Der Hexer von Sunnydale
ein Fernglas am Hals und ihre schnellsten Laufschuhe. Sie kletterte aus dem Fenster, während das Geheul des Rudels mit dem Wind herüber getragen wurde.
Ich wußte ja, daß sie heute Nacht jagen würden, dachte sie befriedigt.
Unten im Hof verbarg sich Buffy hinter einem Baum. Der Nachthimmel hing voller Wolken, aber ein erleuchteter, schwach glühender Ring verriet den versteckten Mond. Im Schein des Mondes hatte Buffy keine Mühe, das räudige Kojotenrudel auszumachen, das die Straße heruntersprang und überall herumschnüffelte. Die Tiere schienen aber keine Beute gewittert zu haben - noch nicht.
Sie benahmen sich, als seien sie die Herren der Straße, und doch war ihr letzter Besuch nicht unbemerkt geblieben - Buffy hörte unterdrücktes Bellen und Grollen, aber es klang, als wären alle Hunde der Vorstadt sicher hinter verschlossenen Türen eingesperrt.
Als die Kojoten die Stelle passierten, wo Buffy stand, hob sie das Fernglas und beobachtete sie aus einiger Entfernung
- sie wollte nicht näher an die Biester heran als unbedingt nötig. Die Straße lag verlassen da - da waren nur sie, die Kojoten und dünne Nebelschwaden.
Buffy hoffte nur, der Nebel würde nicht dichter. In tieferliegenden Straßenmulden konnte sie die Kojoten schon nicht mehr erkennen. Da nützte auch das Fernglas nichts mehr.
Sie rührte sich nicht aus ihrem Versteck, bis die letzten Kojoten vorbei waren. Dann sprang sie auf und raste hinterher, jeden Baum und jedes Haus zur Deckung nutzend.
Zum Glück lebte sie in einer der älteren Suburbs, in der es jede Menge dicke Eichen und Sykomoren gab. Verstecken war kein Problem. Sie war sich jedoch bewußt, daß der Wind ihren Geruch zu den Tieren tragen und sie verraten konnte, doch dagegen vermochte sie nichts zu tun. Glücklicherweise rannten die Biester aber gegen den Wind, und solange Buffy ihnen folgte, konnte ihr wohl nichts passieren.
Ein paar Blocks lang konnte sie die Kojoten mit dem Fernglas im Auge behalten, bis plötzlich eines der Tiere ein aufgeregtes Heulen ausstieß und in rasendem Sprint davonschoß. Die anderen folgten wie Rennhunde und kläfften wie verrückt. Sie müssen Beute gewittert haben! Buffy senkte den Kopf und stürmte los, um das Rudel wieder einzuholen.
Als sie vorsichtig um eine Hausecke linste, sah die Jägerin das Rudel am Ende des Häuserblocks unter einem Baum. Ein paar Kojoten rannten aufgeregt im Kreis herum, während andere wie verrückt auf und ab sprangen. Die meisten aber saßen etwas verloren da und blickten zur Baumkrone auf.
Hinter den Kojoten lag ein düsterer Ort, wo Nebelschwaden wie Geisterfinger zwischen Marmorgrabsteinen dahinzogen. Ein kalter Wind blies vom alten Friedhof her und ließ Buffy frösteln. Seit sie nach Sunnydale gezogen war, hatte sie hier in den zerfallenden Mausoleen oft genug mit Vampiren zu tun gehabt. Im Grunde war es so 'ne Art Altersheim für Vampire.
Im Schatten verborgen hob Buffy wieder das Fernglas an die Augen. Sie versuchte, ihre Erinnerungen an den Friedhof zu unterdrücken und sich auf ihre gegenwärtige Mission zu konzentrieren. Was war denn auf dem Baum, das die Kojoten so interessant fanden?
Sie folgte den Bewegungen ihrer Augen und ihrer Sprünge und erspähte schließlich etwas Großes, Gelbbraunes, das auf die obersten Zweige zu klettern versuchte. Einer der dünnen Zweige brach, und das arme Ding plumpste den geifernden Lefzen entgegen. Die Kojoten gerieten völlig außer sich und bellten wie wild, aber ihre Beute schaffte es in letzter Sekunde, noch einen Ast zu erwischen und sich wieder in Sicherheit zu bringen. Sie stieß ein mitleiderregendes „Miau!" aus.
Es war eine Katze! Der Hunde-Snack hatte den Biestern nicht gereicht, jetzt gingen sie auch noch auf Katzen los! Buffy wußte, sie durfte nicht untätig daneben stehen und zulassen, daß die Kojoten ein Kätzchen verschmausten, nachdem sie erst einmal eine Weile mit ihm Fußball gespielt hatten. Sie mußte etwas tun, aber dann verlor sie ihren Vorteil und konnte die Biester nicht mehr ungesehen beobachten. Im Augenblick verhielten sie sich wenigstens genauso garstig wie echte Kojoten - als gäbe es nichts Aufregenderes, als eine Katze auf den Baum zu jagen. Wenn Buffy logisch dachte, dann mußte sie ihre verrückte Theorie vergessen und nach Hause ins Bett gehen. Auch Kojoten mußten mal was zwischen die Kiefer kriegen.
Zum Glück hatte sich Buffy nie zu sehr auf Logik verlassen. Das Kätzchen mußte gerettet werden, aber wie? Sie war
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