Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn
gekochter Hirse und gebratenen Fleischstückchen angehäuft, die zweite einen silbernen Pokal aus einer bauchigen Kanne gefüllt und die dritte eine Wasserpfeife entzündet hatte, legten sie sich wie zufriedene große Katzen auf den Boden und spielten mit ihren Halsbändern, von denen jedes einen großen Edelstein trug.
Was für eine sinnlose Verschwendung von Sklavinnen, dachte Scheik Achmed voller Neid, während er den Becher zur Hand nahm und trank. Ein fremdartiger, aber nicht unbedingt unangenehmer Geschmack breitete sich auf seiner Zunge aus. Eine sonderbare Wärme erfüllte ihn, und plötzlich begriff Scheik Achmed, was er da trank!
Mit einem Schrei schleuderte er den Becher von sich und spie die noch im Mund befindliche Flüssigkeit auf den Boden.
»Allah!« keuchte er, hin und her gerissen zwischen Ekel, Entsetzen und purer Wut. »Willst Du mich um das Paradies bringen? Du weißt doch, daß der Prophet Mohammed dieses Teufelsgetränk verflucht hat, und alle, die davon trinken!«
»Sagt dir etwa mein Wein nicht zu?« fragte Nizar fröhlich und hielt seinen Rubin vor das rechte Auge, so daß er Scheik Achmed wie durch ein rotes Monokel ansah. »Tz, tz – du bist sehr undankbar, mein Freund. Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut, dieses famose Getränk für dich herbringen zu lassen, und du dankst es mir, indem du meinen Boden bespuckst und mich beleidigst.« Seine Stimme wurde um eine Winzigkeit schärfer. »Nun sieh mich wenigstens an, wenn ich mit dir rede.«
Achmed gehorchte –
und erstarrte mitten in der Bewegung.
Der durch den Rubin verstärkte Blick des Zauberers traf ihn wie ein Hammerschlag; eine weißglühende Flamme, die sich sengend in sein Gehirn hineinfraß und eine Spur aus Schmerzen und Lähmung zurückließ. Er versuchte, sein Gesicht mit den Händen zu schützen, doch der unsichtbare Feuerstrahl brannte sich unbarmherzig tiefer. Die Schmerzen wurden so stark, daß Scheik Achmed das Gefühl hatte, sein Körper wäre nur noch eine einzige, zuckende Wunde, jeder einzelne Nerv von weißglühenden Zangen ergriffen und verbrannt. Haltlos stürzte er nach vorne und schlug sich Stirn und Lippen auf dem Boden blutig. Aber er hatte nicht einmal mehr die Kraft für ein Stöhnen.
»Du wirst meinen Wein trinken!« drang Nizars Stimme in seine Gedanken ein. »Und du wirst auch das Schweinefleisch essen, das auf dem Teller liegt, egal, wie sehr Mohammed den Genuß von Wein und Schweinefleisch verboten hat!«
Der Gedanke, das Undenkbare tun zu sollen, gab Scheik Achmed noch einmal Kraft. Für einen winzigen Moment gelang es ihm sogar, die entsetzliche Lähmung zu überwinden, mit der ihn Nizars Blick erfüllte. »Nein! Niemals!« heulte er. Mühsam wälzte er sich herum, stemmte sich mit der Kraft der Verzweiflung auf Knie und Ellbogen hoch und versuchte vor Nizar davonzukriechen. Nizar lachte nur und verstärkte die Kraft seines magischen Blickes, bis der alte Araber mit einem letzten Schrei zusammensank und bewußtlos liegenblieb.
Mit einem beinahe bedauernden Seufzen senkte Nizar den Rubin und gab der größten der drei Frauen einen knappen Wink.
Als Scheik Achmed aus seiner feuerverzehrten Ohnmacht erwachte, stand der Becher frisch gefüllt vor ihm, und seine rechte Hand lag auf dem Teller. Er starrte beide Dinge voller Abscheu an und wollte sie wegstoßen, doch seine Hände gehorchten ihm nicht mehr, sondern erwachten zu einem gespenstischen Eigenleben. Die Finger seiner Rechten ergriffen das größte Fleischstück, packten es und führten es zu seinem Mund.
Als das Fleisch seine Lippen berührte, biß er die Zähne zusammen. Doch auch seine Kiefern versagten ihm den Dienst und öffneten sich so weit, daß ihm beinahe die Mundwinkel aufgerissen wurden. Dann stopfte seine Rechte das Fleisch in den Mund. Sofort begannen seine Zähne, den Bissen zu zerkauen, die Muskeln in seinem Hals machten sich selbständig und schluckten gegen seinen Willen. Weißglühende Lava schien seinen Magen zu erfüllen. Ein kaltes, jeder Beschreibung spottendes Entsetzen erfüllte seinen Geist. Gleichzeitig schloß sich die Linke um den Weinbecher und schüttete den ganzen Inhalt in seine Kehle. Scheik Achmed erstickte fast, da ihm ein Teil des Weines in die Luftröhre geriet, und sank hustend und nach Luft ringend zu Boden.
»Nun kennst du meine Macht!« sagte Nizar freundlich. »Möchtest du noch mehr? Nur keine falsche Bescheidenheit, mein lieber Freund. Es ist genug da.« Er kicherte böse.
Scheik Achmed
Weitere Kostenlose Bücher