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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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in sein Versteck zurückgekehrt, nachdem er satt war –«
    »Satt?« unterbrach ich ihn. »Warum satt?«
    »Ach ja.« Er blieb stehen. »Du kannst ja nicht wissen... Wir mußten dich bis Paddington tragen und dort eine Kutsche anhalten, um dich hierher zu bringen. Während wir im Keller nach dir suchten, hat der Golem... nun, Lucky ist tot.«
    Das Pferd, das unsere Kutsche gezogen hatte! Ich mußte schlucken. Rowlf hatte das sanfte, gehorsame Tier sehr gemocht, und auch mir war es in den fast drei Jahren, seit ich hier eingezogen war, ans Herz gewachsen. Meine Wut auf dieses von Gott verfluchte Monstrum wuchs noch an. Ich ballte die Fäuste und starrte zur Decke. Eine Zeitlang sagten wir nichts.
    »Ich gehe also und besorge das Mittel für dich«, brach Howard endlich das Schweigen. »Ruh dich noch ein wenig aus. Und trink einen Schluck Cognac; wird dir guttun.« Er nahm eine gefüllte Karaffe von der Kommode, goß mir ein Viertel Glas ein und stellte es neben mir auf den Nachttisch. Ich streckte mich wieder auf dem weißen Laken aus und blickte ihm nach, wie er mit schnellen Schritten den Raum durchmaß und die Tür lautlos hinter sich verschloß.
    Kaum war er verschwunden, da klang eine wohl vertraute Stimme über und hinter mir auf.
    »Hartnäckig bist du, das muß ich dir lassen. Willst du dich nicht bedanken? Schließlich hab’ ich dir das Leben gerettet.«
    Ich bog den Kopf zurück, so weit es mir möglich war. Auf der Rückenlehne meines Bettes turnte ein kleiner dicker Kobold herum und blinzelte mir aus gelben Eulenaugen zu.
    Fast hätte ich aufgelacht. »Das Leben gerettet?« fragte ich höhnisch. »Wem habe ich mein Pech denn zu verdanken?«
    »Och, das...«Gurk kratzte verlegen an seiner dicken Nase herum. »Weiß du«, begann er dann, »es ist nicht etwa so, daß ich dir aus reiner Bosheit Unglück bringe, Robert. Es ist vielmehr...« Er zögerte einen Moment und suchte offenbar nach passenden Worten. »Ein Fluch. Mein Schicksal. Du kannst es nennen, wie du willst. Ich kann eben nicht heraus aus meiner Haut. Und ich muß mein Soll erfüllen.«
    »Dein Soll? Was um alles in der Welt... Willst du mir weismachen, du bekommst für jedes Mißgeschick, das du mir zufügst, einen... einen Punkt?« fragte ich ungläubig. Natürlich, dieser unnütze Gnom wollte mich wieder verschaukeln.
    »Aber nein!« Er war wirklich entrüstet. »Wofür hältst du mich – warte, denk es lieber nicht!«
    Unwillkürlich mußte ich grinsen. Das konnte nur einer seiner skurrilen Scherze sein! Ich drehte mich ein wenig zur Seite und streckte die Hand nach dem Cognacschwenker auf dem Nachttisch aus. Vom Reden war mein Mund trocken geworden.
    Aber ich führte die Bewegung nicht zu Ende. Das Glas war leer!
    »Ein seltsames Wasser«, meldete sich Gurk über mir und schleckte sich die Lippen, »so was hab’ ich noch nie gekostet. Schmeckt aber gar nicht mal so schlecht.«
    Ich versuchte mit aller Macht, die Idee, die mir gerade kam, aus meinen Gedanken zu verbannen. Mit einem Stöhnen schwang ich die Beine aus dem Bett, beugte mich zu der Karaffe hinüber und füllte das Glas bis zum Rand.
    »Du mußt durstig sein«, sagte ich mit meinem sonnigsten Lächeln auf den Lippen. »Nach zweihundert Jahren Salmiak muß ein Glas Wasser ja wie Nektar schmecken, was?« Ich versuchte zu lachen, aber der stechende Schmerz in meinem Nacken machte ein gequältes Ächzen daraus.
    Gurk schwang sich mit der Grazie eines Kartoffelsacks zu Boden und kugelte näher. Ich reichte ihm das Glas. Er leerte es in einem Zug. Ein seliges Funkeln trat in seinen Blick.
    »Gut, was?« fragte ich und schenkte wieder nach.
    »Auschgezeischnet!« tönte er und kippte den scharfen Alkohol in bekannter Manier. Als ich das Glas erneut gefüllt hatte, war die Karaffe fast leer. Ich ließ mich auf das Bett zurücksinken und betrachtete den kleinen Kobold aus den Augenwinkeln.
    Eine Zeitlang versuchte er sich den Cognac in die Nase zu schütten, bevor er seinen Mund fand. Dann rülpste er lautstark und hüpfte mit einem Jauchzen auf das Fußende meines Bettes.
    »Ein... ein tolles Wäscherschen«, lallte er und ließ sich lachend zurückfallen. »Du bischt ein – hups – ein wahrer Freund!«
    »Und einem wahren Freund kann man doch vertrauen, was, Gurk«, versuchte ich mein Glück. »Du brauchst doch keine Geheimnisse vor mir zu haben, alter Kumpel.«
    »Da hatter recht!« brüllte Gurk und schlug mir die Faust freundschaftlich in die Magengrube. »Was willste wissen,

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