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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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genommen und eingekerkert worden waren. Doch zugleich wollte er weiterhin des Abends am Feuer sitzen und mit Averill plaudern, ohne dass sie sich ihrer selbst schämte und ihm befangen begegnete.
    „Wo ist sie eigentlich?“, fragte er unvermittelt. Für gewöhnlich war ihres das erste Gesicht, das er allmorgendlich zu sehen bekam. Sie hatte es sich angewöhnt, das Morgenmahl gemeinsam mit ihm einzunehmen, damit er nicht alleine essen musste. Will tauchte meist erst danach auf und auch nur auf einen kurzen Besuch, ehe er sich zum Übungsplatz aufmachte.
    „Unten“, entgegnete Will. „Als ich die Treppe hochging, hat sie ihre Magd Bess gerade angewiesen, dir Met, Brot, Käse und Pasteten zu bringen.“
    „Ihre Magd?“, fragte er überrascht und beachtete seinen Bauch nicht weiter, der bei der Erwähnung der Speisen zu grummeln begonnen hatte. Sein Appetit war so wie früher, der war am schnellsten wieder zurückgekehrt. „Kommt sie etwa nicht selbst?“
    „Nay, und darüber solltest du dich glücklich schätzen, denn ansonsten wäre sie es gewesen, die dich am Balken baumelnd vorgefunden hätte.“
    Kade wischte das mit einem Schulterzucken beiseite. „Ich wusste nicht, dass es schon so spät ist. Es ist noch ziemlich dunkel.“
    „Aye.“ Will blickte stirnrunzelnd durch die geöffneten Fensterläden. „Die Sonne steht schon recht hoch am Himmel, doch die Wolken machen es so düster. Da braut sich ein Unwetter zusammen.“ Er schnitt eine Grimasse und wandte sich wieder Kade zu. „In mehr als einer Hinsicht.“
    „Und das bedeutet?“, fragte Kade.
    „Tja, Vater hat einen weiteren Lord geladen, der heute aufkreuzen und Averill mit Blick auf eine mögliche Heirat begutachten wird. “
    Kade sank zurück in den Sessel, und kurz legte sich ein Schatten über sein Gesicht. „Besser für ihn, wenn er höflicher zu ihr ist als der letzte Hornochse.“
    „Aye“, bekräftigte Will. „Als ich hörte, was der zu Avy gesagt hat, hätte ich mich beinahe aufs Pferd geschwungen, um ihm nachzusetzen und die Zähne die Kehle hinunter bis in den Bauch zu rammen. Ein einfaches Nein hätte es auch getan. Zu einer solchen Grobheit bestand kein Anlass.“ Sein Blick verfinsterte sich ob dieser Erinnerung. „Und dank Vaters neuem Plan wird es dieses Mal, so fürchte ich, eine noch weit größere Katastrophe geben“, fügte er verdrossen hinzu.
    „Was für einen neuen Plan?“, fragte Kade neugierig. „Soll sie etwa ihr Haar bedecken und ihr Muttermal hinter einem Schmutzfleck verstecken?“, riet er aufs Geratewohl.
    „Aye“, antwortete Will verblüfft. „Woher wusstest du das?“
    Kade schnaubte missmutig. Eine solche List konnte auch nur ein Engländer ersinnen. Zudem dachte der Mann kurzsichtig, denn Averill wäre diejenige, die büßen würde, sobald ihr Haar entblößt, der Schmutz verblasst sein und der Bräutigam erkennen würde, dass er betrogen worden war.
    Und welche Botschaft musste ihr dies vermitteln - dass ihr Vater all diesen Männern recht gab? Dass selbst er sie unansehnlich fand?
    „Er meint es nur gut“, fuhr Will bekümmert fort. „Die Wahrheit ist, dass er sich wegen seiner Gesundheit sorgt und Averill glücklich unter der Haube sehen möchte, bevor er das Zeitliche segnet. Das hat er unserer Mutter auf dem Sterbebett versprochen.“ Er schüttelte den Kopf. „Leider hält er eine Frau schon dann für zufrieden, wenn sie Kinder bekommt, und lässt dabei außer Acht, dass ein unzufriedener, verbitterter Gemahl Avys Glück durchaus im Wege stehen könnte.“ Er fuhr sich niedergeschlagen durchs Haar. „Und das ist nicht einmal das Schlimmste an Vaters neuestem Vorhaben.“
    Kade zog eine Braue hoch. „Da ist noch mehr?“
    „Oh, aye.“ Will verzog missmutig den Mund. „Sie stottert doch“, erinnerte er ihn.
    „Und?“, fragte Kade. Was mochte ihr Vater dagegen schon tun? „Hat er sie etwa angewiesen, nicht mit dem Burschen zu sprechen?“, erkundigte er sich ungläubig. „Erwartet er im Emst, dass er einen Mann für sie finden wird, wenn er sie vermummt, verschmutzt und stumm vorführt?“
    „Oh nein, nicht stumm“, erwiderte Will trocken. „Im Gegenteil. Er flößt ihr gerade Whisky ein.“
    „Was?“, fragte er fassungslos.
    „Du hast richtig gehört. Vater ist überzeugt, wenn Averill sich nur ein wenig entspannt und sich in Anwesenheit der Kandidaten nicht mehr so unwohl fühlt, dann wird sie auch nicht stottern. Zudem ist er sich sicher, dass der Whisky es schaffen wird,

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