Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
gespürt, als die Rede auf ihre Familien kam. Einen Moment hatte sie sogar erwogen, ihm die Wahrheit zu sagen, da sie es hasste, ihn zu belügen. Dann aber war Meg gekommen, und er war wieder zu dem scherzenden, unterhaltenden Charmeur geworden, den man gern um sich hatte, den man aber nie ernst nehmen konnte.
Sie konnte ihn nett finden, wusste aber, dass dies nicht bedeutete, dass sie ihm blind vertrauen konnte. Er war in etwas verstrickt, und nach allem, was sie in der Höhle mitbekommen hatte, hing es mit ihrem Vater zusammen. So war es einfacher.
Sie verstand allerdings nicht, warum er sich so plötzlich zu ihrem Leibwächter aufgeschwungen hatte. Ihr fiel ein, dass er am Abend zuvor über Duncan verärgert gewesen war, und hoffte, dass es nicht ihre Schuld war. In den letzten Tagen hatte sie Duncan lieb gewonnen. Er erinnerte sie an ihren Bruder John, der sich kürzlich seine Sporen verdient hatte und nur mehr über Krieg und Kämpfe sprach.
Leider konnte sie beim besten Willen am Captain nichts finden, was sie an einen ihrer Brüder erinnert hätte, und ihn ständig um sich zu haben, würde nicht annähernd so einfach sein.
Was hatte er vor?
Sie sah ihn argwöhnisch an.
»Wie Ihr wollt«, sagte sie mit achtlosem Achselzucken.
»Hoffentlich habt Ihr es bequem auf Eurem Felsen.«
Natürlich würde er es nicht so einfach machen. Er lehnte sich zurück, und als er die Arme verschränkte, traten seine Muskeln in einer Zurschaustellung roher männlicher Kraft hervor. Ihr Magen sackte ab. Guter Gott! Sie nahm einen Schluck von der Brühe und benetzte ihren plötzlich wie ausgedörrten Mund, gegen das Flattern in ihrem Bauch aber gab es kein Gegenmittel.
»Ich muss etwas erledigen«, sagte er.
»Ich dachte, du würdest mir vielleicht Gesellschaft leisten.«
Allein? Mit ihm? Das glaubte sie nicht. Sie wollte nicht mittun, wenn er Unfug machte.
»Heute leider nicht«, sagte sie mit gespieltem Bedauern, wobei sie sich bewusst war, dass Meg sie beobachtete.
»Ich muss nach Thomas sehen, während Meg ihre Pflichten erfüllt.« Die beträchtlich waren, nach allem, was Ellie sehen konnte – sie musste sich nicht nur um ihr eigenes Anwesen kümmern, sondern war auf der ganzen Insel als Heilkundige und Hebamme unterwegs.
»Hat es nicht geheißen, Thomas müsse sich ausruhen?«, hob er hervor.
»Das stimmt«, räumte sie ein.
»Der Bursche kommt wieder auf die Beine«, warf Meg ein.
»Ihr zwei könnt ruhig gehen und euren Spaß haben.«
Ellie lächelte Meg matt zu. Sie tat so, als wäre sie dankbar, während sie nach einer charmanten Ablehnung suchte.
»Es ist ein schöner Tag«, lockte der Captain wie jemand, der einem Kind eine Süßigkeit hinhält.
»Ich dachte, du würdest gern mehr von der Insel sehen.«
Er saß da und ließ sein arrogantes, gar nicht so harmloses Grinsen aufblitzen, wohl wissend, was er tat. Verflixter Kerl … sie dermaßen in Versuchung zu führen. Wie konnte er wissen, dass es sie ungemein reizte, die Insel zu erkunden? Er hatte einfach richtig geraten. Der Gedanke, so leicht zu durchschauen zu sein, wäre zu demütigend gewesen.
Ellies Vernunft kämpfte mit ihrer Abenteuerlust. Sie konnte entweder bleiben und noch ein Dutzend Partien Backgammon mit Steinen spielen, wenn Thomas erwachte, oder die Chance nutzen, etwas von der Insel zu sehen, was sie sich sehnlich wünschte.
Der Kampf währte nicht lange.
»Wie könnte ich widerstehen?«, sagte sie spöttisch.
Sein Grinsen war so unverbesserlich wie er selbst.
»Du kannst es nicht.«
»Wann gehen wir?«
»Sobald du angezogen bist.«
Sie blickte stirnrunzelnd an ihrem geborgten leine hinunter. Was redete er da? Der Kittel war zwar alt, als Bekleidung aber einwandfrei – unzählige irische und schottische Frauen trugen ihn tagtäglich.
»Hawk ist so umsichtig«, sagte Meg.
»Sieh her, was er für dich mitgebracht hat.« Sie zeigte auf etwas, das zusammengefaltet neben ihr auf der Bank lag und wie ein grünes wollenes Übergewand aussah.
»Er hat gedacht, du könntest frieren.«
Verwundert über seine Fürsorge zog Ellie die Brauen zusammen. Wieder fragte sie sich, was er im Schilde führte.
»Danke«, sagte sie. Meg hatte ihr großzügig das traditionelle leine aus grobem Leinen geborgt, das sie über ihrem ruinierten Hemd tragen konnte, dazu eine Strumpfhose und ein Paar alter Lederslipper, doch das körpernahe Wollgewand – wenngleich nicht annähernd so fein, wie sie es gewohnt war – kam ihrer gewohnten Kleidung
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