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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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– gutes Bier gab.
    Howard machte auch jetzt noch keine Anstalten, mir zu erklären, warum wir diese Reise unternommen hatten. Scheinbar gelangweilt blickte auch er sich in der Schankstube um, aber ich spürte genau, daß es eine Art von aufgesetzter Langeweile war, hinter der sich höchste Konzentration und scharfes Beobachten verbargen.
    »Es wäre nett, wenn du mir endlich erklären würdest, was wir hier wollen«, richtete ich das Wort an ihn.
    Howard sog an seiner Zigarre und paffte mir eine dicke Rauchwolke wie unbeabsichtigt genau ins Gesicht. Ich mußte husten, aber diesmal war ich nicht bereit, mich wieder mit Ausflüchten abspeisen zu lassen. Howard Phillips Lovecraft verstand es immer noch meisterhaft, Geheimnisse aufzubauen und mich mit seiner Fähigkeit, selbst direkten Fragen auszuweichen, an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Bei seiner Begabung, mit vielen Worten so gut wie nichts auszudrücken, hätte er glattweg Schriftsteller werden können.
    »Also?« fragte ich ungeduldig.
    »Wir warten«, erklärte er im Verschwörerton, wobei er ein Gesicht machte, als hätte er soeben ein ungeheuer wichtiges Geheimnis preisgegeben.
    »Das hätte ich mir fast gedacht«, gab ich wütend zurück. »Worauf? Oder auf wen?«
    Howard sah mich einige Sekunden lang an, aber ich erkannte, daß er mir nicht direkt in die Augen blickte, sondern nur einen Punkt dazwischen fixierte, dann senkte er den Blick und schüttelte auf väterliche Art den Kopf. »Warum wartest du nicht einfach ab, was passiert?«
    Ich kannte Howard inzwischen, zumindest bildete ich mir das ein, aber an seine Geheimniskrämerei würde ich mich wohl nie gewöhnen können.
    »Ich möchte endlich wissen, was hier gespielt wird«, sagte ich mit mühsam erzwungener Ruhe. »Ich bin kein grüner Junge mehr, das dürftest selbst du mittlerweile erkannt haben. Also gib mir endlich eine klare Antwort. Ich kenne bessere Möglichkeiten, mir die Zeit zu vertreiben, als hier herumzusitzen, weißt du?«
    »Ich... ich kann dir nicht sagen, auf wen wir warten, Robert«, murmelte er gequält. Bei dem Ernst, der mit einemmal in seiner Stimme mitklang, war ich einen Augenblick lang fast bereit, ihm zu glauben, bis mir bewußt wurde, daß auch das nur Teil seiner Ablenkungs-Strategie war. »Es ist besser für dich, wenn du es nicht weißt«, fügte er hastig hinzu, bevor ich aufbrausen konnte. »Man hat mir eine Nachricht übermittelt, daß wir hierherkommen sollen.«
    Es war Teil meines magischen Erbes, jede Lüge sofort zu erkennen, und deshalb wußte ich, daß Howard die Wahrheit sprach, auch wenn das eigentlich unmöglich war. Ich war den ganzen Morgen mit ihm zusammengewesen und hätte es gesehen, wenn ein Bote ihm eine Nachricht gebracht hätte. Aber auch wenn Howard nicht log, so behielt er doch einen großen Teil seines Wissens für sich. Es war hoffnungslos, sich mit ihm zu streiten. Wenn er etwas nicht sagen wollte, dann hätte vermutlich nicht einmal die spanische Inquisition etwas aus ihm herausbekommen.
    Resignierend lehnte ich mich zurück und hätte um ein Haar das Gleichgewicht verloren, als mir einen Sekundenbruchteil zu spät einfiel, daß der Hocker keine Rücklehne hatte. Mit rudernden Armen fand ich das Gleichgewicht wieder; ein Anblick, der auf die anderen Gäste des Pubs überaus erheiternd wirken mußte. Wütend griff ich nach dem Bierkrug und trank einen Schluck.
    Mehr als eine Stunde verbrachten wir in dem Pub, ohne daß ich ein weiteres Wort mit Howard wechselte. Allmählich füllte sich die Schankstube. Bei jedem neuen Gast zuckte er zusammen und beobachtete den Neuankömmling genau, aber die Person, auf die er wartete, kam nicht. Ich konnte sehen, wie er von Minute zu Minute nervöser wurde. Schließlich erhob er sich.
    »Es muß etwas passiert sein«, murmelte er, während er Geld auf den Tisch legte und seinen Mantel anzog. Ich griff ebenfalls nach meinem Mantel und vergaß auch den Gehstock nicht, in dessen Hülle sich ein scharfgeschliffener Degen verbarg.
    Obwohl ich immer noch nicht wußte, um was es eigentlich ging, konnte ich nicht verhindern, daß mich Howards Nervosität ansteckte, während wir den Pub verließen.
    Gerade als ich die Tür öffnen wollte, wurde sie von außen aufgestoßen. Ein Mann stürzte herein und rannte mich fast über den Haufen. Und es gehörte keine allzu große Menschenkenntnis dazu, um zu erkennen, daß er vor Angst beinahe den Verstand verlor.

    * * *

    Der Raum war so feudal eingerichtet, daß er

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