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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Bernhardt
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hell. Aber ihm wurde schwindlig und das Bild war verschwommen. Er musste sich setzen, nur kurz. Dann würde er bestimmt gleich weitergehen.

Viertes Kapitel: Der Zweite Aufbruch
    A ls Nikko kurz aufwachte, entschied er im Halbschlummer, doch noch ein wenig weiter zu schlafen. Nur noch ein paar Minuten, rechtfertigte er sich, um sich dann gleich wieder in die weiche Daunendecke zu kuscheln. Moment mal, dämmerte es ihm da plötzlich. Wo war er überhaupt? Der noch halbbenommene Junge öffnete langsam die verschlafenen Augen und sah sich blinzelnd um. Ein Zimmer sah er und ein großes Bild an der Wand. Das Bild, das einen Ziegenhirten und seine Herde zeigte, war ihm doch bekannt. War dies nicht das Schlafgemach des Großvaters? War etwa alles nur ein schlimmer Traum gewesen? Oder träumte er etwa jetzt, in diesem Augenblick?
    Nikko versuchte, sich erst einmal zu konzentrieren, um wieder klare Gedanken zu fassen. Woran zuletzt konnte er sich erinnern? Der verzweifelte Abstieg vom eisigen Pass! Hatte er es etwa tatsächlich bis ins heimatliche Dorf geschafft? Nur leichte Kopfschmerzen verspürte er noch. Die Lunge fühlte sich auch besser an. Er schien jedoch noch etwas heiser.
    Als er schließlich aufstand und das gemütliche Bett widerwillig verließ, spürte er einen unglaublichen Hunger. Wie lange er hier wohl gelegen hatte? Zeit, die Familie zu finden! Seine Sachen lagen ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl neben dem Bett. Zur seiner großen Freude waren sie sogar frisch gewaschen. Keine Spur mehr von den scheußlichen Blutspritzern. Beim Gedanken an die wilden Bestien lief ihm sogleich ein kalter Schauer über den Rücken. Kaum zu glauben, dass er der Hölle von Hymal doch noch entkommen war. Wie er es allerdings vom eisigen Pass hierher ins Dorf geschafft hatte, war dem Jungen ein großes Rätsel.
    Nachdem er sich die frischen Kleider schnell angezogen hatte, machte sich Nikko schließlich auf, den großen Hunger zu stillen und Antworten von der Familie zu bekommen. Im Haus, auf dem Weg runter zur Küche, lief ihm niemand über den Weg. Auch unten war er ganz allein. Kein Wunder, denn es schien schon später Vormittag zu sein, und alle hatten ihren Pflichten auf dem Familienhof nachzugehen.
    So konnte Nikko sich erst einmal ungestört den Wanzt vollschlagen. Frisches Brot mit viel Butter und leckerer Schafswurst, zwei knusprige Hähnchenschenkel und einen Apfel stopfte er sich gierig rein. Nie hätte er es früher gewagt, sich hier einfach so selbst zu bedienen. Aber die besonderen Umstände rechtfertigten doch die Völlerei.

    Nikko hatte eine ganze Weile alleine in der großen Küche gesessen und es sich dort gut gehen lassen, als dann schließlich die Mutter geräuschvoll hineinstampfte.
    »Ausgeschlafen?«, fragte sie mit schlecht gespieltem Sarkasmus. »Wie ich sehe, hat sich der Herr ja schon selbst bedient. Dann scheint es ihm wohl besser zu gehen.«
    »Danke, Mutter. Mir geht’s gut«, antwortete Nikko mit einem breiten Grinsen.
    »Na dann kannst du ja vielleicht erklären, warum man dich halbtot auf der Passstraße gefunden hat«, konterte die dickliche Frau mit vorwurfsvoller Stimme, die die große Sorge einer liebenden Mutter nicht zu verbergen vermochte. »Nein, warte. Erzähl deine Geschichte, wenn Gimu wieder hier ist«, winkte sie dann allerdings schnell ab.
    »Wer hat mich gefunden und wo?«, wollte Nikko nun alles ganz genau wissen.
    »Ein paar Jungs vom Westhof waren oben in den Bergen jagen. Zum Glück haben sie dich auf der Straße liegen sehen«, antwortete die Mutter mit einem Kopfschütteln. »Wenig später, und wärst vielleicht schon tot gewesen! Was machst du nur für Sachen, Junge?«
    »Wann war das?«, wollte Nikko weiter wissen.
    »Vor sechs oder sieben Tagen«, antwortete die Mutter nach kurzem Nachdenken. »Seitdem hast du die ganze Zeit geschlafen. Wir waren nicht sicher, ob du es überhaupt schaffen würdest. Völlig durchgefroren warst du und hattest hohes Fieber.«
    »Warum habt ihr mich denn in Großvaters Zimmer gelegt?«, bohrte Nikko weiter.
    »Damit du in Ruhe genesen kannst natürlich«, entgegnete die Mutter. »Außerdem… Junge, der Großvater ist verstorben. Kurz nachdem du gegangen warst. Sein Herz hat einfach nicht mehr mitgemacht. Es tut mir ja so leid.«
    Nikko konnte sich einige Tränen der Trauer nicht verwehren. Zwar hatte er mit seiner ganzen Familie so seine Probleme. Aber den Tod wünschte er natürlich keinem, nicht einmal Gimu. Gimu, ging es ihm weiter

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