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Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Titel: Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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hindurchstürze, rasend schnell, millionen- und abermillionenmal schneller als das Licht, schneller als ein Gedanke. Trotzdem dauert der Sturz Ewigkeiten. Und schließlich, an seinem Ende, ein Licht, ein Schein, der so strahlend hell und von einer solchen Farbe war, daß Worte nicht ausreichen, ihn zu beschreiben. Plötzlich ist das Wissen da, daß hinter diesem Licht etwas liegt, etwas Wunderschönes und Entsetzliches zugleich, etwas, das das Ziel jeglicher menschlichen Existenz sein muß und in das wir alle eines Tages eintauchen.
    Aber ich erreiche es nicht.
    Plötzlich ist ein Gesicht da, gigantisch und sonderbar vertraut – mein eigenes Gesicht. Und doch nicht. Älter. Weiser? Auf jeden Fall erfahrener. Härter auch. Und eine Stimme, die zu mir spricht, ohne zu sprechen. Dann greift irgendetwas nach mir, etwas Starkes und Düsteres, zerrt mich herum und wieder hinein in den finsteren Tunnel, den Weg zurück, den ich gekommen bin. Ich versuche mich zu wehren, denn ich will nichts mehr als dieses wunderschöne Licht berühren, der Verlockung nachgeben, die sich hinter ihm verbirgt, aber ich habe keinen Körper, um mich zu schlagen, keine Stimme, zu schreien.
    Mit ungeheurer Kraft werde ich zurückgerissen, fort von der himmlischen Helligkeit und hinab in –
    ja, wohin eigentlich?
    Was ist das Gegenteil des Himmels?

    * * *

    Obwohl Mitternacht längst vorüber war und die Nacht dem nächsten Morgen näher als dem vorangegangenen Abend, war die Stadt noch voller Leben. Rowlf und sein unfreiwilliger Kampfgefährte waren länger als eine Stunde ziellos durch die Stadt geirrt, die Menschen, die hier im Zentrum trotz der späten Stunde noch unterwegs waren, als Deckung nutzend.
    Frankenstein hatte wenig gesprochen, und Rowlf spürte, wie schockiert er noch immer war. Niemand hatte es gewagt, sie anzusprechen – was wohl weniger an ihrem verdreckten und abgerissenen Aussehen als an Rowlfs zur Zeit überaus schlechtgelaunten zweihundertsiebzig Pfund Lebendgewicht lag, mit denen er für sich und Frankenstein freie Bahn schuf.
    Schließlich waren es Müdigkeit und die immer stärker werdenden Schmerzen in seinem Rücken, die ihn zwangen, eine Pause einzulegen.
    Sie hatten die City durchquert und Zuflucht in einem kleinen, an drei Seiten von hohen Mauern umschlossenen Hinterhof gesucht, wo sich Rowlf mit einem unterdrückten Stöhnen auf einen Mauervorsprung sinken ließ.
    »Ich kann nich’ mehr«, murmelte er. »Ich brauch’... ‘ne Pause. Nur’n Moment.«
    »Sie brauchen etwas ganz anderes, mein Lieber«, sagte Frankenstein kopfschüttelnd. »Ziehen Sie die Jacke aus. Ich will mir Ihren Rücken ansehen.«
    Er streckte die Hände nach Rowlf aus, aber der rothaarige Riese schlug seinen Arm mit einer zornigen Bewegung zur Seite.
    »Mir fehlt nix!« fauchte er. »Ich brauch’ nur ‘n bißchen Ruhe.«
    Frankenstein seufzte, hob ganz langsam die Hand und berührte beinahe flüchtig Rowlfs Rücken.
    Rowlf brüllte vor Schmerz.
    »Ihnen fehlt also nichts, wie?« Frankenstein schüttelte den Kopf. »Mein lieber Freund, ich habe Ihre Rückenwirbel über eine Distanz von fünf Yards knacken hören. Von Rechts wegen sollten Sie eigentlich tot sein. Und jetzt ziehen Sie endlich die Jacke aus.«
    Rowlf zögerte. Unsicher setzte er dazu an, Frankensteins Befehl nachzukommen, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne.
    »Versteh’n Se denn was davon?« fragte er mißtrauisch.
    Viktor Frankenstein runzelte verärgert die Stirn. »Ich bin zufällig Arzt«, sagte er.
    »Aber ich hab’ gedacht, Sie schnippeln nur an Toten rum.«
    Gegen seinen Willen mußte Frankenstein lachen. Aber er wurde sofort wieder ernst. »Möglicherweise werde ich das auch bald, wenn Sie nicht vernünftig sind, Rowlf«, sagte er. »Sie sind der stärkste Mensch, den ich jemals gesehen habe, aber auch Sie bestehen nur aus Fleisch und Blut.« Er seufzte. »Ganz im Gegenteil zu den beiden Männern, die Howard entführt haben«, fügte er hinzu, während er neben Rowlf in die Hocke ging. »Was waren das für sonderbare Wesen? Doch keine Menschen, oder?«
    Rowlf sog hörbar die Luft ein, als Frankensteins Finger mit kundigen, aber alles andere als sanften Bewegungen über seinen Rücken fuhren.
    »Ihre andern Patienten sin’ wohl nich’ so zimperlich, wa?« fragte er.
    Frankenstein lachte leise. »Kaum«, gestand er. »Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wer waren diese beiden Männer? Mein Gott. Sie haben dem einen das Schaufelblatt direkt ins

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