Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
sie, dass ihr Vater zutiefst beunruhigt war. Er erhob sich von seinem Platz neben ihr und trat an ein kleines Fenster, das Ausblick auf den Firth bot.
»Vor einigen Tagen habe ich ein Schreiben des Königs erhalten. Darin berichtet er mir, was deiner Schwester widerfahren ist.«
Im Raum wurde es still. Ellies Herz schlug schwer in ihrer Brust. Sie machte sich auf die dringend erwartete Nachricht von Elizabeth gefasst. Nach der Miene ihres Vaters zu schließen, war es keine Nachricht, die sie gern hören wollte.
»Ist sie mit Roberts Schwester in Norwegen?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Ihr Vater schüttelte den Kopf.
»Leider nein. Elizabeth, Bruces Schwestern und Tochter sowie Bella MacDuff – die Countess of Buchan – gerieten vor einigen Monaten in Nordschottland in Gefangenschaft, als sie nach Norwegen entkommen wollten.«
Im Raum herrschte Totenstille. Gefangenschaft? Du lieber Gott.
»Wie?« fragte Matty mit hartem Schluchzen.
Der Blick ihres Vaters wurde hart.
»Auf die denkbar schlimmste und infamste Weise. Sie wurden vom Earl of Ross verraten, nachdem sie Zuflucht in der St. Duthus Chapel in Tain gesucht hatten.«
»Ross hat das Asylrecht verletzt?«, fragte Ralph entsetzt.
Ihr Vater nickte, doch war ihm anzusehen, dass das noch nicht alles war.
»Aber warum erfahren wir erst jetzt davon?«, fragte Matty.
»Du hast gesagt, man hätte sie schon vor Monaten gefangen genommen.«
Noch nie hatte Ellie ihren Vater so grimmig gesehen.
»Der König wollte vermutlich nicht, dass ich es erfahre, und hat sich erst entschlossen, es mir mitzuteilen, als ich nach Schottland gekommen bin, da er wusste, dass ich es hier ohnehin hören würde.«
»Was hören?«, fragte sein Sohn John.
In den Augen ihres Vaters loderte es auf.
»Hört, wie gemein und schändlich man sie behandelt hat.« Er umklammerte den Fenstersims aus Stein, bis seine Knöchel hervortraten.
»Edward hat alle – auch Bruces neunjährige Tochter – in Käfigen hoch von einem Turm der Burg hängen lassen.«
Ellie ließ ein entsetztes Stöhnen hören, in das die anderen einstimmten. Ihr Erschrecken war so groß, dass sie nicht einmal ein Wort des Unglaubens äußern konnte.
»Der König hat den Verstand verloren«, sagte Ralph.
»Gewiss hat er sich besonnen?«
»Im Falle von Elizabeth sowie Bruces kleiner Tochter Marjorie und seiner Schwester Christina tat er es. Aber die Countess und seine andere Schwester Mary Bruce waren nicht so glücklich. Sie haben monatelang in hölzernen Käfigen über den Burgen von Berwick und Roxburgh gehangen.«
Ellies Erleichterung, dass ihre Schwester dieser Grausamkeit entgangen war, wurde von dem Wissen getrübt, dass zwei Frauen, die sie kannte, nicht das Glück gehabt hatten, Edwards barbarischer Form von Justiz zu entgehen. Oder besser gesagt seiner Rache. Für sie konnte kein Zweifel daran bestehen, dass Bella MacDuff für die Rolle, die sie bei Bruces Krönung gespielt hatte, bestraft wurde.
»Kannst du nichts tun?«, fragte Ellie.
Ihr Vater schüttelte den Kopf.
»Ich konnte ihn überreden, Elizabeth aus dem Verlies in Roxburgh in ein Landhaus in Burstwick zu verlegen, aber was die anderen betrifft, wollte er nichts von Gnade hören. Der König ist entschlossen, diese Rebellion niederzuschlagen und die Verräter auf die denkbar grausamste Weise bestraft zu sehen. Niemand ist sicher. Nicht Frauen, nicht Kinder – niemand.«
Ellie schauderte, als ihr Eriks Warnung einfiel. Sie hatte sich nicht vorstellen können, wie prophetisch sie sein würde und wie zutreffend.
Liebe, arme Elizabeth.
»Der König hat aus der Sache mit Wallace nichts gelernt«, murmelte Ralph.
Er hatte recht. König Edward gedachte Schottland mittels Furcht und Einschüchterung zu gewinnen. Er zeigte kein Erbarmen und tötete mit barbarischer Grausamkeit. Damit brachte er das Land nur gegen sich auf.
Angst, tiefer noch als jene, die sie zuvor verspürt hatte, ließ Ellies Blut erstarren. Sie wollte nicht daran denken, was Edward für Robert und seine Anhänger vorsah, falls dessen Pläne scheiterten.
Gott möge ihn behüten.
Ein Pochen an der Tür unterbrach die beklommene Stille. Der Captain der Garde ihres Vaters trat ein, gefolgt von einem Mann, den sie nur einmal vor langer Zeit bei Hof gesehen hatte, dessen Ruf sie aber besser kannte. Sir Aymer de Valence, König Edwards Befehlshaber in Schottland und bald Earl of Pembroke, wenn seine todkranke Mutter das Zeitliche gesegnet hatte.
Der Pfahl, der das Herz von
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