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Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Titel: Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mit dem lebensspendenden Naß und reichte ihn mir mit einer freundlichen Geste, fast, als hätte er meine Gedanken erraten. Aber möglicherweise war das auch kein Kunststück, wenn man mitten in der Wüste einen Mann in meinem Zustand traf.
    »Trinke zuerst nur diesen Becher, Sidi, damit sich dein Magen wieder an Wasser gewöhnt. Danach wirst du genug bekommen, um deinen Durst stillen zu können.«
    Ich faßte den Becher mit beiden Händen und führte ihn so hastig an meine aufgesprungenen Lippen, daß ein Teil des Wassers überschwappte, meine Brust herabrann und das verkrustete Blut und den Sand zu einem bizarren Gemälde vermischte. Das Wasser war so kühl, daß es in meiner Kehle brannte, aber ich setzte den Becher erst wieder ab, nachdem ich ihn bis auf den letzten Tropfen geleert hatte. Auffordernd hielt ich ihn meinem Retter entgegen. Doch der Araber legte seine Hände auf meine Arme und schüttelte den Kopf.
    »Halte ein, Sidi. Es wäre gefährlich, jetzt hastig zu trinken. Komm – laß mich nach deinen Wunden sehen.« Er gab nicht eher Ruhe, bis ich mich im Schatten einer Palme auf den Boden gesetzt und mein Hemd ausgezogen hatte. Dann untersuchte er meine Verletzungen. Er besaß kundige Hände, und er war äußerst geschickt. Innerhalb kurzer Zeit hatte er all die zahllosen kleinen Verletzungen mit einem Minimum an Wasser peinlich sauber gewaschen. Dann strich er eine gelbe, streng riechende Salbe auf die größten Wunden und verband sie mit einigen langen Leinenstreifen.
    Auch meine übrigen Blessuren versorgte er sehr rasch. Zum Dank, daß ich alles still und ohne zu jammern über mich ergehen hatte lassen, erhielt ich einen zweiten Becher Wasser und einige Datteln. Während ich diese karge Mahlzeit mit Genuß verzehrte, bemühte sich der Araber, die bescheidenen Reste meiner Kleidung in einen tragbaren Zustand zu versetzen. Ich erinnerte mich daran, daß ich es bis jetzt versäumt hatte, mich für meine Rettung zu bedanken, und beschloß, dies schleunigst nachzuholen.
    »Du bist gerade noch zur rechten Zeit gekommen«, begann ich, und setzte mit einem etwas verunglückten Lächeln hinzu: »Sonst hätten mich diese Kerle um meinen Kopf erleichtert. Besten Dank dafür!«
    Irrte ich mich, oder trat wirklich ein unwirscher Schimmer in die großen, dunklen Augen?
    »Hätte ich dich aus den Händen von Räubern befreit, so besäßest du vielleicht Grund, mir zu danken. Doch diese Templer sind es nicht wert, daß du deinen Atem an sie verschwendest. Ich habe es nicht für dich getan.«
    Ich spürte den Haß in seinen Worten; einen Haß, der den Templern galt. Ich begann mich über die seltsame Persönlichkeit des Fremden zu wundern.
    »Mein Name ist Robert Craven. Ich komme aus London«, sagte ich, um das unbehaglich werdende Schweigen zu brechen, das zwischen uns entstanden war.
    Der Fremde warf meine ruinierte Jellaba endgültig fort und holte aus seiner Satteltasche einen anderen Überwurf. Er war so dunkel wie der, den er selber trug. Und er strömte denselben, düsteren Hauch aus wie mein Retter selbst.
    »Trage ihn mit dem Wissen, Mann aus Inglistan, in der Kleidung dem Schatten des Todes gleich zu sein. Denn so nennt man mich – Sill el Mot.«
    Ein Kübel Eiswasser, der plötzlich aus heiterem Himmel über mir ausgegossen worden wäre, hätte mich kaum mehr erschrecken können. Für einen Moment stockte mir der Atem.
    »Sill... el... Mot?« wiederholte ich stockend
    Henry Baskervilles Diener hatte mir von diesem Mann berichtet, und ich hatte mich in der umfangreichen Bibliothek von Baskerville Hall näher darüber informiert. Vor mir stand ein Mann, der schon zu seinen Lebzeiten eine Legende geworden war. Niemand wußte seinen wirklichen Namen. Doch wo immer er auch auftauchte, legte sich der Tod wie ein dunkler Schatten über das Land. Deswegen hatten die abergläubischen Bewohner der Wüste ihm auch diesen Namen gegeben: Schatten des Todes.
    Sill el Mot galt als erklärter Todfeind der Tempelritter. In den Annalen des Ordens standen viele Brüder verzeichnet, die seinen Pfeilen und seinem Schwert zum Opfer gefallen waren. Der Orden hatte schon oft versucht, Sill el Mot zu jagen. Doch so sehr sie sich auch anstrengten, der Gejagte schien wie von der Wüste verschlungen. Nur die toten Templer, die man von Zeit zu Zeit halb vom Sand begraben fand, zeugten davon, daß er noch existierte und wieder zum Jäger geworden war.
    Ich sah mir diese lebende Legende genauer an, spürte die Kraft, die in ihm

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