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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Guillaumes Ohren klang das Geräusch wie ein leises, böses Lachen; vielleicht auch das Huschen und Knistern winziger horniger Krallen, die irgendwo hinter ihnen in der Dunkelheit gewetzt wurden.
    Und immer noch hatte er das sichere Gefühl, beobachtet zu werden.
    Es war nicht nur Einbildung. Die Dunkelheit starrte ihn an. Irgendwo waren Augen, verborgen hinter dem Schleier wattigen grünen Lichtes, das nur den Eindruck von Helligkeit vermittelte. Sie waren nicht allein in der Schwarzen Stadt.
    De Banrieux hatte das steinerne »V« erreicht und kniete nieder. Behutsam begann er, mit der behandschuhten Rechten den Sand fortzuwischen, bis der schwarze Basaltboden wieder bloß und glänzend dalag.
    Auf dem sorgsam geglätteten Stein waren Symbole zu erkennen: ineinander verschlungene Schlangenlinien, die einen sonderbar asymmetrischen und unmöglich zu beschreibenden Umriß bildeten. Renard zögerte, und Guillaume spürte deutlich, wieviel Überwindung es ihn kostete, seine Angst noch einmal niederzukämpfen und das Schwert aus dem Gürtel zu ziehen.
    Die armlange Klinge knirschte bedrohlich, als Renard de Banrieux sie in den schmalen Spalt im Stein schob und als Hebel benutzte. Für einen winzigen Moment sah es eher so aus, als würde sie unter seinem Druck zerbrechen, statt den Spalt im Fels zu erweitern, aber dann erscholl ein sonderbar heller, seufzender Laut, und vor den Füßen der beiden Tempelritter schwang ein guter Quadratmeter des schwarzen Steines in die Tiefe; nahezu lautlos und sanft wie eine Feder. Guillaume hatte den Mechanismus, der diese steinerne Falltür so sacht zu bewegen vermochte, bei seinem ersten Besuch vergeblich zu ergründen versucht. Diesmal verschwendete er keinen Gedanken daran.
    Hintereinander schwangen sich die beiden Tempelritter in die Tiefe. Das grüne Leuchten war auch hier allgegenwärtig, so daß sie die schmalen, in die Wand hineingemeißelten Stufen deutlich erkennen konnten. Irgendwo, wenige Meter unter ihnen, verloren auch sie sich in grüner Unendlichkeit, als wäre der Schacht mit leuchtendem Wasser gefüllt, und einen Moment lang mußte sich Guillaume mit aller Gewalt gegen die Vorstellung wehren, daß dieser Höllenschacht geradewegs bis ins Zentrum der Erde hinabführte und ein einziger Fehltritt einen Sturz über Meilen und Meilen zur Folge haben würde. Der Schacht war nur wenige Meter tief, das wußte er. Aber es war ein entsetzliches Gefühl, nicht zu sehen, wohin einen der nächste Schritt fahren würde.
    Selbst als sie den Grund des Schachtes erreichten und wieder festen Boden unter den Füßen hatten, wurde es nicht besser. Die Angst gehörte so sehr zu der Schwarzen Stadt wie ihr lichtschluckender Fels und der grüne Schein.
    Sie befanden sich in einer kleinen, vollkommen runden Kammer, von der zahllose niedrige Stollen abzweigten; offenbar der Ausgangspunkt eines ungeheuerlichen Labyrinthes, das sich weit unter der Schwarzen Stadt und der Wüste erstreckte. Guillaume dachte einen Moment darüber nach, welche finsteren Geheimnisse und üblen Dinge sich wohl noch in ihren schwarzen Eingeweiden verbergen mochten, zog es aber vor, nicht weiter darüber nachzudenken, und suchte statt dessen nach der Markierung, die Renard und er das letzte Mal zurückgelassen hatten.
    Er fand sie fast sofort: eine schmale, von der Klinge eines Schwertes stammende Scharte auf halber Höhe der Wand, die wie ein Pfeil auf einen der Gänge wies.
    Noch einmal zögerte er, der Einladung zu folgen, dann vertrieb er seine Angst endgültig, duckte sich und drang mit raschen Schritten in den felsigen Gang ein. Irgendwo hinter ihm bewegte sich etwas, sehr deutlich diesmal, und Guillaume war sicher, daß es nicht Renard gewesen war – aber er schob den Gedanken mit aller Willenskraft von sich und zwang sich dazu, sich nur auf das vor ihm liegende Stück Weges zu konzentrieren.
    Es war nicht sehr weit. Schon nach einem guten Dutzend Schritte endete der Gang vor einer gewaltigen, schwarzen Tür aus Basalt, auf der sich die sinnverdrehenden Muster und Linien der Falltür wiederholten. Diesmal mußten sie ihre Schwerter nicht zu Hilfe nehmen, um weiterzukommen: Die Tür schwang wie von Geisterhand (wieso wie? dachte Guillaume hysterisch. Es waren Geisterhände!!!!) bewegt auf und gewährte ihnen Einblick in die dahinterliegende Kammer.
    Es war der einzige Teil der Schwarzen Stadt, der nicht aus lichtfressendem Basalt erbaut war. Die Wände waren grau, vom unangenehmen matten Grau blindgewordener

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