Der Hexer von Hymal, Buch VIII - Freund und Feind
nicht der richtige Ansprechpartner dafür zu sein. Besser, er ließe dieses Thema jetzt erst einmal auf sich beruhen.
»Könnt Ihr mir erklären, wie man den richtigen Zeitpunkt für eine Beschwörung errechnet?«, wechselte der Junge dann zurück zum eigentlichen Thema.
»Ich kann Euch dazu ein Buch heraussuchen«, grinste der Meister. »Doch sage ich Euch gerne, dass am späten Nachmittag in genau sieben Tagen ein guter Zeitpunkt wäre, den Dämonen Syth’lar zu beschwören.«
Syth’lar? Dieser Name war dem Jungen im Buch gar nicht aufgefallen. Aber er hatte sich nur wenige Kapitel genauer angeschaut. Es waren einfach zu viele.
»Nutzt die Zeit gut, Euch vorzubereiten, Adept!«, befahl der Meister mit bitterernstem Ton. »Meditiert über den Dämonen und sein Prinzip. Lernt dessen Siegel auswendig. Sucht mich am Morgen des Tages wieder auf, dann bereiten wir das Ritual gemeinsam vor.«
Die Tage bis zur Beschwörung waren dem Jungen wie im Fluge vergangen, obwohl er sich täglich stundenlang mit dem Dämon Syth’lar auseinandergesetzt hatte.
Syth’lar verkörperte den schieren Spaß an Gewalt und Tod, an Folter und Verstümmelung. Die Bilder im Buch zeigten ihn stets als gehörntes Wesen mit mordlüsternem Blick. Die wahnverzerrten Gesichtszüge des Kerls schienen keinen Raum für Vernunft zu lassen.
Nikko hatte sich stets zusammenreißen müssen, um über den Dämon und dessen Prinzip zu meditieren. Zu fremd war ihm selbst die Lust an der Gewalt. Sicherlich, es hatte ihm damals großen Spaß gemacht, die Orks mit seinen Zaubern zu vernichten. Doch hatte er sich nie an deren Tod und Schmerz ergötzt sondern daran, gesiegt zu haben.
Der Adept machte sich jetzt, am frühen Morgen des Tages der geplanten Beschwörung, auf einmal große Sorgen. Würde er diesem Dämonen der Gewalt gewachsen sein? Es schien, als sei Syth’lar ein ganz anderes Kaliber als Faza. Zum Glück würde der Nekromant über ihn wachen. Trotzdem, sollte er nicht mit einem weniger gefährlichen Dämon anfangen?
Es gab jedoch kein zurück mehr. Jedenfalls nicht, ohne vor dem Grafen das Gesicht zu verlieren. Der Meister hätte mit Sicherheit kein bisschen Verständnis für einen Rückzieher. Außerdem war völlig unklar, wann die Sterne das nächste Mal wieder günstig stehen würden. Allzu oft schien sich ja keine Möglichkeit zu ergeben, einen der Dämonen zu beschwören.
Nein, hier musste er wieder einmal durch. Hinterher würde er sich dann umso besser fühlen. So einen mächtigen Dämon zu zähmen, wäre schon ein Grund, richtig stolz auf sich zu sein. Der Nekromant hätte die Beschwörung ja auch abgelehnt, wenn Nikko noch nicht bereit dafür wäre. So jedenfalls stand es zu hoffen.
Später am Morgen, nach einem lustlosen Frühstück, war es dann soweit. So sehr sich der Junge auf diesen Gang hinunter in den Ritualraum gefreut hatte, so sehr schlotterten ihm nun die Knie. Immer wieder musste er sich ins Bewusstsein bringen, dass der Meister ja bei ihm sein würde. Was sollte da schon passieren?
Dennoch, der Adept hatte gar kein gutes Gefühl, als er die Treppen langsam hinab stieg . Eilig hatte er es auf einmal nicht mehr.
»Da seid Ihr ja endlich«, begrüßte ihn der Nekromant ganz ungeduldig und höhnte: »Ihr habt doch nicht etwa Angst bekommen?«
»Egal, wie sehr Ihr Euch auch fürchtet«, keckerte er dann, »Ihr fürchtet Euch nicht ansatzweise genug!«
Großartig! Anstatt den Jungen zu unterstützen und ihm wieder Mut zu machen, vergrößerte der Graf nur dessen Unsicherheit. So musste Nikko sich einmal mehr selbst davon überzeugen, dass er hier das Richtige tat.
Der Nekromant scherzte ja nur, redete er sich ein. Je mehr er spottete, desto ungefährlicher war es wohl in Wirklichkeit. Sein Meister würde schon dafür sorgen, dass das Ritual ohne Probleme verlief. Er hatte schließlich selbst zu viel Zeit in seinen Schüler investiert, um ihn nun einfach so an einen Dämon zu verlieren.
Das hatte geholfen! Der Adept fühle sich besser und freute sich plötzlich wieder auf das Ritual. Heute würde er schließlich einen wichtigen Meilenstein auf seinem Weg zur Meisterwürde nehmen.
»Furcht und Freude liegen manchmal dicht beisammen, Meister«, lachte Nikko ganz laut. »Lasst uns beginnen!«
Das Lachen hatte nun sogar die letzten Zweifel weggefegt. Der Junge brannte darauf, dem Dämon Syth’lar endlich gegenüberzutreten.
Viele Stunden lang hatten sie den Ritualraum vorbereitet und die einzelnen Schritte der
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