Der Hexer von Sunnydale
Zeit, mir darüber Sorgen zu machen.
Geduckt schlich sie sich am Zaun entlang zur Rückseite der Wurfbude. Das zerbrechliche Bauwerk war aus Sperrholz und hastig zusammengenagelten Brettern errichtet, und es war für Buffy nicht schwierig, ein Brett abzureißen und durch die Rückwand hineinzuschlüpfen.
Sie hörte die rauhe Stimme des Clowns - er riß gerade einen Witz, in dem er die Jungs von Sunnydale mit Schafen verglich - und blickte von hinten auf seine vielfarbige Perücke und das gestreifte T-Shirt. Er sah noch trocken aus. Genauso hatte sie es gewollt. Als nächstes suchte Buffy die Zielscheibe und den Mechanismus, der durch einen Treffer in Gang gesetzt wurde. Vorsichtig tastete sie die Apparatur ab, ließ ihre Hand über Hebel und Sprungfedern gleiten, bis sie das Gelenk fand, das den Clown unverzüglich ins Wasser beförderte.
Er saß nur ein kleines Stück über ihr. Buffy roch seinen erdigen, tierhaften Geruch - und das war schon bezeichnend, denn er mußte doch zwangsläufig viel öfter baden als die anderen Schausteller. Nun, da Buffy alles über die Zauberkraft der Wer-Kojoten wußte, fiel es ihr schwer, in diesen Typen noch Menschen zu sehen. Sie rochen nicht mal menschlich.
Buffy wartete, bis der Clown in seiner üblichen Litanei von Neckereien und Beleidigungen eine Pause einlegte, dann sagte sie ganz ruhig: „Ich möchte, daß du was ansagst."
Der Clown deckte sein Mikro mit der Hand zu, blickte nach unten und brummte: „Wer is'n da?"
Aus der Hocke streckte Buffy einen Arm nach oben und rüttelte an der Plattform, auf der er saß. „Ich schmeiß dich rein, wenn du um Hilfe schreist."
„Okay, okay! Was willst du denn?"
„Sag: ,Bibliothekar, gehen Sie zu Ihrem Wagen'."
„Hey, hör mal, ich arbeite hier!"
„Tu's!" Buffy rüttelte wieder an der Plattform. Die Scharniere knirschten unheilverkündend.
„Okay." Der Clown nahm die Hand vom Mikro und verkündete: „Achtung, Achtung, hier kommt eine
Durchsage: ,Bibliothekar, geh besser zurück zu deinem Wagen. Und zwar pronto!"
Er blickte herunter und brummte: „Jetzt zufrieden?"
Aber Buffy war längst weg. Sie hechtete unter dem losen Brett durch, rollte sich ab und kam auf die Füße und flitzte Richtung Parkplatz. Buffy hoffte, daß er die Durchsage mitbekommen hatte, denn normalerweise wurde Giles angesichts von Gefahr zu einem Nervenbündel und war fest davon überzeugt, daß sie alle im nächsten Augenblick gekillt würden.
Als sie zwei der Schausteller sah, die direkt vor ihr an einem Kompressor arbeiteten, zog sie die Haarspangen heraus und schüttelte ihre blonde Mähne, so daß sie ihr ins Gesicht fiel. Mit gesenktem Kopf und betont langsam ging sie an den beiden vorbei. Falls sie ihr argwöhnisch nachschauten, konnte sie es nicht sehen, aber sie horchte angespannt auf Stimmen und schnelle Schritte. Als sie nichts hörte, spazierte sie gemütlich in Richtung Parkplatz weiter.
Mach deine schnellen Schuhe klar, Giles! Wir müssen dem Rudel immer 'nen Schritt voraus sein. Ein paar Augenblicke ging Buffy nervös auf und ab, dann sah sie endlich eine vertraute Gestalt über den Parkplatz eilen. Sie winkte, und die Gestalt beschleunigte ihren Schritt.
„Gott sei Dank!" sagte Giles und nahm ihre Hände. „Bist du in Ordnung? Du siehst furchtbar aus."
„Das ist nur der neueste Kirmeslook", erwiderte Buffy und schüttelte ihr schmutziges, zerzaustes Haar. „Hey, sollten Sie nicht beim Wagen bleiben?"
„Doch sicher nicht die ganze Nacht!" protestierte Giles. „Ich wußte, daß dir etwas passiert war, und da mußte ich doch nachschauen gehen. Was ist denn passiert?"
„Erst was Schlimmes, dann was Gutes, glaub ich. Ich hab einen unerwarteten Verbündeten gefunden." Sie lief zur Beifahrertür und wartete, daß Giles den Wagen aufschloß. „Steigen Sie ein, dann erzähl ich's Ihnen auf dem Weg." „Wohin fahren wir denn?" fragte Giles und suchte nach seinen Schlüsseln.
Argwöhnisch ließ Buffy ihre Blicke über den dunklen Parkplatz gleiten. Die flackernden Lichter der Kirmes spiegelten sich in den Motorhauben der Fahrzeuge und drehten sich zu phantastischen Formen. Die Musik klang weit entfernt und blechern - es war, als wären sie allein. Aber stimmte das? Zwischen den Rädern der Autos mochten durchaus ein paar magere Kojoten herumschleichen und sie belauern.
„Schließen Sie auf! Schnell!" befahl Buffy.
Giles riß sich zusammen und machte die Fahrertür auf. Er wollte eben einsteigen, als ein braunweißer Kojote
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