Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
wollen. Vor allem de Guivac wurde immer nervöser. Immer wieder blickte er wie gebannt auf sein Schwert, dann plötzlich fuhr er hoch und schrie: »Heh, du elendes Wüstenschwein! Mit dem Bogen kann jedes Kind umgehen. Doch des Kriegers wahre Waffe ist das Schwert! Komm her, wenn du dich traust, und ich werde dich in zwei Teile spalten!«
»Willst du kläffender Hund etwa mit mir kämpfen?« höhnte Sill de Mot.
De Guivac lachte. »Kämpfen? Ich kämpfe nicht mit Kindern. Aber komm her und hol dir die Tracht Prügel ab, die einem Großmaul wie dir zusteht!«
Sill ballte zornig die Fäuste – und hängte demonstrativ den Bogen über den Sattelknauf. »Bei Allah, er will es wirklich, Sidi.« Er schüttelte den Kopf und sah mich an. »Er scheint der einzige dieser Bande räudiger Schakale zu sein, der noch einen Rest von Ehre im Leib hat. Gib auf die Mamelucken acht, ich traue diesen Schurken nicht über den Weg.«
De Guivac kam mit klirrender Rüstung auf uns zugeritten. Sill el Mot zurrte sich in aller Ruhe das Turbanende zurecht, das sein Gesicht verhüllte, warf mir seinen Haik zu und riß mit einem gellenden »Allahu akbar!« sein Schwert aus der Scheide.
»Ich bin bereit, Christenhund, mit dem Schwert der Rache gegen dich zu kämpfen! Doch ich fordere meinen Preis, wenn ich gewinne!«
De Guivac zügelte sein Pferd und sah zu de Saint Denis zurück. Der Templer nickte fast unmerklich.
»Was willst du?« fragte de Guivac.
»Dein Anführer und deine Gefährten sollen schwören, daß Craven und ich frei sind und unbehindert reiten können, wenn ich dich besiege.«
De Guivac lachte. »Schwört es ihm ruhig, Brüder«, sagte er, ohne sich auch nur zu den drei anderen Templern herumzudrehen. »Er wird keine Möglichkeit bekommen, diesen Schwur von euch zu fordern.«
Die anderen Templer zögerten. Eine spürbare Nervosität begann sich unter den Männern breitzumachen.
»Was ist, Bruder de Saint Denis, Bruder de Cadoux, Bruder de Mere? Habt ihr kein Vertrauen mehr zu meinem Schwertarm?« De Guivacs Stimme klang gereizt. Es war zu spüren, daß er sich in seiner Ehre gekränkt fühlte. Um ihn nicht noch mehr zu verärgern, nickten de Mere und de Cadoux und baten ihren Anführer, den Kampf zu gestatten.
»Gut, ich verspreche, daß ihr unbehelligt reiten könnt!« erklärte de Saint Denis mit gepreßter Stimme. Ich merkte ihm an, daß er in diesem Kampf einen Wink des Schicksals sah, die verfahrene Situation zu seinen Gunsten zu entscheiden. Anscheinend hatte sich de Guivac bei ähnlichen Begebenheiten schon öfters ausgezeichnet.
»So schwöre, was du versprochen hast, bei dem Kreuz auf deiner Brust und bei deinem Gott!« rief Sill.
Die Templer quittierten diese Forderung mit empörten Rufen. Nur de Saint Denis blieb ruhig und starrte den schwarzgekleideten Templerjäger voll unverhohlenem Haß an. Ich spürte den inneren Kampf, der in ihm tobte. Doch ich wußte genau wie er, daß die Zeit für ihn noch schneller verrann als für uns.
»Ich schwöre es bei Gott und dem Kreuz«, krächzte er nach einigen Sekunden.
»Dann können wir beginnen!« Sill hob sein prachtvolles Schwert und machte Anstalten, sein Dromedar antraben zu lassen. Aber diesmal war es de Guivac, der abwehrend den Arm hob.
»Willst du etwa auf deinem baumlangen Vieh gegen mich kämpfen? Ist das deine Auffassung von Fairneß, du schwarzer Floh?« schrie er aufgebracht.
»Dann steig ab«, entgegnete Sill. »Ich habe nichts dagegen, dich zu Fuß zur Dschehenna zu schicken, Giaur.«
De Guivac schüttelte den Kopf. »Wir werden wie Männer zu Pferde streiten. Auch wenn du Heide diese Ehre nicht zu schätzen weißt«, sagte er.
Sein Vorschlag gefiel mir nicht – schon allein deswegen, weil weder de Saint Denis noch einer der andere Templer etwas dagegen einzuwenden hatte.
»Paß auf, Sill«, murmelte ich. »Der Kerl führt etwas im Schilde!«
Doch mein Begleiter ließ sich durch mein Mißtrauen nicht beirren. Er sprang von seiner Stute und ging auf den Mamelucken zu, der das Pferd des Toten eingefangen hatte.
»Bring es her!« forderte er gebieterisch. Der Mann warf einen erschreckten Blick auf de Guivac. Als dieser nickte, ritt er vorsichtig auf Sill el Mot zu. Er nahm sich kaum die Zeit, ihm die Zügel zu reichen, sondern riß sein Pferd sofort wieder herum und raste wie von Furien gehetzt zu seinen Gefährten zurück. Sill el Mot sandte ihm einen verächtlichen Blick nach und schwang sich mit einer eleganten Bewegung auf den Rücken
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