Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
still. Sehr still.
Auch ich schluckte, als ich Sills feingezeichnetes, ovales Gesicht sah; ihre dünnen, wie mit schwarzen Tuschestrichen gezeichneten Brauen, das lange, bis zu den Hüften fallende, dunkelbraune Haar.
Sill el Mot, der sagenumwobene Templerjäger, war eine Frau!
* * *
ER wurde unsicher. Etwas war geschehen, was ER nicht erwartet hatte. ER war sich so sicher gewesen, daß die Angreifer nicht über SEINE erste Verteidigungsstellung hinwegkommen würden.
Einige Augenblicke hatte es auch so ausgesehen. Der von IHM erzeugte Sandstrahl hatte die Feinde und ihre Reittiere in Panik versetzt und wie Blätter im Wind verweht.
Seine aus den Felsen geschaffenen Krieger schienen nur noch die Reste der Angreifer beiseite räumen zu müssen. Doch ER hatte sich von diesem augenscheinlichen Anfangserfolg blenden lassen und den Anführer der Feinde, der noch immer unbeirrt auf seinem Pferd saß, im ersten Moment gar nicht beachtet.
Bis es zu spät gewesen war. Plötzlich hatten andere magische Energien das Spiel SEINER Kraftströme gestört und IHM die Kontrolle über den Sandstrahl entrissen. Fassungslos mußte ER miterleben, wie der Mensch die Kraft des Sandstrahls noch verstärkte und ihn dann gegen die Felstrolle einsetzte. Innerhalb von Sekunden war SEINE erste Verteidigungslinie vernichtet.
Die Templer stürmten von diesem Sieg beflügelt weiter und drangen tiefer und tiefer in SEINE Wüstenfestung ein. Zunächst hatte ER sich ihrem Vormarsch mit aller Kraft entgegengestemmt, hatte um jeden Meter Boden gerungen. Was hatte ER ihnen nicht alles in den Weg gelegt: aus dem Nichts geschaffene Barrieren aus Kristallgestein, das so scharfkantig war, daß niemand darüber hinwegklettern konnte. Doch die magische Kraft des Anführers hatte die künstlichen Gebilde in wenigen Augenblicken zerfallen lassen.
Ein Sandsturm war das nächste Hindernis gewesen, und zuletzt hatte ER versucht, die Eindringlinge in einem Raum der Wüstenburg einzumauern. Doch jedesmal war es dem Anführer der Templer gelungen, die Energien zu absorbieren und unwirksam zu machen, ja er hatte die Kraft sogar gegen IHN selbst gerichtet. IHN schauderte, als ER sich der Schmerzen erinnerte, die IHN während des magischen Kampfes gepeinigt hatten. Und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte ER so etwas ähnliches wie Angst.
Sicher konnten sich die Zauberkräfte des Desert-Masters nicht im geringsten mit SEINEN eigenen Energien messen. Doch ER mußte mit den Waffen kämpfen, die IHM sein Gegner aufgezwungen hatte. Und diese Wahl war nicht gerade zu seinen Gunsten ausgefallen.
Zudem vermißte ER zum ersten Mal, seit ER das Yighhurat erzeugt hatte, die Kräfte, die ER in diese magische Manifestation eingeschlossen hatte. Mit ihrer Hilfe wäre es IHM ein leichtes gewesen, sich dieser aufdringlichen Fliegen zu erledigen. Doch ER mußte im Gegenteil damit rechnen, daß die Kräfte des Yighhurats schon bald gegen IHN eingesetzt wurden.
Es war bereits in die Hände der Templer gefallen. Und wenn der Mann, der es gerade trug, auch nichts mit seinen magischen Möglichkeiten anzufangen wußte, der Desert-Master wußte dies gewiß.
Wenn es soweit war, sanken SEINE Chancen, sich in dieser Zeitebene zu halten, auf den Nullpunkt. Schon jetzt lieferte ER den eindringenden Templern nur noch hinhaltenden Widerstand, denn ER hatte erkannt, daß SEINE Kräfte in den Außenregionen der Burg nicht stark genug waren, um den Desert-Master zu besiegen.
ER würde sich mit fortdauernden, heftigen Kämpfen nur sinnlos erschöpfen. ER brauchte Zeit, bis ER die Templer in den Teil der Festung gelockt hatte, in dem SEINE Kräfte stark genug waren, um sich mit dem Master messen zu können. Doch gerade Zeit war das wenigste, was ER besaß. Schon in wenigen Stunden würde der Abgesandte des Desert-Masters mit dem Yighhurat eintreffen.
ER überlegte schon, ob er sich ganz aus dieser Zeit zurückziehen sollte selbst auf die Gefahr hin, sie niemals wiederzufinden. Doch zu fliehen hieß, Den Dreizehn diese Zeitepoche zu überlassen. Und ER hatte geschworen, sie zu bekämpfen, wo immer sie zu finden waren.
* * *
Hendrik van Retten spaltete dem Felstroll mit einem schnellen Schlag den Rumpf mittendurch. So entsetzlich die Wesen aussehen mochten – zwei Meter hohe Giganten aus scharfkantigem Fels, mit grob gehauenen Gesichtern und Händen, die stark genug erschienen, einen Mann mit einer spielerischen Bewegung zu zermalmen –, so verwundbar waren sie. Schon ein
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