Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
Kräfte erschöpft, doch als Erik seinem Ziel immer näher kam, geriet sein Blut unter einem erneuten Energieschub in Wallung. Jetzt wurde es wirklich gefährlich.
Vor ihm lag die Seepforte der Burg. Wie beim letzten Mal war er von Kopf bis Fuß mit schwarzem Robbenfett eingeschmiert. Es bildete nicht nur eine Isolation gegen die Kälte, es half ihm auch, mit der Nacht zu verschmelzen, sodass er wie schon einmal unentdeckt unterhalb der Pforte durchschlüpfen konnte. Die Pforte diente dazu, ein Boot abzuhalten, und nicht einen einzelnen Schwimmer.
Die Engländer hatten erst nach monatelanger Belagerung die Burgmauern einnehmen können; er würde weniger als eine Minute benötigen.
Nach einem tiefen Atemzug tauchte er in die Grabesschwärze ein. An diesem Punkt war das Wasser höchstens zehn Fuß tief, und er brauchte nur Sekunden, um den Felsboden zu berühren, den er sich als Richtungsweiser nahm und sich weitertastete, bis er wusste, dass die Stäbe hinter ihm lagen. Erst dann tauchte er auf – vorsichtig und lautlos.
Er öffnete die Augen und sah Fackelschein und das höhlenartige Gewölbe tief im Inneren von Dunaverty Castle. Er war angekommen.
Aber er war nicht allein.
Reglos und mit angehaltenem Atem wartete Erik, bis ein einzelner Wachposten seine Runde an der Pforte vorüber gemacht hatte. Wieder war das Glück auf seiner Seite. Der Engländer schenkte dem Wasser unter ihm kaum einen Blick. Warum auch? Die Pforte war geschlossen. Falls es nicht plötzlich Schiffe gab, die untertauchen konnten – Erik entlockte dieser lächerliche Gedanke ein Lächeln – hatte der Posten nichts zu befürchten. Dachte er zumindest.
Erik wartete, bis die Fackel in der Ferne verschwand. Dann stemmte er sich aus dem Wasser auf die steinerne Fläche hoch, die als Dock diente.
Der Schwall kalter Luft fühlte sich auf seiner Haut an wie Eissplitter. Er war versucht, den von seinem Vetter Lachlan »Viper« MacRuairi perfektionierten »stillen Tod« – einen Dolchstich in den Rücken und in die Lunge – anzuwenden, um sich wärmende Kleidung zu verschaffen, verzichtete jedoch darauf, da ihm bewusst war, dass sein Kommen und Gehen unentdeckt bleiben musste. Bruce wollte, dass die Highlander-Garde im Verborgenen agierte, nicht nur der Tarnung wegen, sondern auch, um die Angst in den Herzen der Feinde zu steigern.
Nackt bis auf das schwarze Fett auf seiner Haut und den um seine Mitte befestigten Dolch lief Erik die Treppe hinauf, durch den feucht-dumpfen Tunnel in die unteren Gewölbe der Burg. Sich dicht an die Wände haltend, blieb er im Dunkeln, während er der Küche zustrebte.
Wie beim letzten Mal begegnete er niemandem.
Allmählich wurde es wärmer, wie sein zitternder Körper deutlich registrierte, ein Zeichen, dass er seinem Ziel nahe war. Als er sich unter dem steinernen Türbogen der Küche duckte, traf ihn ein willkommener Hitzeschwall von den Küchenfeuern, die die ganze Nacht über am Brennen gehalten wurden. Im Halbdunkel ließ er den Blick durch den Raum wandern. Vor dem Feuer konnte er die in ein Plaid gehüllte Gestalt eines schlafenden Mannes ausmachen. Erleichtert atmete er auf.
Seamus MacDonald war einer der besten Köche der Highlands. Angus Og, der nur ungern auf ihn verzichtete, hatte sich schließlich der Einsicht beugen müssen, dass der Alte nützlicher sein würde, wenn er für die Engländer kochte. Der Großteil des Gesindes in der Burg setzte sich aus Angus’ Leuten zusammen. Die Engländer hatten Soldaten und Waffen mitgebracht, für die täglich anfallenden Arbeiten aber beschäftigten sie Einheimische. Die hochmütigen, an feudale Strukturen gewöhnten Ritter rechneten nicht damit, dass die »Bauern« ihnen gefährlich werden konnten. Sie wussten nicht, dass viele Positionen in den vornehmen Haushaltungen der Highlands mit viel Prestige verbunden waren.
»Seamus«, flüsterte er und stieß den Mann mit dem Fuß an.
Wohl wissend, dass es gefährlich war, einen schlafenden Highlander zu wecken, trat Erik zurück, ein kluger Schritt, da der alte Mann, den Dolch in der Hand, wie ein Jüngling von zweiundzwanzig aufsprang.
Erik lächelte in der Dunkelheit.
»Ich dachte, du hättest mich erwartet.«
Mürrisch wie die meisten Köche, wie Erik aus Erfahrung wusste, sah der Mann ihn finster an.
»Warum glaubst du wohl bin ich hier, anstatt in meinem bequemen Bett zu schlafen?« Sein Blick glitt über Eriks Körper und Haar, die geschwärzt waren.
»Guter Gott, du siehst ja aus wie aus dem
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