Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
sie musste fast Mitte zwanzig sein – noch nie die Berührung eines Mannes erlebt hatte. Anstatt sich um fremde Kinder zu kümmern, war sie alt genug, um inzwischen ein paar eigene Sprösslinge zu hüten. Worauf wartete sie?
Ihr dunkler Kopf war in voller Konzentration gesenkt, während sie kühlende Salbe auf seine Wunden auftrug und sorgfältig Leinensteifen zwischen Daumen und Zeigefinger über seine Handfläche wickelte, damit er die Finger frei bewegen konnte. Er konnte nicht umhin, seinen Schenkel an ihren zu drücken, und seine Genugtuung war groß, als ihre Finger mit dem letzten Knoten an seiner zweiten Hand kämpften.
Ein kleiner Schubs, und sie würde auf seinem Schoß sitzen.
Es war verlockend – verdammt verlockend. Er war so heiß, wie schon seit Langem nicht mehr.
Kaum war sie fertig, versuchte sie, mit einer Drehung davonzukommen.
»So, das wär’s«, sagte sie mit übertriebener Munterkeit, als würde ihr Körper sich nicht nach ihm verzehren.
»Fertig.«
Er packte ihr Handgelenk und hielt sie fest, noch nicht bereit, sie gehen zu lassen.
»Danke«, sage er erstaunlich heiser.
»Gern geschehen.« Sie wich seinem Blick aus.
Sie wollte den Kopf abwenden, er aber fasste nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sie öffnete die Lippen, und der Puls an ihrem Hals schlug an seiner Hand wie die Flügel eines Falters.
Er war nicht sicher, was er vorhatte, dachte nur immer wieder, wie sehr es ihm gefiel, sie verwirrt zu sehen. Und dass er sie noch mehr verwirren wollte. Und was für ein Jammer es war, in ihrem Alter noch nie von einem Mann berührt worden zu sein.
»Lasst mich los«, brachte sie bebend heraus.
Das arme Ding war so fahrig wie ein Mädchen, das noch nie geküsst worden war.
Ach, verdammt. Sie war wahrscheinlich noch nie geküsst worden. Sein Blick fiel auf ihren Mund. Ein hübscher Mund, wenn er nicht schmal vor Missbilligung war – rosig und voll mit einer weichen, sinnlichen Wölbung. Es wäre ein Verbrechen, einen Mund wie diesen unberührt zu lassen. Zum Teufel, eigentlich würde er ihr einen Gefallen tun. Amüsiert zog er einen Mundwinkel hoch. Man konnte es auch Christenpflicht nennen.
Er konnte ja nur dieses eine Mal eine Ausnahme von seiner Regel »sich nie mit jungen Mädchen abgeben« machen.
Er ließ seinen Daumen über die allzu eigensinnige Spitze ihres Kinns gleiten und machte sie mit einer sanften Liebkosung nachgiebiger. Ihre Haut fühlte sich fast unwirklich an, weich und samten wie Sahne.
Sie machte große Augen.
»W-was macht Ihr da?«
Lächelnd ließ er den Daumen über ihre weiche volle Unterlippe gleiten. Als ihr Atem stockte, fuhr es ihm heiß in die Lenden.
»Ich werde dich küssen.«
Ihre Pupillen verdunkelten sich. Ihr Atem schien zu stocken.
»Warum?«, stieß sie schrill hervor.
Ihre Augen tasteten sein Gesicht so intensiv ab, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sie bemerken würde, wie sein Schenkel näher kam und sie näher zu seinem Schoß schob.
Er legte eine seiner verbundenen Hände um ihre Taille und ließ sie auf der sanften Wölbung ihrer Hüfte ruhen.
»Du bist noch nie geküsst worden, oder, Ellie?«
Stumm schüttelte sie den Kopf, zu benommen, um zu lügen.
Er zog ihr Gesicht näher zu sich, strich wieder mit dem Daumen über ihren Mund und registrierte wohlgefällig, dass ihr Mund erbebte und ihre Lippen sich öffneten.
Eine Einladung, zu süß, um ignoriert zu werden, und er streifte mit seinem Mund über ihren. Sanft. Leicht. Kaum eine Berührung. Sie sollte sich an das Gefühl gewöhnen.
Das hatte er schon Hunderte Male getan, und doch zerbarsten seine Sinne förmlich bei dem Kontakt. Sein Magen sackte ab. Wie konnte man so weiche Lippen haben und so süß schmecken? Er wollte in diese Lippen sinken. In sie.
Er zog sich zurück, ein wenig perplex, und starrte in ihre halb geschlossenen Augen. Ja, so sollte sie aussehen. Die Augen, weich und verträumt, eine Flehende, seiner Berührung harrend. Nicht leidenschaftslos und unzugänglich.
Seine Stirn legte sich in Falten. Merkwürdig, wie heftig sein Herz in seiner Brust hämmerte und wie sehr er sich wünschte, sie zu küssen.
Wieder nahm er ihren Mund in Besitz, steigerte den Druck und verweilte beim tieferen Auskosten.
Süß? Verdammt, ihr Mund war wie warmer Zucker und schmolz unter ihm förmlich dahin.
Er küsste sie heftiger, bewegte hungrig seinen Mund über ihre Lippen, und alle Christenpflicht war vergessen. Sein einziger Gedanke galt ihrer
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