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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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finster.
    »Deine Schiffe… es werden immer weniger!« sagte er. »Höre, was diese Quinen berichten.«
    Er sah in den Fäusten seiner Männer eine ausgebleichte, zerfranste Flagge mit dem Sonnenzeichen.
    »Sie kommen von Ancoa«, sagte Hoono. »Der größten Insel im Süden, einer von sechs Inseln. Dort fanden sie ein Schiff. Da!«
    Er bückte sich und hob eine Planke hoch. Sie war halb zerbrochen, halb mit Beil- oder Schwerthieben zerhackt. Casson blickte sich um: keiner der Quinen besaß eine Waffe dieser Art oder dieses Gewichts. Auf der Planke entzifferten die Loggharder Schriftzüge, die nicht anders geheißen haben konnten als Splitterfelsen.
    »Das Schiff ist halb zerstört, verlassen und ausgeplündert!«
    »Wir fanden tote Zaketer, tote Männer wie ihr. Die Vögel und Aasfresser haben die Körper aufgefressen. Dazu die Sonne.«
    »Das Schiff?«
    »Auf den Strand geworfen, von den Wellen zerbrochen. Aber andere haben Segel, Tauwerk und viel aus dem Kielraum geplündert.«
    Also war wenigstens eines der drei ausgeschickten Schiffe hier gestrandet. Vielleicht hatten die Kapitäne Er’Kan und Ergyse die nützlichen Teile mitgenommen?
    »Wer tötete die Männer?«
    »Quinen, die auf Ancoa und Laq wohnen. Sie blasen giftige Pfeile, sie fischen…«
    Casson deutete auf die sieben Männer, die das Kanu hierher gerudert hatten.
    »Es sind Jäger von meinem Stamm. Sie waren es nicht. Vor zwei Tagen erst verließen sie Daquo!« verteidigte Hoono sie. »Für andere Quinen seid ihr ebensolche Eindringlinge wie die Sklavenfänger.«
    »Ihr habt keine Spuren der beiden anderen Schiffe gefunden? Ihr habt sie auch nicht westwärts segeln gesehen?« fragte Hrobon barsch. Varamis strich mit einem schwer zu deutenden Ausdruck in seinem zerknitterten, ziegenbärtigen Gesicht um die Jäger herum. Er schien ihre Gedanken zu erforschen – oder versuchte es zumindest.
    »Wir sahen immer wieder Segel. Aber wir können nicht sagen, ob es deine Schiffe waren, Herr.«
    Hoono warf ein:
    »Wenn zwei deiner Schiffe anlegten oder gestrandet sind, dann werden wir es irgendwann erfahren. Aber wenn sie auf den Klippen zerschellten oder weitergesegelt sind…«
    Er wandte sich ab und setzte sich auf den Rand des Kanuhecks. Hrobon erfuhr, daß die Flußmündung von Quin weniger als eine halbe Tagesfahrt entfernt, der Weg bis zu Kukuar rund zehn Tage dauern konnte und beschwerlich war.
    Zudem führte er durch Nebel, durch Gefahren, über unsichtbare Pfade und entlang von Wegzeichen, die jeden Eindringling mit magischen Fallen verstrickten und töteten.
    Dies sagte Hoono mit feierlichem Ernst. Und seine Jäger bestätigten jedes Wort.
    Casson entschloß sich, mit der Rhiad beim ersten Licht des übernächsten Tages loszurudern.

4.
    Ächzen, Keuchen und kurze Rufe hallten über das ruhige Wasser dahin. Die dicke Trosse spannte sich, der Anker wurde in ellenlangen Rucken eingeholt. Die Lampen an Bug und Heck der Schiffe bildeten auf dem ruhigen Wasser riesige Lichtkreise. Längst war der abnehmende Mond hinter den Inselbergen verschwunden, nur wenige Sterne blinkten noch am Himmel. Die Mauer im Süden, diese zusammengeballte Wand aus Nebel und Wolken, in der seltsame Lichter schwebten, schien größer geworden und näher herangerückt zu sein. Das große Schiff, die Rhiad, war bereit zum Auslaufen.
    Das Deck war feucht vom Tau. Die Krieger schlugen die Mäntel hoch und wünschten sich heißen Würzwein. Im Bauch des Schiffes rumorten die Orhaken. Wenn nicht völlig unerwartete Dinge vorfielen, waren alle Männer mit Arbeiten und Verantwortung genügend beschäftigt.
    Die Schiffe der Flotte ankerten nahe dem Eiland Daquo.
    Hoonos Jäger halfen den Logghardern, Nahrungsmittel und Proviant zu finden. Die vielen kleinen Reparaturen gingen weiter. Die Sklaven der Zaketer hatte Casson auf die vielen Schiffe verteilt, dort fing für sie ein neuer Lebensabschnitt an. Einige ruderten auch in der Rhiad.
    »Du vertraust allen Befehlen deines Herrn, des Zauberers Kukuar?« fragte Casson. Hoono stand fröstelnd im Bug und hatte eine Decke um die Schultern gehängt.
    »Ja. Wir kennen nichts anderes, und Kukuar hilft uns immer. Du kannst jeden Jäger im Archipel fragen. Wenn er dir antwortet, dann wirst du diese Worte hören.«
    »Du weißt, daß wir Kukuar sprechen werden, gleich, wie lang der Weg ist, und was wir erleben?« fragte Hrobon halblaut.
    Mit Tang, Schlick und herunterrieselndem Sand halb bedeckt, kam der Anker an die Bordwand. Einige dumpfe

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