Der Hexer von Sunnydale
auf dem schlüpfrigen Dach, das wie ein echtes Hausdach stark geneigt war, das Gleichgewicht zu halten.
Auch Kojoten können gut springen, und ein paar hatten es schon geschafft. Buffy ging mit wirbelnden Fäusten auf die Biester los, aber die waren drahtig und behende und schwer zu treffen. Sie traute sich nicht zu treten, weil sie ihr Gleichgewicht nicht verlieren wollte. So konnte sie nur mit halber Kraft zuschlagen und die Tiere vom Dach fegen.
Als die Kojoten von allen vier Seiten gleichzeitig angriffen, war Buffy gezwungen, sich im Kreise zu drehen und ihre Füße zu benutzen. Zweimal wäre sie fast ausgerutscht und in die gierigen Mäuler gestürzt, aber sie fing sich jedesmal wieder im letzten Moment. Die aufregende Jagd machte die Kojoten geradezu verrückt, und sie heulten und kläfften, als wäre Buffy eine Katze, die sie auf den Baum gejagt hatten.
Aus der Entfernung ist es ja ganz nett, ihnen dabei zuzugucken; aber wenn man selber die Beute ist, macht's überhaupt keinen Spaß mehr!
Aufgrund ihrer schnellen Reflexe war Buffy fähig, ihre Stellung zu halten, aber sie konnte nicht darüber nachdenken, wie sie fliehen sollte. Wenn die Angreifer hartnäckig blieben, würden ihre Kräfte allmählich nachlassen. Es waren so viele Kojoten, daß einige immer Pause machen und sich ausruhen konnten, während sie selbst ununterbrochen kämpfen mußte. Und ewig konnten ihre Kräfte nicht vorhalten!
Von ihrer unsicheren Warte aus sah Buffy ein anderes Mausoleum, ungefähr sechzig Meter entfernt, das sie kannte und haßte. Innen gab es einen geheimen Durchgang, der zu einer Vampirhöhle tief unter der Erde führte. Wer weiß, was mich dort erwartet?
Doch ihre Füße rutschten von dem Marmordach ab, und ihre Arme wurden allmählich müde - Buffy wußte, daß schnelles Handeln Not tat. Sie kauerte sich nieder, schnellte sich mit aller Kraft ab und sprang so weit wie möglich vom Mausoleum weg.
Sie übersprang den ersten Ring der Angreifer und landete vor einem Kojoten, der gerade eine Kampfpause einlegte. Ohne lange zu fackeln packte sie das überraschte
Tier an seinem buschigen Schwanz, schwang es hoch über ihrem Kopf und feuerte es mitten in das Rudel. Ihr Vorsprung von ein, zwei Sekunden war damit gesichert.
Buffy stürmte wie ein Panzer über den Friedhof, an den Fersen ein Rudel total durchgedrehter Cujos. Sie sah ihr Ziel - das alte Mausoleum - im Nebel vor sich. Aber konnte sie es erreichen?
Mit einer letzten verzweifelten Anstrengung sprangen die Kojoten von hinten auf ihren Rücken, um die Beute nicht zu verlieren. Buffy stolperte und wäre fast unter die scharfen Krallen geraten, aber sie schüttelte ihre Angreifer wie einen häßlichen Mantel ab und duckte sich unter das Grabmal.
Sie lehnte sich gegen die schwere Marmortür und wehrte gleichzeitig ein halbes Dutzend Kojoten ab. Nur ihre außerordentliche Kraft rettete sie, und endlich gelang es ihr, die Tür hinter sich zuzuschlagen.
Nach Luft schnappend lehnte sie sich gegen den kalten Marmor und musterte den unheimlichen Ort. Es war eine alte Krypta: Von den Wänden blätterte der Putz, und alles war voller Schmutz und Staub. Hätte glatt ihr eigenes Zimmer sein können! Trotz all ihrer Vorsicht hatte sie sich nun in einem Raum eingeschlossen, der so etwas wie die Empfangshalle der Vampire war.
Dennoch lockte sie nichts mehr nach draußen. Die Kojoten, denen die Beute entgangen war, jaulten und kläfften aus vollem Halse und drückten gegen die Tür. Es gab nur einen Weg nach draußen, und dazu mußte sie erst einmal hinunter gehen anstatt hinauf.
Widerwillig rückte Buffy von der Tür ab. Sie befürchtete, die Tiere würden merken, daß sie sich nicht mehr dagegen stemmte. Sie bezwang ihre Furcht, rannte auf den Geheimgang zu und tauchte hinein. Mit einem Krachen brach die Marmortür ein, und die Kojoten sprangen durch eine Wolke aus uraltem Staub in die Krypta.
Im trüben Licht konnte Buffy sehen, wie die ersten Tiere urplötzlich haltmachten und winselnd zurückwichen. Sie spürten, daß mit diesem Ort etwas nicht stimmte. Buffy konnte ihnen nur beipflichten. Dennoch drängten weitere Kojoten nach - der Jagdtrieb war stärker als die Angst!
Buffy sah keinen Sinn mehr darin zu warten - jetzt zählte jede Sekunde! Kauernd kroch sie den feuchten Tunnel entlang und vermied es, gegen die schlüpfrigen Wände zu stoßen. Wenn sie jetzt einem Vampir über den Weg lief, hatte sie nichts zu ihrer Verteidigung dabei - nicht mal einen Zahnstocher!
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