Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
zusammen verbrachten, desto stärker wuchs in ihr die Überzeugung, dass an Hawk mehr dran war, als auf den ersten Blick zu sehen war. Hinter dem großspurigen Piraten mit dem herausfordernden Lächeln sah sie etwas Tieferes aufblitzen – einen Menschen mit mehr Ehre und Edelmut, als er zugeben wollte. Er war ein Rätsel. Es war, als blicke man auf ein Puzzle-Spiel, bei dem Teile fehlten.
Sie kannte nicht einmal seinen richtigen Namen.
Und er kannte ihren nicht.
Teils drängte es sie, ihm alles zu gestehen, doch wusste sie, dass alles vorbei sein würde, wenn sie es täte. Sein gar nicht piratenhaftes Gefühl für vornehmes Benehmen würde den zärtlichen Momenten in der Scheune und den privaten Ausflügen auf der Insel ein Ende bereiten.
Ein spöttisches Lächeln legte sich um ihre Lippen. Vielleicht sollte sie es ihm sagen, damit er sie ihres Reichtums wegen zu einer Ehe zwingen konnte.
Der Gedanke – wenn auch nur im Scherz gedacht – erschreckte sie. War es das, was sie wollte? Ihn heiraten? Am liebsten hätte sie über diesen dummen Gedanken gelacht, aber sie brachte den Humor dafür nicht auf.
So also stand es um ihren Sinn für Humor.
Träge zeichnete er mit dem Finger Kreise auf ihren Rücken.
»Woran denkst du?«
Sie zögerte, wohl wissend, dass sie die unausgesprochen zwischen ihnen errichtete Grenze testete.
»Dass ich nicht einmal deinen richtigen Namen kenne.«
Sie spürte, wie er erstarrte. Einen Augenblick lang war nur sein stetiger Herzschlag zu hören. Sie ahnte die Ablehnung voraus, ehe er sie aussprach.
»Ich kann ihn dir nicht sagen. Es gibt Dinge …« Er sprach nicht weiter.
»Es ist kompliziert«, fuhr er fort, »vertraue mir, wenn ich dir sage, dass es besser ist, wenn du nichts weißt.«
Kompliziert – sie waren es nicht. Sie spürte, wie sich in ihrer Brust etwas zusammenballte. Nichts Besonderes. Nichts Ernstes.
Ellie versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen, doch nach allem, was sie eben geteilt hatten und angesichts ihres Gefühlsaufruhrs war es ein bitterer Brocken.
»Ich verstehe«, flüsterte sie an seiner Brust.
Er hob ihr Kinn an und zwang sie, ihn anzusehen.
»Das alles ist für dich neu, tè bheag . Was du empfindest … ist natürlich. Aber du darfst Leidenschaft nicht mit etwas anderem verwechseln.«
Die Güte in seinem Blick traf sie wie ein Dolchstich. Hitze stieg ihr in die Wangen. Wäre sie nicht so beschämt gewesen, hätte sie die Ironie herausgehört. Hatte sie ihn nicht auch einmal beschuldigt, Lust mit Liebe zu verwechseln? Angesichts ihrer eigenen Verwirrung war seine Warnung wie Salz auf einer offenen Wunde.
Das Bedauern, das sie in seinen Zügen las, linderte ihren Schmerz ein wenig.
»Du kannst es nicht verstehen«, sagte er, »aber im Moment muss es so sein.«
Im Moment. Sie versuchte, den Worten keine besondere Bedeutung beizumessen, dennoch schwoll ihre törichte Brust vor Freude.
Ihr Kopf zählte ihr ständig alle Gründe auf, warum es unmöglich war, ihr Herz aber kümmerte es nicht. Aber abgesehen von ihrer Verlobung und dem Umstand, dass sie die Tochter eines Earls war und er ein Gesetzloser – keine unbedeutenden Schranken –, ging es um seine Gefühle für sie. Für ihn war es ein angenehmer Zeitvertreib, nicht mehr.
Aber so fühlte es sich nicht an.
»Und wenn du mich mit einem anderen Namen nennen dürftest?« Der Schimmer in seinem Auge verriet ihr, dass er nichts Gutes vorhatte.
»Vielleicht Gott? Der schien dir zu gefallen, als du …«
»Du bist grässlich«, schmetterte sie ihn ab. Sie hätte sich ärgern sollen, weil er wieder in seinen scherzhaften Ton verfiel, aber vielleicht würde dieser Ton ihr im Ohr bleiben und sie daran erinnern, sich nicht hinreißen zu lassen. Sie sah ihn mit ihrem besten Kindermädchenblick an.
»Du solltest an deine unsterbliche Seele denken und nicht so gotteslästerlich reden.«
In seinen Augen tanzten Lichtpünktchen.
»Meine unsterbliche Seele ist vor langer Zeit schon durch viel Ärgeres in Gefahr geraten.«
»Kann ich mir denken.«
Er seufzte tief und nahm den Arm von ihrer Schulter, sodass beide sich aufsetzen konnten.
»Leider muss ich jetzt zu meinen Männern, und du solltest zurück zum Haus gehen, bevor dein Wachhund dich sucht.«
Sie errötete. Thomas, inzwischen wieder völlig gesundet, hatte kein Hehl aus seiner Missbilligung gemacht, als sie in den letzten Tagen mit Hawk allein umhergestreift war.
»Er ist nicht mein Wachhund.«
Sein Blick verriet ihr, dass ihm
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