Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
versammelt haben. Soweit er es beurteilen konnte, hatten die Engländer sich an allen wichtigen Kreuzungen positioniert und ihm alle Wege abgeschnitten: nach Norden zu den Isles, nach Süden zur Insel Man und nach Westen nach Rathlin und Irland.
Er bezweifelte nicht, nötigenfalls aus der Umzingelung ausbrechen zu können, doch waren sein Bestreben, das Mädchen loszuwerden, und sein Wunsch, zu Bruce und den anderen zu gelangen, keine Gründe, eine Gefangennahme zu riskieren oder die Engländer zu Bruce zu führen. In der Zwischenzeit wollte er eine Möglichkeit finden, eine Nachricht an den Chief – den Anführer der Highlander-Garde – zu schicken und ihn vor der Gefahr zu warnen. Bruce würde bald auf Rathlin eintreffen.
Geduld gehörte nicht zu Eriks hervorstechendsten Tugenden, und er argwöhnte, dass die nächsten Tage im Schneckentempo vergehen würden. Schon machte sich Rastlosigkeit bei ihm bemerkbar.
Am oberen Klippenrand angekommen blieb er stehen, um die Bucht unter sich zu beobachten. Alles schien normal. Ein paar kleine Fischerboote waren über den Hafen verstreut, aber alle Zeichen seiner Anwesenheit waren getilgt. Er und seine Männer hatten das birlinn in die Höhle geschleppt und es den Blicken eventuell vorbeikommender Patrouillenschiffe entzogen.
Die Engländer würden versuchen, sie zu finden, mussten aber, da es Dutzende kleiner Inseln zwischen Irland und Schottland gab, Hilfe in Anspruch nehmen. Es gab hier zu viele Verstecke. Solange die Dorfbewohner den Mund hielten, waren sie sicher – einer der Gründe, weshalb er hier Zuflucht gesucht hatte. Bevor MacDougall es sich angeeignet hatte, war Spoon Island Besitz der MacSorleys gewesen. Die Inselbewohner sahen Erik immer noch als ihren rechtmäßigen Herrn an. Und das würde er wieder sein, wenn Bruce seine Krone zurückgewann.
Erik hielt auf das alte, aus Steinen erbaute und mit Stroh gedeckte Langhaus zu. Seine Anwesenheit war nicht nötig, er wollte aber nach Ellie sehen. Es ist meine Pflicht, sagte er sich. Bis er sie nach Hause brachte oder sie Bruce übergab, trug er für sie die Verantwortung.
Er hob seine Hand, um Duncan zu begrüßen, dem er den Wachdienst während seiner Erholungszeit übertragen hatte, straffte die Schultern wie vor einem Kampf und trat durch die Tür.
Ach, zum Teufel.
Angesichts des friedlichen Anblicks, der sich ihm bot, war jeglicher Rest an Ärger vom vergangenen Morgen vergessen. Das kleine Kindermädchen schlief zusammengekuschelt im Sessel vor dem Feuer, um die Schultern eine Decke, die Füße unter sich gezogen. Das frische leine , das sie trug, und die feuchten dunklen Strähnen, die sich sanft um ihr Gesicht ringelten, verrieten, dass sie gebadet hatte. In der feuchtheißen Luft lag noch schwacher Lavendelduft.
Sie sah nun nicht mehr aus wie eine ersoffene Katze.
Ihr Haar war schön. Dicht und glänzend hing es in frisch gekämmten Wellen wie ein schwerer üppiger Zobelumhang um ihre Schultern. Er sah es und wusste, dass es sich wie ein seidiger Schleier auf seiner Haut anfühlen würde.
In Ruhestellung war sie nicht mehr die Frau, die ihm so viel Probleme bescheren konnte. Er betrachtete das kleine Gesicht, das ihn mit so viel Gleichgültigkeit angesehen hatte. Eine Schönheit würde sie nie sein, dennoch hatte ihr Gesicht etwas Ansprechendes. Die Wärme des Feuers hatte ihre bleichen Wangen mit sanftem Rosa gefärbt. Das eigensinnige Kinn entspannt, die geschürzten Lippen leicht geöffnet, die allzu scharfsichtigen Augen geschlossen … so sah ihr Gesicht weicher … jünger … und viel verletzlicher aus.
Er verspürte ein unangenehmes, einem Reuegefühl verdächtig ähnliches Stechen in der Brust. Trotz der Misshelligkeiten, die sie verursacht hatte, waren diese nicht ihre Schuld. Seine auch nicht, was aber nicht bedeutete, dass er sich nicht dafür verantwortlich fühlte, sie sobald als möglich sicher nach Hause zu bringen.
Ihre langen Wimpern flatterten, und sie schreckte auf. Als sie ihn vor sich stehen sah, stieg ihr Röte in die Wangen.
»Was macht Ihr hier?«
Hastig streckte sie die Beine aus und gestattete ihm einen Blick auf zwei zierliche, perfekt gewölbte Füße. Klein und weiß, mit winzigen Zehen, waren sie absolut anbetungswürdig. Viel zu anbetungswürdig für ein herrisches Kindermädchen. Er starrte sie einen Moment zu lange an, und sie steckte rasch die Füße wieder unter die Decke.
Unerklärlich verärgert, fühlte er sich wie ein kleiner Junge, der mit der Hand
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