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Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Titel: Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Situation ihr möglicherweise Gelegenheit, mit der Patientin über ein paar Dinge zu sprechen, die ihr in den letzten Tagen aufgefallen waren.
    »Herein«, wurde Elisabeth aufgefordert. Sie öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Es war dunkel, und sie schaltete das Licht an.
    Priscylla lag im Bett und lächelte ihr freundlich entgegen. Ihr engelhaftes Gesicht zeigte keinerlei Spuren von Wahnsinn, so daß sie meistens wie ein unschuldiges kleines Mädchen aussah. Niemand hätte bei ihr eine Geisteskrankheit vermutet, wenn es nicht gelegentlich zu diesen Anfällen gekommen wäre, in denen sie nicht mehr Herr ihrer selbst war. Elisabeth hatte in den nun schon fast zwanzig Jahren, die sie im Sanatorium arbeitete, eine Menge Formen von Verrücktheit erlebt, doch dieser Fall blieb ihr ein Rätsel. Sie tröstete sich damit, daß sie schließlich nur eine Krankenschwester war und Dr. Jackson sicherlich wußte, was er tat, wenn er für Priscylla strikte Isolation anordnete.
    Was nicht bedeutete, daß es nicht auch Ausnahmen geben durfte, ohne daß seine ganze Behandlung dadurch gleich in Frage gestellt wurde. Heiligabend war in Elisabeths streng katholisch geprägtem Weltbild eine solche Ausnahme – und zwar eine gewichtige. Zur Not konnte sie sich immer noch damit herausreden, daß sie geglaubt hätte, einen Schrei zu hören. Da sollte Jackson ihr erst einmal das Gegenteil beweisen.
    »Frohe Weihnachten«, sagte sie lächelnd. »Ich sollte zwar eigentlich nicht hiersein, aber da schließlich nur einmal im Jahr Heiligabend ist, dachte ich mir, daß ich Sie hier nicht so alleine liegenlassen kann, ohne wenigstens zu fragen, ob Sie vielleicht einen Wunsch haben.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Mrs. ...«
    »Denworthy, Mrs. Elisabeth Denworthy. Sagen Sie einfach Lizzy zu mir. Darf ich mich ein paar Minuten zu Ihnen setzen?«
    »Gerne.« Priscylla seufzte. »Ich langweile mich schrecklich so ganz alleine.«
    »Ich würde Sie ja gerne einladen, zusammen mit den anderen zu feiern, aber ich fürchte, das würde Dr. Jackson mir sehr übelnehmen«, sagte Elisabeth. Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. Nervös knetete sie ihre Hände. »Ich – ich wäre froh, wenn Sie ihm überhaupt nicht erzählen würden, daß ich hier war.«
    »Einverstanden«, stimmte Priscylla zu. »Es ist wirklich nett, daß Sie sich ein wenig um mich kümmern.« Sie lachte schelmisch. »Da wäre es doch unfair, wenn ich Sie dafür verpetzen würde.«
    Elisabeth schauderte. Etwas an dem Lachen erschien ihr sonderbar falsch, ohne daß ihr bewußt wurde, was sie so beunruhigte. In einer Beziehung hatte Jackson zweifelsohne recht: Dieses Mädchen war wirklich außergewöhnlich. Allein dieses vordergründig so natürlich anmutende Lachen war ein Beweis dafür. Es hatte nichts mit dem verrückten, schrillen Gekicher mancher anderer Patienten gemein, aber ebenso unterschied es sich von dem Lachen normaler Menschen. Es wirkte auf eine unbegreifliche Art – unmenschlich!
    Mit einemmal hielt es Elisabeth Denworthy gar nicht mehr für eine so gute Idee, heimlich etwas über das Mädchen herauszufinden. Ihre Nervosität verstärkte sich. Am liebsten hätte sie sich verabschiedet und wäre aus dem Zimmer gegangen.
    Dann aber erinnerte sie sich wieder an das, was sie eigentlich herausfinden wollte. Sie gab sich einen innerlichen Ruck.
    »Dr. Jackson kümmert sich ja wirklich rührend um Sie«, sagte sie wie beiläufig. »Er verwendet fast seine ganze Zeit nur auf Sie. Selbst nachts unternimmt er mit Ihnen noch Spaziergänge.«
    Priscyllas Gesicht verdüsterte sich. »Was meinen Sie damit?« hakte sie nach. Jede Spur von Freundlichkeit war aus ihrer Stimme gewichen. Ihr Tonfall klang jetzt beinahe lauernd.
    Elisabeth schluckte, um den Kloß loszuwerden, der plötzlich in ihrem Hals saß. Sie erkannte, daß sie zu weit gegangen war. Die Atmosphäre im Raum hatte sich binnen weniger Sekundenbruchteile völlig verändert. Priscylla machte auf einmal keineswegs mehr den Eindruck eines unschuldigen, harmlosen Mädchens, das nur gelegentlich von Schreianfällen überwältigt wurde. Elisabeth erschien sie vielmehr wie...
    Ihr fiel kein passender Vergleich ein, aber es handelte sich in jedem Fall um etwas äußerst Unangenehmes, geradezu Gefährliches. Sie warf einen verstohlenen Blick zur Tür. Sie war geschlossen, obwohl sich die Krankenschwester sicher war, sie beim Eintreten offengelassen zu haben. Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, einfach

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