Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge
er.
Wie zur Antwort schwoll das Lachen an – und plötzlich konnte Mordred doch etwas erkennen.
Allerdings nicht seine Tante Nimué.
Ganz und gar nicht...
Er sah einen lindgrünen Lichtschein, nur wenige Schritte entfernt; ein Licht, in dessen Mitte sich eine große, hagere Gestalt zu formen begann.
»Bei den Hexen von Endor, du bist niemals Nimué«, zischte Mordred. Wütend riß er sein Schwert heraus. Die schwarze Klinge fuhr pfeifend durch die Luft und teilte das Licht.
Aber sonst auch nichts.
Das Kichern steigerte sich zu einem höhnischen Lachen.
Mordred schlug erneut zu und erntete damit wieder einen Heiterkeitsausbruch der Lichtgestalt. Erschrocken sprang er einen Schritt zurück und stieß sein Schwert nach vorn, obwohl er wußte, daß er dieses grünschimmernde Wesen damit nicht ernsthaft aufhalten konnte.
»Wo bleibt dein immer so gerühmter Mut, Freund Mordred?« drang eine spöttische Stimme aus dem Licht.
Und plötzlich wußte Mordred, wen er vor sich hatte.
»Ffiathann!« rief er zornig. »Was willst du hier? Hat dich Corabhainn geschickt?«
Jetzt, wo er wußte, wer ihm gegenüberstand, wurde Mordred wieder gelassener. Seine alte Überheblichkeit kehrte zurück. Er senkte die Waffe und stützte seine Hände auf den Knauf.
»Du solltest nach Avalon zurückkehren. Hier störst du nur meine Jagd nach Nimué. Und das wird Corabhainn nicht gerne sehen!«
»Corabhainn wird noch viel mehr nicht gerne sehen«, kicherte Ffiathann. Er wurde ein wenig stofflicher. Mordred hörte den seltsamen Unterton in der Stimme des Druiden.
»Was soll das heißen?« fragte er lauernd.
»Corabhainns Zeit als Herrscher von Avalon ist vorbei! Und auch Morgause und Morgaine werden bald nichts mehr zu sagen haben!« antwortete der Druide. Seine Stimme war ganz kalt, aber von einer Entschlossenheit erfüllt, die Mordred schaudern ließ.
»Ich lasse nicht zu, daß ihr Ronyl’ohm den Weg auf die Erde bereitet. Eher soll Avalon zugrunde gehen.«
»Du gehst auf jeden Fall zugrunde«, fauchte Mordred. Sein Gefühl sagte ihm, daß Ffiathann jetzt genug Gestalt angenommen hatte, genug für sein Schwert und schon entschieden zuviel für seinen Geschmack.
Es ging fast zu leicht.
Sein Schwert ruckte mit einer blitzschnellen Bewegung nach vorne und traf den Hals des Druiden. Der Hieb war so stark, daß er Ffiathanns Kopf glatt vom Rumpf trennte.
Mordred gab dem taumelnden Torso einen Tritt, der ihn zu Boden fegte. »Das dürfte dein loses Maul wohl endgültig stopfen«, sagte er haßerfüllt. Er lächelte böse.
Eine Sekunde später gefror sein Grinsen.
Er bekam Antwort.
»Ich habe dich eigentlich immer für ein intelligentes Kerlchen gehalten, Mordred. Aber wenn ich dich so sehe, kommen mir echte Zweifel«, erklärte der abgeschlagene Kopf und blinzelte Mordred vergnügt an.
Mordred schrie gellend auf und schlug abermals mit dem Schwert zu. Immer und immer wieder.
* * *
Noch ehe sich meine Augen an den abrupten Lichtwechsel gewöhnt hatten, hörte ich Nimué schreien.
Ich sprang zurück und zog meinen Stockdegen aus der Scheide. Ein hämisches Lachen klang auf. Einer der dunklen Schatten, die ich wahrnahm, formte sich zu einem baumlangen Kerl, der Nimué die Schneide eines gewaltigen Schwertes an die Kehle drückte.
»Willkommen, Tante!« sagte er lächelnd. »Ich dachte mir, daß du der Versuchung nicht widerstehen kannst.«
Er lachte hämisch, packte Nimués Arm und drehte ihn ihr auf den Rücken. Nimué keuchte vor Schmerz, aber der Riese griff nur noch fester zu.
»Robert!« keuchte Nimué. »Hilf... mir!«
»Das würde ich sein lassen«, sagte der Hüne ruhig. »Ein Schritt, und sie ist tot.« Er verstärkte den Druck seiner Klinge ein wenig, um seine Drohung zu unterstreichen. Ein einzelner Blutstropfen lief wie eine rote Träne an Nimués Hals herab. Ich erstarrte mitten im Schritt.
»Achte nicht auf Gawain!« keuchte Nimué. »Sieh mich an! Schau mir in die Augen!«
Ich folgte ihrer Anweisung, ohne nachzudenken – und versank förmlich in ihren goldgesternten Honigaugen.
»Du wirst jetzt genau das tun, was ich dir sage, Robert!« Nimués Stimme klang seltsam verzerrt, doch ich wußte, daß ich ihre Worte befolgen würde. Der Blick ihrer Augen fegte meinen Willen davon wie der Sturm ein welkes Blatt. Sie hatte mich innerhalb einer einzigen Sekunde so stark hypnotisiert, daß ich den Kerl auch mit blanken Händen angegriffen hätte.
Und er wußte es.
Sein Gesicht wurde zu einer wütenden
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