Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Ohne diese wäre er wohl schon längst verloren.
Nikko zitterte am ganzen Körper. Die eisige Kälte hatte seine Kleider längst durchdrungen. Hände, Füße und Gesicht spürte er kaum noch. Auch wurde es immer schwieriger den Weg überhaupt zu noch erkennen. Aus einst tiefen Fußstapfen hatte der ungestüme Schneefall nunmehr kleine Dellen in der weißen Decke gemacht, die im Flockensturm vor seinen müden Augen fast verschwommen.
Jetzt wurde es auch dunkel und Nikko konnte kaum mehr etwas sehen. Die Spuren im hüfthohen Schnee waren nicht länger zu erkennen. Der Junge konnte kaum noch aufrecht gehen. Mehrmals schon war er hingefallen und hatte so nur noch mehr Schnee in die Ritzen seiner Kleidung bekommen. Fast völlig durchnässt, war er der Eiseskälte ungeschützt geliefert.
Nikko wurde langsamer und träge. Fast schon spürte er die Kälte gar nicht mehr, als er wie in Trance auf allen vieren ziellos durch den Schnee kroch. Müdigkeit kam in ihm auf und fast hätte er sich ihr schon ergeben. Doch dann plötzlich erfühlte er Steine. Steine? Eine Wand! Der nun hellwache Junge betastete das Mauerwerk mit fast tauben Fingern, um sich noch einmal zu überzeugen, dass er nicht nur träumte. Es war finster und noch immer nahm ihm der Schneefall das letzte bisschen Sicht. So tastete er sich entlang der Wand, denn wo eine Wand war, muss doch auch eine Tür sein!
Tatsächlich konnte er nach einigen Augenblicken endlich den Eingang ertasten. Mit letzter Kraft grub er sich durch den Schnee und fand schließlich die Tür. Er arbeitete sich langsam hoch bis zur Klinke und zog diese mit großer Anstrengung nach unten, woraufhin sich die Pforte nach innen öffnete. Mit nun wirklich allerletzter Kraft schleppte sich der halberfrorene Junge in das rettende Innere, und schaffte es gerade noch, die Tür hinter sich zu schließen.
Als Nikko am nächsten Morgen mit heftigem Schüttelfrost aufwachte, brannte ihm die Lunge bei jedem Atemzug. Sein Rachen kratzte und zwang ihn, unentwegt zu husten. Seinen Kopf folterte pochender Schmerz. Trotzdem musterte er seine Kräfte und versuchte, zunächst einen klaren Kopf zu bekommen. Wo war er überhaupt? Er erinnerte sich daran, wie er sich durch den Schnee in ein Haus gegraben hatte. Aber war er nicht auf dem Pass? Das verfallene Haus auf der Westseite! Das musste es wohl sein. Gute Nachricht, denn von hier war der Weg leicht zu finden, und Vyldoro nur einen mehrstündigen Abstieg entfernt. Aber sollte er in seinem schwachen Zustand den langen Abstieg überhaupt wagen?
Jetzt schaute er sich erst einmal in dem verfallenen Haus um. Viel sehen konnte er jedoch nicht. Die Fenster waren mit hölzernen Läden verschlossen. Nur durch das auf der einen Hälfte eingestürzte Dach drang etwas Licht ins Innere. Ein wenig blauen Himmel konnte er erkennen. Das Wetter hatte sich also gebessert. Schnell weg hier, bevor es wieder schlimmer wird, beschloss er schnell und griff zur Klinke. Als er sie öffnete erhellte grelles Licht sogleich die karge Hütte. Es musste wohl schon später Morgen sein.
Als Nikko die Ruine dann verlassen wollte, schwenkte sein Blick rechts neben die Tür. Mit einem schrillen Schreckensschrei quittierte er den Schock ob dessen, was er sah. Tote Augen starrten ihn aus einem fahlen Gesicht an! In Panik versuchte er, schnell aus der Tür zu stürmen, so erschrocken war er. Jedoch lag er sofort bäuchlings im Schnee. Schnell rappelte er sich auf, versuchte panisch wieder weg zu kommen, hing aber fest mit seinem rechten Fuß! Mit Kraft versuchte er, sich los zu reißen und fiel erneut. Jetzt beruhigte Nikko sich zunächst und sah dann, dass sich der rechte Fuß im Riemen einer Tasche verfangen hatte. Sofort befreite er den Fuß, und rannte weg, so schnell er im hüfthohen Schnee nur konnte.
Der Schock wegen der Eisleiche hatte nur kurz angehalten und dem kranken Jungen etwas Energie gegeben. Nachdem er sich beruhigt hatte, kamen sie zurück, die pochenden Schmerzen im Kopf und das Brennen in der Lunge. Hustend bahnte sich Nikko langsam den Weg in Richtung Heimat.
Er konnte kaum noch klar denken. Wie automatisch trugen ihn die wackligen Beine den Pfad hinab. Oftmals brach er zusammen, und musste erst wieder seine Kräfte sammeln, um sich ein weiteres Mal aufzurappeln.
Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Nikkos Kopf pochte wie wild. Lunge und Rachen brannten und schmerzten vom vielen Husten. Er wusste nicht mehr, wo er überhaupt war. Der Schnee war weg, es war noch
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