Der Hexer von Quin
die Fackel, ihre Flammen prasselten auf, wurden stechender, und der Nebel löste sich von der Glut des Lagerfeuers und folgte wieder dem Shallad, der über die Felsbarriere kletterte, sich durch die wilde Hecke schob und die Spitze des schleichenden Nebels hinter sich herzog.
Noch drei Stunden, sagte er sich, bis zum ersten Sonnenlicht.
Ein neuer Spuk des Hexers! Prüfte er auch die Wachsamkeit der Eindringlinge bei Nacht?
Die Menge der leuchtenden, blitzenden Pünktchen vergrößerte sich. Casson war im Zweifel, ob er richtig handelte, aber er richtete an sich die Aufforderung, als ringtragender Alptraumritter auch ohne die Unterstützung seiner Krieger zu versuchen, den Kukuarnebel zu überlisten.
Er machte schnellere Schritte, drängte sich durch die Pflanzen und sah sich immer wieder um. Der Nebel, inzwischen eine riesige, wallende Masse, folgte seiner grellen Fackelflamme. Casson lief hinaus auf die gepflasterte Straße, wandte sich nach kurzem Zögern nach rechts und somit in die Richtung ihres Vordringens.
Der Nebel folgte ihm, leuchtete von ihnen heraus, und die winzigen Punkte bewegten sich schneller, wie wirbelnde Regentropfen. Welche Bedeutung sie hatten, wußte Casson nicht. Er blieb in der Mitte der Straße stehen und wartete. Der Nebelfinger beschrieb einen Kreis um seinen Körper, schraubte sich zur Flamme hoch und hüllte ihn völlig ein. Casson sah zu, wie die Funken sich an seinem Körper anlagerten, wie sie durch die Kleidung und die Teile der Rüstung hindurch verschwanden. Dann zuckte er zusammen.
Plötzliche Schwäche befiel seine Knie und seine anderen Gelenke.
Casson begriff, sprang mit einem wirbelnden Satz aus dem Nebel heraus und lief dreißig Schritte über die kantigen Steine. Der Nebel blieb zurück, die Muskeln arbeiteten wieder wie gewohnt.
»Kukuar!« sagte er mit einem erleichterten Auflachen. »Ich habe dich überlistet.«
Wieder wirbelte Casson die Fackel durch die Luft und entfachte die Flammen. Bald würde der Kopf der Fackel heruntergebrannt sein. Jetzt, da er wußte, was der Hexer bezweckt hatte, ging er mit festen Schritten die steinerne Straße entlang, die nach einer leichten Biegung, um schrundige Felsen herum, die Steigung aufwärts führte. Immer wieder wandte sich Casson um und beobachtete den Nebel. Mittlerweile drangen aus dem Durcheinander von Gewächsen und Felsen gewaltige Mengen des gelben Treibens. Die Leuchtpunkte blitzten wie rasend, sie schienen voller Gier und Hunger Casson zu verfolgen, der den gesamten Nebel hinter sich herzog.
Die Spitze endete stets dicht vor der Flamme der Fackel. Die Funken der Fackel verschmolzen mit den Glühpünktchen des Nebels. Wie eine große Wasserwoge kam er lautlos hinter Casson her, folgte ihm auf die Kuppe des nächsten Hügels und auf der Gegenseite wieder hinunter. Einen Abgrund, aus dessen unsichtbarer Tiefe gurgelnde und stöhnende Laute heraufdrangen, überspannte eine Brücke, ebenfalls aus riesigen Steinbrocken, über deren Oberfläche das Pflaster aus großen Steinen lag. Casson blieb in der Mitte der Brücke stehen, wandte sich nach links und blickte den Nebel an. Unverändert gehorchte ihm diese seltsame Gefahr, selbst dann, als er den Rand der Brücke erreichte und die Fackel in die Richtung des Abgrunds hielt. Wieder lachte er leise, legte die Fackel ab und wickelte das lange Lederband von seinem Gürtel. Rasch hatte er es um den Schaft der Fackel geknotet und ließ die lodernde Fackel Hand über Hand in den Abgrund hinunter.
Das Licht ließ undeutlich Klippen und Steine erkennen, dazwischen Haufen von weißen Knochen oder aus gebleichten Holzstücken… und der riesige Finger des flirrenden Nebels kroch in einer weiten Krümmung auch jetzt der Flamme nach. Das Fauchen und Gurgeln wurde lauter, je mehr sich die Flamme senkte, und je weiter der Nebel in die Erdspalte eindrang. Mehrmals schlug die Fackel gegen die Felsen. Die trockenen Barte der Flechten flammten auf und brannten. Die Bewegung der Nebelmassen wurde aufgeregter, und schließlich blieb die Fackel inmitten anderer Feuerherde auf dem Grund der Schlucht liegen. Casson sprang zur Seite.
Jetzt stürzte sich die inzwischen gewaltig angeschwollene Masse des seltsamen Nebels förmlich in die Schlucht. Ein leises Sausen war zu hören, als Casson das Lederband losließ und aus dem Weg der wabernden Materie sprang, auf die Straße zurück und in Sicherheit. Endlich riß auch das Ende der gelbleuchtenden Masse ab und folgte der Spitze hinunter in den
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