Der Hexer von Sunnydale
zarten Knien herumzurutschen, aber bei Spionage war das eben nötig. Anders ging es nicht - Kojoten waren bekannt dafür, seltsam und unberechenbar zu sein, und bevor sie zu Giles ging, um etwas über diese Kojoten rauszukriegen, mußte sie ihrer Sache sicher sein.
Die Jägerin kroch durch das hohe feuchte Gras, verbarg sich hinter Grabmalen und Baumstümpfen. Sie kroch weiter, bis sie die Hügelkuppe erreicht hatte, von der aus sie die Kojoten endlich gut im Blick hatte. Zwischen zwei Baumstümpfen legte sie sich auf den Bauch und robbte zur moosüberwucherten Hügelkante.
Sie war keine Kojotenexpertin, aber dieses Rudel benahm sich selbst für Kojoten Verhältnisse äußerst seltsam - es rannte gegen den Uhrzeigersinn um das weiße Türmchen und das alte Grab, auf dem verwelkte Blumen lagen. Aber das war noch nicht alles.
Alle paar Sekunden scherte einer der Kojoten aus dem rasenden Rennen aus und sprang auf das Grab. Unter herzzerreißendem Jaulen grub er ein flaches Loch, wobei er die Blumen wild beiseite schleuderte. Und genauso plötzlich hörte er wieder auf, nahm seinen Platz im Kreis wieder ein und überließ das Buddeln einem anderen.
Wenn das ganze Rudel gleichzeitig zu graben anfing, überlegte Buffy, könnten sie den Sarg in ein paar Minuten ausbuddeln. Es sieht nicht so aus, als wollten sie wirklich das Grab aufbuddeln - sie tun nur so. Aber warum nur? Das Benehmen der Tiere wurde ihr immer rätselhafter. Warum zur Hölle tun sie das?
Doch allein die Tatsache, daß hier Kojoten ein Grab aufbuddelten, reichte aus, daß bei Buffy sämtliche Alarmglocken läuteten. Sie nahm sich vor, bei Tag wiederzukommen und nachzusehen, wer unter diesem kleinen Turm begraben lag. Es mußte ein wichtiger, vielleicht auch reicher Verblichener sein, denn dieser massive Grabstein war nicht billig gewesen.
Und plötzlich war da noch etwas anderes als das Keuchen und Rennen des Rudels. Buffy hörte ein drohendes Knurren. Es klang zu nah - so nah wie ein Flüstern im Ohr. Sie hörte gewaltige Kiefer schnappen und wußte, daß die Bestie unmittelbar hinter ihr stand, sprungbereit. Buffy wirbelte herum und hob die Hand, um den Angriff abzuwehren, doch er erfolgte nicht - noch nicht.
Durch den Nebel sah sie den alten Kojoten mit den gelben Augen, ungefähr drei Meter entfernt. Er zog die geifernden Lefzen zurück und bleckte seine Zähne. Seine Nackenhaare standen zu Berge wie eine schlecht geschnittene Punkfrisur.
Hopscotch! dachte Buffy grimmig. Wenn sie sich vorher nicht sicher gewesen war, so war sie's jetzt. Sie wich langsam zurück und fragte sich, wie weit sie käme, bevor der räudige Kojote sie von hinten ansprang oder seine Zähne in ihr Bein versenkte.
Der weise alte Jäger war zu schlau, um sie allein anzugreifen. Er hob die Schnauze und heulte in einem Ton, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es klang, als riefe Mom die Kids zum Essen. Als sein Ruf von aufgeregtem Gebell beantwortet wurde, sprang Buffy auf die Beine und sah sich nach einem Fluchtweg um.
Es gab keinen. Überall sah sie nur rotäugige, knurrende Kojoten, die auf sie zurannten!
4
Als das Rudel besessen heulend auf sie zusprang, kauerte Buffy sich auf dem Boden nieder. Ein Schatten wuchs zu ihrer Rechten empor - rasch trat sie mit dem Fuß aus und erwischte Hopscotch, bevor er ihr an die Gurgel gehen konnte. Der Tritt beförderte den alten Kojoten ein paar Meter weit in die Büsche. Dann sprang Buffy senkrecht in die Höhe und entging so dem Angriff von zwei anderen Kojoten, die unter ihr gegeneinander krachten.
Sie landete auf den benommenen Tieren und benutzte ihre Fäuste, um ihnen die Schnauzen zu vernageln. Dann blickte sie sich um - immer noch strömten die Kojoten aus allen Richtungen herbei. Wohin sie blickte, sah sie nur geifernde Lefzen und stinkendes Fell!
Buffy schlug ein Rad, kickte zwei Kojoten in die Lefzen und wirbelte wie ein Hula-Hoop-Reifen den Hügel hinab - genau auf das geheimnisvolle Grab. Sie blieb halb bewußtlos auf den verwelkten Blumen liegen. Die Kojoten heulten vor Wut. Ihr wütendes Gekläff brachte Buffy wieder zu sich, stolpernd kam sie auf die Beine. Da ihr keine andere Möglichkeit blieb, suchte sie ihr Heil in der Flucht.
Zwei Füße waren bei weitem nicht so schnell wie vier. Im Handumdrehen war das Rudel der Jäger da und schnappte nach ihren Füßen. In ihrer Verzweiflung sprang Buffy drei Meter hoch in die Luft und landete auf dem Dach eines alten Mausoleums. Sie ruderte mit den Armen, um
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