlief, stolperte plötzlich, schlug lang hin und wurde ein Stückweit mitgeschleift.
Dann ließ er das Seil los.
Und im gleichen Moment eröffneten seine vier Bewacher das Feuer auf Slaughters Männer.
Die Überraschung war vollkommen. Vier von Slaughters völlig überrumpelten Soldaten sanken getroffen zu Boden, aber schon peitschte die nächste Gewehrsalve, und wieder brachen zwei der Blauröcke in die Knie. Die anderen spritzten in heller Panik auseinander, als die vier Reiter ihren Tieren die Sporen in die Seiten trieben und auf sie zusprengten, unterstützt von dem fünften Mann, der jetzt kein Lasso, sondern ein Schwert in den Händen hielt. Und auch in den Händen der Reiter blitzten plötzlich tödliche Klingen, die sie auf die flüchtenden Soldaten heruntersausen ließen.
Abermals krachten Schüsse, aber es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, daß es nicht die vier Angreifer waren, sondern die Wächter oben auf den Felsen! Genaugenommen dauerte es bis zu dem Moment, in dem eine Gewehrkugel wie eine bösartige Bleihornisse an meinem Ohr vorbeisummte und neben mir in den Boden fuhr.
Instinktiv ließ ich mich fallen, rollte über die Schulter ab und landete unsanft auf der Nase, als ich die Bewegung beenden und aufspringen wollte, von meinen Fußfesseln aber nachhaltig daran gehindert wurde.
Mein Mißgeschick rettete mir das Leben, denn der nächste Schuß war besser gezielt gewesen: die Kugel pfiff genau dort entlang, wo sich mein Kopf befunden hätte, wäre ich aufgestanden. Hastig kroch ich auf Händen und Füßen ein Stück zur Seite und richtete mich erst wieder auf, als ich im Sichtschutz des Zeltes
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