Der Hexer von Sunnydale
mußte zugeben, daß Rose wirklich attraktiv war - wilde Cheerleader konnten Xander vermutlich nicht von seinem Date abbringen.
Sie fuhren Achterbahn, und die Mädchen kreischten bei jeder Auf- und Abfahrt über die knirschenden Schienen. Xander blickte unterdessen in aller Ruhe auf seine Uhr. Sie fuhren Riesenrad, und Xander machte sich Sorgen, daß sie zu lange oben festsaßen. Er konnte noch nicht einmal den phantastischen Blick auf die Kirmes genießen, die wie eine Insel des Lichts in der weiten Öde von Sunnydale lag.
Als sie aus der Gondel stiegen, fiel Buffy ein alter Schausteller auf, dessen Hände und Gesicht ölverschmiert waren. Er stand neben der ächzenden Antriebsmaschinerie des Riesenrades und schlug gleichmäßig mit einem Schraubenschlüssel in seine Handfläche, während er ihnen nachsah. Buffy hatte plötzlich ein erschreckendes Deja vu: Es war, als hätte sie ihn schon einmal gesehen - und da hatte er sie genauso angestarrt!
Wenigstens wurde nun ihre Theorie hinfällig, daß alle
Schausteller dieser Kirmes junge und prächtige Burschen waren. Dieser Mann glich den Kirmesleuten aus ihrer Kindheit - er war knorrig und unheimlich.
Sie hatten immer noch jede Menge Fahrchips übrig, aber Xander trabte unbeirrt zu den Schaubuden zurück. „Kostenloser Probeschuß!" rief ein Anreißer.
„Jeder gewinnt!" schrie ein anderer.
Xander stolperte dahin. Er war wie geblendet von den Lichtern, dem Lärm, den Spielen und den Mädchen. Buffy versuchte, nicht wütend zu werden.
„Hey, Xander, jetzt reiß dich mal zusammen! Brauchst dich nicht so zu beeilen. Sie sagte, 'ne halbe Stunde, nicht zehn Minuten."
„Ja, du solltest sie lieber warten lassen", schlug Willow vor, doch es klang nicht sehr überzeugend. „Und vielleicht hat sie ja nur 'ne Viertelstunde Pause."
„Fünfzehn Minuten mit Rose", sagte Xander verträumt. „Die nehm ich."
„Ich frag mich, wie vielen Kerlen sie das wohl versprochen hat", meinte Buffy.
„Keiner von euch wird mir den Abend verderben", schwor Xander. Wieder blickte er auf die Uhr, hielt sie dann ans Ohr, um zu prüfen, ob sie auch ging - was sehr dumm von ihm war, denn er trug eine Digitaluhr.
„Hey, meine Schöne! Ach brich mir doch das Herz!" rief eine Männerstimme.
Buffy wirbelte herum und erblickte einen braungebrannten blonden Hünen mit aufgerollten Hemdsärmeln, unter denen starke Muskeln zum Vorschein kamen. Es war der attraktivste Mann, den sie bisher unter den Kirmesleuten gesehen hatte. Er stand in einer Pfeilwurfbude, umgeben von Postern mit Motorrädern, Schießeisen, Filmschauspielern und Bikinischönheiten.
Der blonde Hüne deutete auf einen pinkfarbenen herzförmigen Ballon, der hinter ihm an einer Korkpinnwand befestigt war. „Sieh mal, wie groß mein Herz ist. Ich wette, du könntest es brechen, bevor du richtig angefangen hast." „Als wüßte ich nicht, daß es schon passiert ist", stimmte Buffy zu. Der herzförmige Ballon war von kleineren Ballons und sehr viel freier weißer Fläche umgeben. Der Mann schien die Poster als Gewinne zu vergeben, aber sie brauchte wirklich nicht noch mehr Poster im Zimmer. Dennoch trugen ihre Füße sie zu der Bude, und Willow schloß sich sogleich an.
„Zwei tolle Ladys - heut abend hab ich aber Glück." Der Schausteller lächelte, wobei zwei versteckte Grübchen in seinen blonden Bartstoppeln zum Vorschein kamen. Das vergnügte Zwinkern seiner blauen Augen besagte, daß er wußte, wie er sein Publikum abzog, aber das steigerte den Spaß ja nur noch mehr. Er hielt Buffy drei Dart-Pfeile hin. „Laß mein Herz platzen, und alles, was ich hab, soll dir gehören."
Buffy bemerkte ein Tattoo auf seinem muskulösen Unterarm, doch es war so verblichen, daß sie nicht erkennen konnte, was es darstellte. Sie fragte sich, ob dieser Mann älter war, als er aussah.
„Laß es mich versuchen!" Willow drängte sich vor. Sie machte dem jungen Schausteller ihre schönsten Femme-fatale-Augen, doch die Wirkung war kaum fatal zu nennen. Dennoch machte der Mann fröhlich mit und flirtete schamlos mit Willow.
„Immer mit der Ruhe, junge Dame, wir haben die ganze Nacht Zeit. Ich heiß Lonnie."
„Erfreut, dich kennen zu lernen", sagte Willow fröhlich. „Ich bin Willow und das ist Buffy." Als sie über die Schulter nach Xander blickte, begriff Buffy endlich, was hier vor sich ging: Willow versuchte, Xanders Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem sie mit diesem Kerl flirtete. Aber natürlich war Xander zu sehr damit beschäftigt,
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