Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge
mit seiner Rechten auf ein schwarzgerändertes Loch auf seinem Brustpanzer. Mordred preßte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Alle Freundlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen, und ein wildes Glitzern erfüllte seine Augen.
»Es... es war nicht meine Schuld, Mordred! Corabhainn hat selbst –«
»Ich weiß«, unterbrach ihn Mordred eisig. »Es war ein Fehler von Corabhainn, nur Schatten hinter Nimué herzusenden. Doch noch größer war dein Fehler, zu versagen! Du kennst die Strafe?«
Llahelmon schrie auf, aber seine instinktive Abwehrbewegung kam zu spät.
Mordred riß sein Schwert mit einem Ruck aus der Scheide und stieß zu. Als er die Klinge aus schwarzem Stahl zurückzog, schimmerte sie rot.
Llahelmon sank mit einem Seufzer zu Boden. Ein, zwei Sekunden lag er vollkommen reglos da, dann begann sein Körper wie unter einem kalten inneren Feuer zu glühen – und löste sich auf. Nur Sekunden nach Mordreds Hieb war von dem Geisterritter nichts mehr geblieben als ein wenig Rauch, der ebenfalls rasch verwehte.
Mordred legte beide Hände auf den Knauf seines Schwertes und sah Gwythwall, Bric und Othan durchdringend an. »Ihr habt die Wahl, zu sterben oder mit mir in die andere Welt zu gehen«, sagte er kalt. »Dann allerdings nicht mehr als Schatten, sondern als die Ritter, die ihr wart, als Avalon und Britannien noch eins waren. Entscheidet euch!«
Keinem der drei kam es in den Sinn, daß Mordred allein gegen sie stand. Sie starrten nur auf sein Schwert und sahen voller Grausen zu, wie das rote Blut darauf von der schwarzen Klinge aufgesogen wurde. Dann senkten sie wie auf einen geheimen Befehl den Blick.
»Ich folge dir, Mordred. Was auch immer du befiehlst«, flüsterte Othan mit stockender Stimme.
»So sei es«, stimmten auch Bric und Gwythwall ein.
»Dann kommt!«
* * *
Lange Zeit war es still in der kleinen Kammer, nachdem die vier Ritter gegangen waren. Die Last der Jahrtausende, die seit der Errichtung dieser steinernen Mauern verstrichen waren, war beinahe körperlich zu spüren.
Dann, ganz langsam, wie ein Schemen, schälte sich eine hagere Gestalt aus einer dunklen Ecke des Raumes, flackerte einen Moment, als wäre sie wirklich nicht mehr als ein Schatten, und nahm schließlich vollends Gestalt an.
Es war Ffiathann, Corabhainns alter Gegenspieler.
Er vergewisserte sich mit einem raschen Blick, daß er allein war, und huschte dann auf die Tür zu, die in die andere Welt führte.
Der Druide hatte ebenso wie die anderen jetzt feste Gestalt angenommen. Nur das grüne Schimmern in seinen Augen kündete noch von der Kraft, die dies ermöglicht hatte. Der Zauber des Dämons Ronyl’ohm hatte jedoch nicht die nagenden Zweifel in Ffiathanns Herzen beseitigen können.
Ffiathann hatte Angst, Angst wie noch nie in seinem Leben. Und doch war es nicht nur die bloße Furcht um seine eigene Existenz.
Ffiathann war uralt, auch wenn er die letzten Jahrhunderte nur als Schemen in Avalon gehaust hatte.
Und er war zu sterben bereit. Oder er wäre es gewesen, wenn Corabhainn in seinem Wahn nicht den Dämon geweckt hätte.
Und dessen Hunger.
Ffiathann hielt Corabhainns Tun für Wahnsinn. Nicht umsonst hatten die Druiden von Avalon Jahrhunderte darüber gewacht, daß der grüne Stein wohlverwahrt und allen Zugriffen der Frevler entzogen war. Und nun hatte der Meisterdruide selbst den Bann zerbrochen!
Nicht nur aus diesem Grund fühlte sich Ffiathann jeder Verpflichtung Corabhainn gegenüber enthoben. Auch die anderen Druiden von Avalon hatten in seinen Augen jedes Recht auf seine Loyalität verwirkt. Was war in sie gefahren, ihre eigenen Gesetze derart zu mißachten?
Ffiathann verfluchte Ythpadann und Khyldyrr, die Corabhainns Plänen aus Feigheit zugestimmt hatten. Sein ganz besonderer Zorn galt jedoch den Schwestern und ihrer schwerttragenden Brut.
»O ihr Götter, laßt es nie geschehen, daß Morgaine und Morgause über Avalon herrschen«, flüsterte er. »Das Licht der Sonne würde verlöschen, wenn es dazu käme. Und der Dämon brächte das Elend über die Welt.«
Ffiathann spürte nicht einmal, daß er weinte, als er an den Hunger Ronyl’ohms dachte, an dessen Gier nach Leben, die nur der Tod Unzähliger stillen konnte. Der Tod – und Schlimmeres. Corabhainn hatte eine Macht entfesselt, deren wahre Größe er nicht einmal ahnte.
Nein – dazu durfte es niemals kommen. Aus diesem Grund beschritt Ffiathann einen Weg, von dem es keine Rückkehr gab. Und den bis jetzt nur zwei gewagt
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