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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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über die Außenseite ihres Beins streichen zu lassen, wobei ihr äußerst unbehaglich zumute gewesen war.
    Allmählich riss ihr der Geduldsfaden, und sie rang mit aller Macht gegen das Verlangen an, diesem abscheulichen Winzling mitten ins Gesicht zu schlagen. In der Tat war er so abscheulich wie winzig. Er war kaum größer als sie, etwas über fünf Fuß, und somit um einen Kopf und einen Gutteil der Schultern kleiner als Kade und ihr Bruder.
    Sie bemerkte, dass sich Lord Seawells Augen verengt hatten. Innerlich seufzend zwang sie sich zu lächeln. „Ist schon ... Es ist schon in Ordnung, Mylord“, murmelte sie. „Meine Magd wird sich später darum kümmern.“
    Sie musste langsam sprechen, um nicht zu lallen, glaubte aber, dass sie sich ganz gut in der Gewalt hatte. Weshalb sie überrascht feststellte, dass sich seine Augenbrauen einmal mehr zusammenzogen - ein Ausdruck, den sie inzwischen schon fürchtete. Auf diese Weise hatte sich sein Gesicht nämlich wiederholt verzerrt, seit sie sich an die mittägliche Festtafel gesetzt hatten, die ihr Vater anlässlich des Besuchs von Lord Seawell und dessen Mutter hatte herrichten lassen. Diese Miene machte ihn ungemein hässlich, fand sie. Allerdings war der gesamte Mann nicht gerade eine Augenweide. Sein Haar war von unscheinbarem Braun und schlängelte sich in widerspenstigen, dünnen Strähnen um ein Gesicht, dem die fein geschwungenen Züge von Kades ansprechendem Antlitz so gänzlich fehlten.
    Dafür zeichnete sich Lord Seawell mindestens durch eine dreifache Körperfülle von Kade aus, wobei den Großteil davon sein Bauch beanspruchte. Offenbar übte er sich nicht an der Waffe, so wie Will und ihr Vater es taten. Averill nahm an, dass er ganz von der Kampfkunst seiner Krieger abhängig war, denn er konnte nicht viel kräftiger sein als sie selbst und hätte mit einem Breitschwert kaum etwas ausrichten können.
    Doch natürlich hielt sie ihm all dies nicht vor. Selbst in ihrer gegenwärtigen berauschten Verfassung war sie taktvoll genug, zu wissen, dass das Aussehen nicht wesentlich war und auch nicht sein sollte. Schließlich war sie selbst mit ihrem roten Haar und dem gezeichneten Gesicht hässlich wie die Sünde und wollte dennoch von jemandem für wert befunden werden. Also war sie bereit zu übersehen, dass es ihm an einer ansprechenden Erscheinung mangelte, um Stattdessen den Menschen hinter der äußeren Schale zu betrachten. Unglücklicherweise versagte Lord Seawell auch in diesem Bereich kläglich. Er war nicht annähernd so geistreich und unterhaltsam wie Kade. Eine Woche lang hatte sie sich nun viele Stunden am Tag mit Kade über alles Mögliche unterhalten, über ihrer beider Kindheit, über seine Erlebnisse in der Gefangenschaft und den anschließenden Aufenthalt im Kloster von Akkon, über klassische Erzählungen wie Beowulf und gar über Politik und Religion. Lord Seawell hingegen schien über die meisten dieser Bereiche entweder keine Meinung oder keine Kenntnisse zu besitzen, und Averills Bemühungen, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, hatten sich schon nach wenigen Augenblicken als aussichtslos erwiesen.
    Einen Lichtblick aber gab es immerhin, sagte sie sich, denn der Plan ihres Vaters war aufgegangen. Sie hatte nicht einmal gestottert ... Stattdessen zeigte sie die beschämende Neigung zu lallen, wie sie sich eingestehen musste. Sie verzog das Gesicht.
    „Überaus peinlich“, befand sie.
    „Wie bitte?“, fragte Lord Seawell und neigte sich ihr zu.
    Averill seufzte, denn ihr war klar, dass die Frage ihm einmal mehr als Vorwand diente, ihr von oben ins Kleid zu schielen. Auch das hatte er seit seiner Ankunft bereits diverse Male getan. Während die anderen Werber sie schon nach dem ersten Blick kaum hatten ansehen mögen, schien dieser Lord die Absicht zu haben, sie wirklich gründlich zu begutachten, ehe er sich entschied. Sie überlegte kurz, ob sie vielleicht den Mund aufmachen sollte, damit er auch ihre Zähne in Augenschein nehmen konnte, wie ihr Vater es bei Pferden tat.
    Der aber selbst brachte sie von diesem Gedanken ab, indem er sich räusperte und sich recht schroff an Lord Seawell wandte. „Nun, Lord Seawell, vielleicht möchtet Ihr mir nach dem Mahl für eine Unterredung am Kamin Gesellschaft leisten?“
    „Aber selbstredend, Mylord“, erwiderte Cyrill Seawell leichthin. Wieder beugte er sich zu ihr herüber. „Er wird wissen wollen, ob ich Euch als Braut gutheiße“, raunte er.
    Sie hob eine Hand, um ihren Ausschnitt zu

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