Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
Schweiß. Das Blut toste in seinen Adern, als er den Horizont vor sich scharf beobachtete.
Seine Sinne waren entflammt, in seinen Ohren dröhnte es. Und doch konnte er nichts sehen. Kein einziges Segel …
Da blieb sein Blick hängen. An einem sonderbar geformten Schatten in der Ferne. Leise gab er Befehl, die Ruder einzuziehen.
Verdammt. Das waren sie.
Die gerissenen Halunken lagen auf der Lauer, mit eingeholten Segeln, in der Hoffnung, jede Fliege zu fangen, die versuchte, an ihrem Netz vorbeizusegeln. Piratentaktik. Der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für eine Falle der Engländer.
Er zählte mindestens sechs dunkle Schatten zwischen Spoon und der kleinen Insel Alisa Craig, die die Mündung des Firth of Clyde bewachten und höchst wirksam jeden Versuch, Arran zu erreichen, verhinderten.
Erik gab Befehl, auf Gegenkurs zu gehen – vorsichtig, um nicht gesehen zu werden – und kehrte zu den anderen Schiffen zurück. Am birlinn des Chiefs längsseits gehend, meldete er dem König und seinem Captain, dass vor ihnen eine Falle aufgestellt war.
Bruce fluchte und schlug mit der Faust frustriert auf den Bootsrand.
»Aber woher können sie es wissen?«
»Ich glaube nicht, dass sie es wissen«, sagte der Chief.
»Wüssten sie von einem Angriff, hätten sie mehr als nur sechs Schiffe zusammengezogen.«
Erik pflichtete ihm bei. Boyd und Bruce waren auf dem Rückweg nach Rathlin in eine ähnliche Blockade geraten.
»Für sie ist es reines Glück, dass sie sich die richtige Nacht ausgesucht haben.«
»Und Pech für uns«, bemerkte der König.
»Pech hatte ich schon genug. Wir müssen etwas tun. Es ist der einzige Weg nach Arran. Könnten wir nicht einzeln durchschlüpfen?«
Erik schüttelte den Kopf. Die Nacht war zu klar und die Distanzen zu klein, um unentdeckt zu bleiben.
»Zu riskant.«
» Der einzige Weg…« Bruces Worte ließen eine Erinnerung aufblitzen.
Natürlich! Normalerweise hätte Erik gegrinst, doch seine gute Laune schien ihn verlassen zu haben. Zeitgleich mit dem kleinen Kindermädchen.
»Ich habe eine andere Idee.« Er sah MacLeod an.
»Wir könnten den Weg nehmen, den einst unsere Altvorderen gingen: zu Fuß über Land.«
Bruce runzelte die Stirn.
»Was zum Teufel soll das heißen?«
MacLeods Blick zuckte. Dann wurde sein Gesicht von einem langsam aufblühenden Lächeln erhellt. In einem merkwürdigen Rollentausch war es der Chief, der nun lächelte wie der Teufel.
»Eine schöne Nacht, um auf den Spuren der Wikinger zu wandeln.«
So war es denn auch. Der einzige Weg, nach Arran zu segeln, war von Süden her durch den Firth of Clyde, doch gab es eine andere, weniger gebräuchliche Route. Eine Nordroute, die ihre Vorfahren gern benutzt hatten, um nicht den langen Arm von Kintyre umfahren zu müssen.
Wie Magnus Barfuß, König von Norwegen, vor über zweihundert Jahren führte Erik Bruces Armee um die westliche Seite des Armes von Kintyre herum. Sie schleppten ihre Schiffe über die schmale Landenge bei Tarbert, erreichten Arran von Norden her und umgingen so die Falle der Engländer.
Der größte Seefahrer seiner Zeit brachte die Flotte über Land nach Arran.
Aber sie hatten Stellung bezogen.
In weniger als vierundzwanzig Stunden würde Bruce den Angriff auf seinen Ahnensitz Turnberry Castle eröffnen, als Signal seiner Rückkehr nach Schottland und seines letzten Versuchs, den Thron zu gewinnen.
Ayr Castle, Ayrshire
Nach der Aufregung, die ihre Ankunft mit sich brachte, und einem tränenreichen Wiedersehen mit ihrem Vater und ihren zwei ältesten Brüdern John und Thomas, die ihn nach Schottland begleitet hatten, schützte Ellie Erschöpfung vor und zog sich in die Stille ihres Gemaches zurück.
Den Fragen ihres Vaters konnte sie für den heutigen Tag entgehen, doch am nächsten Tag nach dem Frühstück wurde sie in sein Privatgemach gerufen.
Ihr stand eine Überraschung bevor.
Kaum hatte sie die Tür geöffnet, als Matty auf sie zuflog und sich in Ellies Arme warf. Ihre Schwester schluchzte so heftig, dass nur schwer zu verstehen war, was sie sagte, doch waren die Worte ohnehin ohne Belang. Ellies Herz ging auf ob dieses innigen Gefühlsergusses. Sie wusste, wie sehr ihre Geschwister sie liebten, doch war sie bewegt, als diese Liebe so offen gezeigt wurde.
Zumal nachdem ihr eigenes Liebesgeständnis mit solcher Kälte aufgenommen worden war.
Nachdem Mattys Tränen endlich versiegt waren, rückte sie ab und sah Ellie mit feuchten Augen und tränennassen Wangen an.
Eine
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