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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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im Rausch auch gern heraushängen, doch meist war er zu trunken oder verkatert, um seinen Pflichten nachzukommen. Also verwaltete die kleine Merry die Burg und würde dies bis zu ihrer Vermählung tun, wie sie es ihrer Mutter auf dem Sterbebett versprochen hatte.
    Die Botschaft seiner Schwester hatte Kade umgehend nach Stewart getrieben, wo er drei Tage lang hatte warten müssen, ehe sein Vater nüchtern genug gewesen war, ihn anzuhören. Kade hatte ihm vorgeschlagen, die Aufgaben des Laird zu übernehmen, anstatt sie Merry aufzubürden, doch offenbar hatte er den falschen Ton angeschlagen. Sein Vater hatte sich geweigert zuzugeben, dass seine Gemahlin Stewart jahrelang geführt und nun Merry ihren Platz eingenommen hatte. Er sei Laird auf Stewart, tönte er, und er treffe die Entscheidungen. Er herrsche über die Burg und all ihre Bewohner. Er sei der große Laird Stewart und habe auch die Absicht, es zu bleiben, und Kade könne sich von ihm aus im nächstbesten Loch ertränken, wenn er meine, dass er ihm den Titel abschwatzen könne, ehe er, der Laird, ins Gras beiße.
    Anschließend hatte sein Vater ihm, unterstützt von Kades beiden jüngeren Brüdern, nahegelegt, Stewart zu verlassen und sich zum Teufel zu scheren.
    Kade war gegangen, und hätte ihn damals jemand gefragt warum, wäre seine Antwort dieselbe gewesen wie Wills auf die Frage, weshalb er sich seinem Vater im Hinblick auf seine Schwester nicht entgegengestellt habe. Eachann Stewart war sein Vater, sein Laird, und er war bei Verstand. Das jedenfalls hatte er damals geglaubt, doch mochte es auf Lord Mortagne auch zutreffen, so hatte er im Laufe der Jahre erkannt, dass sein eigener Vater keineswegs bei Sinnen war. Der Trank hielt Eachann Stewart fest in seinen Klauen und hinderte ihn daran, ein anständiger Laird zu sein oder auch nur in irgendeiner Hinsicht ein Vorbild für seine beiden jüngsten Söhne.
    Dies also war die Lage, die er bei seiner Rückkehr vorfinden würde. Womöglich musste er die Verwaltung von Stewart gewaltsam an sich reißen, und zweifellos würde es eine Menge Arbeit bedeuten, alles wieder zu richten, sollte Merry inzwischen ihren Verlobten geheiratet und Stewart Castle von Vater und Brüdern im Whiskyrausch in Grund und Boden gewirtschaftet worden sein. Es war kein Ort für eine liebliche, sanftmütige Frau wie Averill. Großer Gott, sie würde keinen Monat auf Stewart überstehen, dachte er unfroh. Doch selbst unter anderen Umständen hätte er davon Abstand genommen, sie zu ehelichen. Er genoss ihre Gesellschaft, und in seinen Augen war sie überaus anziehend, aber ihm graute davor, sie mit einem süßen, leeren Lächeln auf den Lippen im Bett still daliegen zu sehen, während er sich mühte, zumindest eine Spur von Leidenschaft in ihr zu wecken, wofür sie ihm dann hinterher in lieblichem, sittsamem Ton dankte. Nein, nur das nicht, dachte er bestürzt.
    „Tja, nun.“ Will seufzte. „So bleibt wohl nur zu hoffen, dass Vaters Plan aufgeht.“
    Kade brummte lediglich, erwiderte aber nichts, und Will wandte das Gespräch anderen Dingen zu. Kade lauschte und warf dann und wann etwas ein, doch in Gedanken war er bei dem, was sich gerade unten in der Halle abspielte. War der neueste Kandidat schon da? Wie viel Whisky mochte Lord Mortagne Averill eingeflößt haben? Würde dies tatsächlich ihr Stottern unterbinden? Und würde dieser Bewerber sie heiraten?

4. Kapitel
    Mylady, Ihr habt da ein wenig Ruß.“
    Wäre Averill weniger damit beschäftigt gewesen, auf ihrem Platz nicht allzu heftig hin-und herzuschwanken und das gerade eingenommene Mahl bei sich zu behalten, hätte sie gewiss versucht, der Hand auszuweichen, die der widerliche, zwergenhafte Lord Cyrill Seawell ausstreckte, um ihr über die Wange zu streichen. Sie hätte sich beispielsweise seiner nicht minder abstoßenden Mutter auf ihrer anderen Seite zuwenden können. Allerdings nahmen besagte Angelegenheiten sie gänzlich in Anspruch, sodass seine Pfote sie überrumpelte. Sie schlug sie fort, ohne nachzudenken, und funkelte ihn wütend an.
    Wirklich, immerzu betatschte er sie. An Händen, Gesicht, Arm, ja selbst am Bein. Schlimm genug, dass er ihr so dicht auf die Pelle rückte und sein Schenkel stets wieder den ihren streifte, doch überdies fand er eine Ausrede nach der anderen, um sie auch mit den Fingern zu berühren. Ein Fussel auf ihrem Kleid hier und ein Brotkrumen dort mussten fortgewischt werden ... Mit Letzterem hatte er gerechtfertigt, seine Hand mehrmals

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