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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Schläge dröhnten auf. Dann setzten die Riemen ein, bugsierten die Rhiad rückwärts und dann nach Steuerbord. Die Segel glitten an den Masten hoch. Varamis klapperte mit dem magischen Werkzeug in seiner Gürteltasche.
    »Es führt der Weg bis in die Mitte von Quin«, sagte Hoono. »Wir werden nicht verhungern. Und am Ya’kul ist eine Quinensiedlung.« .
    Als die Rhiad den Bereich der Bucht verließ, schlug ein frischer Wind in die Segel. Wind und langsame Riemenschläge brachten das Schiff auf nordwestlichem Kurs in den großen, durch vorspringende Halbinseln unsichtbaren Sund, der Quin zu teilen schien.
    Felsen drifteten vorbei, seltsame Bäume, die mit Hochwurzeln im brackigen Wasser standen, winzige Strände, von Schwemmgut und Unrat bedeckt. Hin und wieder trafen die Fremden das Boot eines Fischers, der im Morgengrauen seine Netze auswarf.
    »Ein trügerischer Friede!« knurrte der Heymal. Casson saß auf der Reling, blinzelte in die Sonne und erwiderte:
    »Sieh dich um. Unsere Männer trauen diesem Idyll ebensowenig.«
    Überall an Deck standen Bewaffnete. Sie waren entspannt, aber durchaus wachsam. Ihre Blicke glitten über jede Einzelheit der Ufer, die näherkamen und wieder zurückwichen, während die Rhiad ungehindert auf ihr Ziel zufuhr. Die Sonne kletterte höher. Hitze, Wind und Wellengang nahmen zu, und Hoono sagte dem Steuermann, in welchem Fahrwasser er das Schiff zu halten habe.
    Endlich tauchte vor ihnen die Mündung des Ya’kul auf; eine breite Fläche zwischen bewachsenen Ufern. Aber schon änderte sich die Szene wieder, denn rechts und links der Felswände und Klippen, die im Strom lagen, öffneten sich kleine, versteckte Buchten. Hoono deutete nach rechts. Dort erhob sich vor der Kulisse des Urwalds ein riesiger, abgestorbener Baum mit weißen Ästen. Undeutlich sah man einige dunkle Klumpen in den Zweigen. Es waren vermutlich die Niststätten riesiger Vögel.
    »Dort, vor den Stromschnellen, ist eine Siedlung am Ufer des Ya’kul.«
    »Hinter dem Baum mit den weißen Ästen?«
    »Ja. Dahinter. Achtet auf euren Kiel!«
    Kurz vor dem höchsten Sonnenstand, nach mehreren scharfen Richtungsänderungen, fuhr die Rhiad zwischen den Ufern in das Süßwasser des Flusses ein. Vom Masttopp aus sah der Ausguck gerade noch einige weiß schäumende Wellen der Stromschnellen. Der Wind hörte auf, nun wurden die Riemen verstärkt und in schnellerem Schlag eingesetzt. Die Rhiad richtete den Bug auf die Flußmitte und schob sich vorwärts. Fünfzehn Bogenschüsse weit, in der Mitte des Wasserlaufs, ruderten die Männer. Das Schiff hielt sich genau zwischen den Ufern. Einige verfallene Fischerhütten tauchten zwischen Lianen und Gestrüpp auf.
    »Ausgestorben?« knurrte Hrobon. Bisher hatten sie an den Ufern keinen Jäger, Fischer oder Krieger gesehen. Nur kleine, braunfellige Tiere und viele Vögel. Der Jäger machte eine Geste des Unverständnisses.
    »Die Siedlung hat einen kleinen Hafen und einen Steg.«
    Kaum hatte Hoono seine Erklärungen abgegeben, umrundete das Schiff mit klatschenden Riemenschlägen einen kleinen Landvorsprung. Ein Steg aus verschieden langen Stangen und Baumteilen spannte sich halbwegs quer durch eine halbrunde Bucht, die aus Sand bestand. Rechts und links von Felsriffen gesäumt, war der Hintergrund des Strandes von etwa drei Dutzend Hütten ausgefüllt. Sie waren an einem stufenförmig bearbeiteten Hang gebaut.
    »Das Wasser wird immer flacher, Casson!« rief Hoono aufgeregt. »Es geht nur mit Kanus weiter.«
    Schon jetzt hörten sie das Rauschen und Gurgeln des Wassers, das sich über die Steine stürzte.
    Casson verständigte sich mit dem Steuermann durch eine Reihe von Handzeichen. Die Rhiad beschrieb einen großen Bogen, drehte fast auf der Stelle und näherte sich, schräg mit der Strömung driftend, dem Steg. Hoono hielt beide Hände an den Mund und schrie einige Worte in unbekannter Sprache zu den spitzen Dächern hinüber. Der Kiel schrammte über Steingrund.
    Nichts rührte sich. Es gab keine Antwort. Nicht eine einzige Rauchfahne stieg zwischen den Hüttenwänden hoch.
    »Sage uns, warum die Siedlung verlassen ist? Flüchteten sie vor uns?«
    Die Krieger aus Logghard hielten ihre Waffen in den Händen und versuchten, auch geringste Bewegungen zu erkennen. Wieder schrie der Quine und forderte die Fischer und Jäger auf, sich zu zeigen. Er rief, daß diese Fremden Gegner der Sklavenfänger wären – keine Antwort.
    »Ich weiß es nicht. Kukuar hat sie wohl

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