Der Hexer von Hymal, Buch VIII - Freund und Feind
zu schaffen. Muster der Reinigung und Bannung hatte er damals nach der Beschwörung des Dämons gewirkt. Auch diese waren dem Jungen bekannt, auch wenn er sie noch nie selbst benutzt hatte.
»Bannung und Reinigung«, nickte der junge Zauberer. »Alle Spuren der Beschwörung in der Kraft zu beseitigen.«
»Sehr gut«, freute sich der Graf. »Nicht eben die angenehmste Pflicht des Beschwörers. Dennoch ein wichtiger Teil seiner Arbeit. Ihr wisst, was Ihr zu tun habt!«
Was hatte der Meister damals zuerst gewirkt? Bannung! Dieser Aspekt wirkte allen anderen entgegen. So löste er in der Kraft verbliebene Muster auf, egal welcher Natur sie waren. Nikko hatte mit diesem Aspekt zwar noch nicht geübt, aber hier musste er ja nur seiner eigenen Zauberei entgegenwirken.
»Gut, gut«, kommentierte der Graf und fügte grinsend hinzu: »Dennoch solltet Ihr Euch mit diesem Aspekt mehr auseinandersetzen. Würdet Ihr den Ritualraum nach einer Dämonenbeschwörung nicht sorgfältig genug bannen, so können die Auswirkungen äußerst… unangenehm werden.«
Das konnte sich der Junge gut vorstellen. Er hatte die Präsenz des Dämons Faza damals ja selbst gespürt. Schon ein Fetzen dessen Bosheit konnte gefährlich werden. Auch wenn er nicht genau wusste wie.
Jetzt fehlte noch die Reinigung. Ein ziemlich subtiler Aspekt, den Nikko überhaupt nicht verstand. Eigentlich sollte die Bannung ja alles wieder normal machen. Aber egal. Er kannte das Muster und wirkte es einfach.
»Sehr gut, Adept«, nickte der Meister. »Die Reinigung darf nie vergessen werden, wenn Ihr Wesen oder Dinge aus anderen Dimensionen beschwört. Warum?«
»Ich weiß es nicht«, gab der Junge zu. »Diesen Aspekt verstehe ich einfach nicht.«
»Der Aspekt der Reinigung wirkt auf alles, was nicht in diese Wirklichkeit gehört«, erklärte der Nekromant in aller Ruhe. »Ich weiß, es ist sehr schwer zu verstehen, wie er arbeitet. Dennoch, Spuren von anderen Dimensionen können immer auch als Einfallstor in diese dienen. Vergesst nie, dass Ihr es als Beschwörer mit mächtigen Wesen voller Heimtücke zu tun haben werdet.«
»Das werde ich«, lächelte der Junge und verstand nun die Wichtigkeit dieses Aspekts.
»Ausgezeichnet«, fletschte der untote Graf die fauligen Zähne. »Adept, Ihr werdet von jetzt ab viel… sehr viel Zeit in diesem Raum verbringen!«
Drittes Kapitel: Beschwörung für Fortgeschrittene
H ier oben in den Bergen hatte mittlerweile schon der Winter Einzug gehalten. Nikko hatte jedoch die meiste Zeit der vergangenen Wochen unten im Ritualraum verbracht. So war ihm der Einbruch der kalten Jahreszeit beinahe entgangen.
Mit tiefen Atemzügen genoss der Junge nun die kühle Luft, die so duftete, wie er es nur von den winterlichen Bergen her kannte. Ein vertrauter Geruch, der sogleich ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
Die Berge waren prächtig anzusehen unter ihrem Panzer aus Weiß. Überhaupt war der Winter doch eine schöne Jahreszeit, in der alles so viel langsamer zu laufen schien. Eine Zeit der Besinnung und Sinnlichkeit. Solange man ein wärmendes Feuer sein Eigen nennen konnte und die Speisekammer wohlgefüllt war, ließ es sich doch ganz gut aushalten in diesen von allen so geschmähten Monaten.
Leider hatte der Junge den Winter in diesem Jahr bisher kaum genießen können. Vier oder fünf Wochen lang hatte er an seinen Beschwörungskünsten gefeilt. Tagtäglich viele Stunden, von morgens bis abends.
Anfangs hatte der Nekromant ihn dabei aktiv unterstützt, später noch aus dem Hintergrund beobachtet. In der letzten Woche hingegen war der Adept ganz auf sich allein gestellt gewesen. Die Anwesenheit des Meisters war allerdings auch nicht mehr nötig gewesen. Problemlos hatte der Junge alles beschwören können, was ihm der Graf aufgetragen hatte.
Mit Wesen aus der eigenen Welt hatte sich Nikko dabei gar nicht mehr abgegeben. Es gab ja unendlich viele andere Dimensionen, deren Bewohner er herbeirufen konnte. Aus Büchern oder von seinem Lehrer hatte der Junge sich im Vorfeld stets schlau gemacht, was ihn genau erwartete. Mit der nötigen Vorbereitung waren die Beschwörungen dann ein Kinderspiel. Naja, ganz so einfach war es natürlich nicht immer gewesen. Doch hatte er stets alle Probleme meistern können.
Besonders stolz war Nikko darauf, nun eine ganze Horde dieser schwarzen Wuselbiester beschwören zu können. Xanthúal hatte sie damals dazu benutzt, um Meister Sinúl in Terys zu töten. Was wäre es doch für eine passende
Weitere Kostenlose Bücher