Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
Gefährten nahmen.
Keiner achtete mehr auf mich, denn alle Augen richteten sich auf Sill el Mot, der schwerfällig aufstand und mit taumelnden Schritten de Guivacs Riesenroß auszuweichen versuchte. De Guivac stellte sich noch immer nicht zu einem fairen Kampf, sondern versuchte Sill mit seinem gewaltigen Panzerpferd niederzureiten.
Innerhalb von Augenblicken war ich von waffenschwingenden Arabern umringt. Sie hätten mich am liebsten in Stücke gehackt, doch noch hielt sie die Furcht vor der Schußwaffe in meiner Hand zurück.
De Guivac spielte unterdessen weiter Katz und Maus mit meinem Gefährten. Er hätte Sill el Mot schon längst den entscheidenden Schlag geben können. Doch er wollte sich für die Wunde rächen, die Sill ihm beigebracht hatte. Immer wieder ließ er seinen Riesengaul antraben und riß ihn so scharf herum, daß Sill ein ums andere Mal von dem Pferdeleib in den Sand gestoßen wurde.
Die Templer und Mamelucken jubelten begeistert, als Sill das Schwert aus der Hand geprellt wurde und einige Meter von ihm entfernt in den Sand fiel. Er wollte der Waffe sofort nach, doch de Guivac drängte ihn mit dem Pferd zurück. Ein Mameluck trat vor und hob das prachtvolle Schwert auf.
»So, du Wüstenfloh«, sagte de Guivac böse. »Jetzt zeig, was du kannst.« Und damit sprengte er abermals los.
»Sohn einer Hündin und eines räudigen Schakals!« brüllte Sill. Im nächsten Moment mußte er schon wieder hastig beiseite springen.
»Mach ein Ende, Bruder de Guivac«, forderte de Saint Denis mit scharfer Stimme.
De Guivac ließ sein Pferd einige Schritte rückwärts gehen und hob sein Schwert zum entscheidenden Schlag.
Im selben Moment schnellte Sill el Mot nach vorn, packte mit der rechten Hand die Nüstern des Hengstes und bog seinen Kopf mit einer schnellen Bewegung herum. Den Bruchteil einer Sekunde stand das Pferd noch auf seinen vier Beinen. Dann knickte er mit den Vorderbeinen ein und stürzte wie vom Blitz gefällt zu Boden.
De Guivac landete scheppernd im Sand und blieb bewegungslos liegen. Bevor die wie erstarrt stehenden Templer und Mamelucken reagieren konnten, war Sill schon bei ihm, trat ihm das Schwert aus der Hand und öffnete sein Visier.
Das Gesicht dahinter war bleich, die Augen weit geöffnet. Aber sie sahen nichts mehr. De Guivac war tot.
Er hatte sich das Genick gebrochen.
Sill erhob sich und trat schwer atmend einige Schritte zurück. »Der Kampf ist vorbei. Ich habe ihn besiegt. Erinnere dich an deinen Schwur«, schrie er, als die Mamelucken vor Wut und Enttäuschung heulend von ihren Pferden sprangen.
Guillaume de Saint Denis blieb still auf seinem Streitroß sitzen, als seine Leute über Sill herfielen. Sill konnte nicht einmal das Schwert des toten Templers benützen, so eng hingen die Mamelucken an ihm. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung schüttelte er zwei oder drei der Kerle von sich ab, trat einem die Beine unter dem Leib weg und stieß einem anderen den Dolch in den Arm.
Dann traf ihn de Mere mit einem brutalen Schlag seines Speerschaftes am Handgelenk und prellte ihm die Waffe aus der Hand.
De Saint Denis deutete auf mich.
»Packt ihn!«
Ich feuerte den Revolver in rascher Folge leer und schleuderte die nutzlos gewordene Waffe dem nächstbesten Mamelucken ins Gesicht. Drei, vier Männer wichen schreiend zurück, aber sofort füllte ein halbes Dutzend anderer die Lücke.
Zu meinem Glück war das Knäuel um mich so dicht, daß sich die Männer gegenseitig behinderten. Trotzdem schrammte eine Speerspitze schmerzhaft über meine Schulter. Ein Mameluck packte mich am Bein und stach mit seinem Dolch nach meiner Wade. Ich trat ihm mit aller Kraft ins Gesicht.
Einige Kerle kletterten wie Affen an dem Kamel hoch, faßten nach meinen Kleidern und versuchten mich aus dem Sattel zu ziehen. Einen konnte ich mit dem Stockdegen abwehren. Dann legte sich eine Schlinge von hinten um meinen Hals. Ich griff mit beiden Händen zu. Bevor ich meine Finger unter den Strick zwängen konnte, schlossen sich drei, vier Hände um meine Arme. Ich wurde gepackt, vom Kamel gezerrt und entwaffnet, alles in Bruchteilen von Sekunden. Schläge und Tritte prasselten auf mich herab.
Dann sah ich einen Speerschaft auf mich zurasen und spürte einen harten Schlag.
Und dann nichts mehr.
* * *
Als ich wieder zur Besinnung kam, hatten drei Mamelucken mich so kunstgerecht verschnürt, daß ich mich nicht mehr rühren konnte. Sill el Mot lag neben mir im Sand, gefesselt wie ich, aber in
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