Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
aufgewühlten See praktisch hilflos.
Erik zog sie in die Arme und hielt sie fest an sich gedrückt, während er über ihr nasses Haar strich. Trotz der Schichten von Wolle, Leder und Fell spürte sie sein wildes Herzklopfen.
Durch regennasse Wimpern schaute sie zu ihm auf, erstaunt, dass ihm keine Angst anzusehen war. Unerschütterlich, auch unter den widrigsten Umständen. Wenn überhaupt, schien er sich mehr über den Umstand aufzuregen, dass der Mast ihr fast auf den Kopf gefallen war, als über die Tatsache, dass sie dem Unwetter nun auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren.
Sie legte den Kopf schräg und sah ihn an.
»Werden wir sterben?«
Ihr Blick traf auf seinen und flehte ihn an, sie nicht zu belügen.
Vor Regen triefend umfasste er ihre Schultern und schüttelte sie heftig.
»Wir werden nicht sterben.«
Wie zum Hohn hob eine Riesenwelle das kleine Boot hoch und kippte sie beinahe um, ehe sie wieder auf die harte Wasseroberfläche aufschlugen. Rasch griff er nach den Rudern und benutzte sie, um den Bug gegen die Wellen zu halten, musste aber bald einsehen, dass die dünnen Holzstangen gegen die Strömung nichts ausrichten konnten.
»Ich brauche kein Segel, um Irland zu erreichen«, brüstete er sich, das Heulen des Sturms übertönend.
»Du glaubst doch nicht, dass ich aufgebe?«
Sie schüttelte den Kopf. Er würde nie aufgeben. Er war der beste Seemann, den sie je gesehen hatte. Wenn jemand es schaffte, dann er.
Er sah ihr in die Augen.
»Ich brauche dich bei mir, Ellie. Schaffst du das?«
Sie verdrängte die Woge der Panik und nickte. Sie würde nicht auseinanderbrechen. Sie musste stark sein.
»Was wirst du tun? Im Sturm kannst du nicht rudern.«
»Das ist nicht nötig.« Als er lächelte, wärmte es sie trotz der schlimmen Umstände.
»Da wir unser Segel verloren haben, muss ich mir leider dein Hemd ausborgen.« Er lachte leise, als er ihre schockierte Miene sah.
»Ich muss einen Widerstand schaffen, um das Boot zu verlangsamen. Es wird auch mithelfen, den Bug gegen die Wellen zu richten.«
Vom tobenden Sturm umgeben, nahm sie sich nicht die Zeit für weitere Fragen. Mit einiger Mühe half er ihr, durch die verschiedenen nassen Stoffschichten bis zu ihrem Hemd zu gelangen. Sie zuckte zusammen, als seine nassen Hände ihre nackte Haut berührten, aber er schaffte es, den Leinenstoff säuberlich und rasch an ihrer Taille abzureißen. Er knotete das abgerissene Ende zusammen und machte zwei Löcher nahe dem Saum am anderen Ende. Durch diese führte er zwei Stücke Tau. Er befestigte das Tau am Bug und warf das Hemd ins Wasser.
Es war zu dunkel, um etwas sehen zu können, sie wusste aber, dass es gewirkt hatte, da das Boot langsamer und ruhiger wurde.
»Und jetzt?«, fragte sie.
Er zupfte eine Haarsträhne aus ihren Wimpern und drückte ihr einen salzigen Kuss auf den Mund. Seine warmen und starken Lippen vermittelten ihr eine dringend benötigte Portion Trost.
»Jetzt warten wir und lassen uns von der Strömung durch den Sturm tragen.« Er zog sie hinunter auf den Boden des Rumpfes, sodass sie vor ihm zu liegen kam, an seinen Körper geschmiegt, und deckte sie zu.
Sie waren dem Unwetter völlig ausgeliefert. Der Regen prasselte herunter, und das kleine Boot wurde von den sich gefährlich auftürmenden Riesenwellen hin und her geworfen. Aber kuschelig und warm in der Rundung seiner festen Umarmung, den stetigen Schlag seines Herzens im Rücken, verspürte Ellie einen Augenblick der Ruhe.
Bis die nächste Welle sie traf und Angst ihren Puls in die Höhe trieb und ihr Herz stillzustehen drohte. Sie klammerte sich an ihn, mit jedem Heben und Krachen der Wellen, mit jedem Ächzen des Bootes, wenn es über die Wellen schlug, grub sie ihre Finger in seine Arme. Doch sie spürte seine solide Stärke hinter sich wie einen Anker. Wie er so ruhig bleiben konnte, machte sie wahnsinnig – fast war es unmenschlich.
Eine große Woge hob sie hoch und kippte sie fast um, ehe das Boot mit so viel Wucht auf dem Wasser aufprallte, dass ihre Zähne und Knochen klapperten. »Hast du denn gar keine Angst?« fragte sie mit bebender Stimme.
»Nein«, gab er automatisch zurück und zog sie enger an sich.
»Na ja, vielleicht ein bisschen.«
Seine Angst galt ihr. Das Eingeständnis erfüllte sie mit einem Glücksgefühl. Vielleicht war er gegen menschliche Schwächen doch nicht ganz immun – wenn es nicht um seine eigenen ging. Vielleicht war sie ihm nicht gleichgültig.
Ehe sie antworten konnte, sagte
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