Der Hexer von Sunnydale
nicht sicher, ob sie mit dem ganzen Rudel zugleich kämpfen konnte - drei oder vier brachte sie sicher zur Strecke, aber fünfzehn bis zwanzig? Doch wenn sie zu lange wartete, um einen Plan auszuhecken, würde das Kätzchen zu Hackfleisch verarbeitet.
Plötzlich erhellte sich die Szene, als hätte irgendjemand eine riesige Straßenlaterne angezündet. Buffy blickte zum Himmel, an dem sich die Wolken teilten und ein fast voller Mond wie ein Leuchtfeuer strahlte. Die Kojoten hörten auf zu kläffen und blickten zum Mond auf - die Katze war vergessen. Die Tiere saßen stocksteif da, als sei der Mond eine Art Satellitenscheibe, von der sie Signale erhielten.
Buffy schmiegte sich eng an die Hauswand und hoffte nur, sie würden sie mit ihren scharfen Augen nicht entdecken. Doch sie hätte sich gar nicht zu sorgen brauchen, denn das Rudel machte vereint kehrt und rannte genau in die entgegengesetzte Richtung - zum Friedhof. Die Kojoten sprangen hoch über den schmiedeeisernen Zaun und verschwanden zwischen Grabsteinen und Nebelschwaden.
Es schien sinnlos, sich noch weiter zu verstecken - wenn das Rudel nicht anhielt, konnte sie es nicht mehr einholen. Buffy trabte geradewegs zu dem Baum, auf den die verängstigte Katze geflüchtet war. Sie blickte hoch und sah das Tier an einen Zweig geklammert - es sah fast aus wie ein altertümlicher Wasserspeier.
„Jetzt hast du nur noch acht Leben", flüsterte Buffy. „Marsch nach Haus!"
Die Katze sprang vom Baum herab, flitzte über die Straße und verschwand unter einem Haus. Buffy nickte erleichtert und rannte weiter Richtung Friedhof. Mit Leichtigkeit übersprang sie die gefährlichen Spitzen des Zauns und landete auf der weichen Erde eines großen Grabes. Sofort rollte sie sich auf den Rasen, sprang auf und klopfte sich die Erde ab.
Der Friedhof war alt und hoffnungslos überfüllt, außer in den Mausoleen und anderen Grabstätten der Reichen, die zur Mitte hin lagen. Trotz des Mondlichts war es dunkel auf dem Friedhof: Er lag in einer Senke, in der sich jetzt die Nebelschwaden sammelten, und es gab keine Straßenlaternen oder Häuser in der Nähe, die zusätzliches Licht spenden konnten.
Buffy setzte das Fernglas wieder an die Augen. Sie erwartete nicht, die Kojoten zu sehen, falls sie nicht wie durch ein Wunder angehalten hatten. Wenn sie den Friedhof nur als Abkürzung benutzt hatten, dürfte sie sie schon verloren haben.
Geduldig suchte sie die Umgebung mit den knorrigen Bäumen und unheimlichen Grabsteinen nach Anzeichen von Leben ab. Auch horchte sie auf die Laute der Kojoten, aber sie hörte nichts als den Wind, der unheilvoll in den Bäumen raschelte. Irgendwo klapperte ein Tor, das vom Wind auf und zugeschlagen wurde, und skandierte den Takt zu der unheimlichen Geräuschkulisse.
Ich hätte 'ne Waffe mitbringen sollen. Einen kleinen Holzpflock oder auch zwei.... nur für den Fall. Buffy bezwang ihre Furcht und blickte unverwandt durch das Fernglas. Endlich entdeckte sie eine vierbeinige Gestalt, die durch die Nebelschwaden rannte und auf ein Mausoleum sprang. Der Nebel nahm Buffy die Sicht, doch nun wußte sie endlich, in welche Richtung sie gehen mußte. Die Ratte war natürlich in Richtung der prächtigen Mausoleen und Grabsteine gerannt.
In Pirschhaltung kroch Buffy von Grabstein zu Grabstein, wobei sie den Nebel als Deckung benutzte. Sie hielt Ausschau nach weiteren Friedhofsbewohnern, aber die schienen vom Erdboden verschwunden zu sein. Wie alle anderen Bürger der Stadt wollten sie mit diesen Kojoten nichts zu tun haben. Buffy war als einzige verrückt genug, um Mitternacht hinter ihnen herzustiefeln.
Sie sah einige flüchtige Schatten, und es schien, als sammelten sie sich um ein hohes weißes Grabmal, dessen Türmchen aussah wie das Washington-Denkmal, nur daß noch eine Marmorkugel obenauf saß. Als Buffy durch das Fernglas spähte, erkannte sie, daß die Kugel in Wirklichkeit der Mond war. Man konnte sogar die Krater erkennen.
Da zwischen ihr und dem Rudel ein Hügel und ein kleines Wäldchen lagen, konnte Buffy immer nur zwei oder drei der Tiere zugleich sehen. Wieder schienen sie aufgeregt im Kreis zu rennen, doch anders als beim Beutefang bellten und jaulten sie nicht.
Buffy wußte, sie mußte näher heran, um zu erkennen, was sie da machten. Ihre übliche Taktik bestand darin, sich direkt ins Geschehen zu stürzen, ein paar Witze zu reißen, damit alle sich entspannten, und dann so richtig abzuräumen. Sie war nicht daran gewöhnt, auf ihren
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