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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos. Wir gingen weiter.
    Ein eisiger Luftzug wehte uns aus dem Stollen entgegen und ließ mich frösteln. Dennoch lag es weniger an der Kälte, als vielmehr an dem Gedanken, was uns am Ende des Ganges erwarten mochte. Unbehaglich ließ ich meinen Blick über die Felswände schweifen.
    Howard zuckte nur mit den Achseln, doch erstmals zeichnete sich auch auf seinem Gesicht deutliches Unbehagen ab. Wer auch immer diese unterirdische Anlage erschaffen hatte, es war ganz bestimmt kein Mensch gewesen. Obwohl der Stollen schnurgerade in die Finsternis führte, nahm ich seine Fremdartigkeit wahr. Die hohe Decke schien auf eine unmögliche Art in sich gekrümmt, so daß ich manchmal das Gefühl hatte, an der Decke entlangzulaufen, und manche Winkel waren einfach nicht möglich. Es war nicht das erste Mal, daß ich auf diese Art unmenschlicher Architektur traf. Es war die Geometrie der GROSSEN ALTEN, die nicht den irdischen Naturgesetzen unterworfen war.
    Schaudernd wandte ich den Blick ab. Es war unmöglich, sich auf die verworrenen Linien zu konzentrieren, und wenn man es doch versuchte, konnte es den Verstand kosten. Überdeutlich konnte ich das Fremde um uns herum spüren, und ich wußte, daß es Howard nicht anders erging. Wenn er auch nicht meine magischen Kräfte besaß, so war er doch ein Master des Templerordens und zudem tiefer in die Geheimnisse der Magie eingedrungen als jeder andere Mensch, den ich kannte; abgesehen vielleicht von Roderick Andara, meinem Vater.
    Der Weg schien kein Ende zu nehmen. Wir passierten zahlreiche Abzweigungen. Ich leuchtete mit meinem Scheinwerfer hinein, ansonsten beachteten wir sie nicht weiter. Etwas in mir signalisierte mir die Richtung, in der das Tor lag, mit überdeutlicher Klarheit.
    Nach einer Ewigkeit hatten wir es erreicht.
    Und schritten hindurch.

    * * *

    Um uns herum lastete tintige Schwärze, eine gestaltgewordene Dunkelheit, die jeden Lichtstrahl wie ein gefräßiges Monstrum in sich aufsog. Ein Teil des Felsens, der uns umgab, reflektierte das Licht auf ganz normale Art, aber an den weitaus meisten Stellen war er so schwarz, daß es aussah, als befänden sich dort lichtlose Schächte, die in die Unendlichkeit selbst zu reichen schienen. Nur am anderen Ende des Stollens war ein ganz schwacher Lichtschein wahrzunehmen.
    Obwohl Howard kaum einen Schritt von mir entfernt stand und ich ihn direkt anleuchtete, sah ich ihn nur schemenhaft. Etwas wie ein diffuser finsterer Nebel wallte um seine Gestalt und verlieh ihm ein unwirkliches Aussehen, als wäre er selbst nur ein Gespenst aus wabernden Schwaden, die sich an dieser Stelle wie durch eine Laune des Zufalls besonders dicht zusammengeballt hatten.
    Aber es war keine Laune des Zufalls; ganz und gar nicht. Ich konnte die Anwesenheit von etwas unsagbar Fremdem förmlich riechen, so als wäre da etwas, wie ein stoffliches, von abgrundtiefer Bosheit erfülltes Nichts. Inmitten des Nebels trieb etwas, das mich an unförmige Gallertklumpen und Dinge von solcher Scheußlichkeit erinnerte, daß mein Verstand sich weigerte, ihr Aussehen völlig zu begreifen.
    Die Dunkelheit schien sich in ständiger, unbegreifbarer Bewegung zu befinden, als wohne ihr ein unheimliches, wogendes Eigenleben inne. Eine Aura der Bösartigkeit schlug mir wie ein pestilenter Gestank entgegen. Rauchige Schattenarme schienen im Schutz des Nebels auf mich zuzugleiten, und mit grausamer Deutlichkeit wurde mir bewußt, daß es sich keineswegs nur um Einbildungen handelte.
    Und im gleichen Moment begriff ich, in was für eine hinterhältige Falle wir wie blinde, hirnlose Idioten getappt waren!
    Ich schrie auf und taumelte wie unter einem Hieb zurück. »Weg hier!« brüllte ich und fuhr herum. Doch wo sich vor wenigen Sekunden noch das Tor befunden hatte, war jetzt nichts weiter als eine massive Felswand.
    Im gleichen Moment verwandelte sich der Boden unter meinen Füßen. Der gerade noch harte Untergrund, den ich fälschlicherweise für Stein gehalten hatte, wurde von einem Augenblick zum anderen zu einer zähflüssigen, sirupartigen Masse, die meine Schuhe einhüllte und sich langsam an meinen Beinen höher tastete.
    Ich schrie noch einmal und sprang zurück. Genauer gesagt: ich wollte es, aber ich konnte meine Füße nicht einen Zentimeter bewegen. Wie einbetoniert steckten sie in der nachtschwarzen Masse fest.
    Wie von Sinnen hieb ich mit dem Stockdegen darauf ein. Wo der Stahl der Waffe das unheilige Fleisch des Shoggoten

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