Der Highlander und der wilde Engel
Gemahl in der Tür mit Will, Fergus und Gawain im Rücken. Er war noch ein wenig blass und lehnte sich gegen den Rahmen, doch er war wieder auf den Beinen und angekleidet - auf schottische Weise mit einem Plaid um die Tunika. Fasziniert betrachtete sie die kräftigen Waden, die sich unter seinen eng anliegenden Beinlingen abzeichneten.
„Ist es dir ernst damit?“, fuhr Kade an seinen Vater gewandt fort. Langsam trat er in die Kammer. „Du bist bereit, mir den Titel abzutreten?“
Averill bemerkte, dass er bemüht war, die Schultern möglichst wenig zu bewegen. Sein Rücken machte ihm noch immer zu schaffen, und sie hätte ihn lieber einige weitere Tage im Bett gesehen. Doch nun, seit ihrer Verheiratung, war es weit anstrengender als zuvor, ihn auf dem Krankenlager festzuhalten. Er schenkte ihren Einwänden schlicht keine Beachtung. Als er heute Morgen aufgestanden war und sich angezogen hatte, hatte sie ihm Vorhaltungen gemacht und war wütend gegangen, als diese einfach an ihm abgeprallt waren.
„Aye. Kannst alles haben, Titel und Aufgaben. Ich wünsche dir viel Glück damit“, erwiderte Eachann Stewart verdrossen. „Ich jedenfalls habe genug.“
Kade musterte ihn einen Augenblick, ehe er sich über die Schulter hinweg an Gawain, Will und Fergus wandte. „Ihr habt es gehört. Er hat den Titel abgegeben. Ich bin nun Laird.“
Als alle drei nickten, richtete er sich wieder an seinen Vater. „Ein Zurück gibt es nun nicht mehr für dich.“
„Ich weiß“, sagte Eachann Stewart erschöpft, stellte den Nachttopf ab und sank seufzend zurück aufs Bett. „Und nun erzähle mir, wie es dir ergangen ist, bevor dieses Leiden mich dahinrafft und ich nicht mehr bin.“
Averill schüttelte belustigt den Kopf ob dieses Getues. Anschließend schlüpfte sie an den Männern vorbei durch die Tür, ehe Kade sich daran erinnerte, dass er sie gerade in seines Vaters Gemach ertappt hatte, obwohl er ihr befohlen hatte, sich von diesem und der Kammer von Brodie fernzuhalten.
Sie zog gerade die Tür hinter sich zu, als sie Morag den Gang entlangkommen sah. Sie trug einen Becher, und ihre Miene verriet grimmige Entschlossenheit.
Stirnrunzelnd trat Averill ihr entgegen. „Ist das für Brodie?“, fragte sie.
„Ganz recht“, erwiderte die Magd knurrig. „Er hat Laddie beim Herumlungern in der Halle erwischt und ihm eine ordentliche Backpfeife verpasst. Dann hat er ihn angewiesen, ihm die süße kleine Lily mit Whisky raufzuschicken. Ich habe dem Jungen gesagt, dass ich den Whisky nach oben bringen werde.“
Averill bedachte die Ausführungen mit einem Seufzen. Sie wusste, dass Laddie nur deshalb in der Halle „herumgelungert“ hatte, weil er auf sie wartete. Nachdem man Vorräte verstaut hatte und die Küche aufgeräumt war, hatte er sich wieder mit ernstem Eifer der Aufgabe gewidmet, sie zu beschützen. Sie hatte in den vergangenen Tagen früh aufstehen müssen, um den zwei unverbesserlichen Stewart-Männern ihren Whisky zu bringen, und hatte sich stets schon bei Einbruch der Dämmerung in ihre Kammern gestohlen, um die Becher neben dem Bett abzustellen. Für gewöhnlich saß sie bereits unten an der Tafel, bevor Laddie nach ihr suchen konnte. Heute Morgen allerdings war sie durch den Streit mit Kade aufgehalten worden. Und der Junge hatte dafür bezahlt.
„Ich werde den Whisky nehmen“, sagte sie ruhig.
„Oh, nay, Melady, er ... “
„Ich sagte, ich werde ihn nehmen“, wiederholte sie mit fester Stimme. Auf keinen Fall wollte sie, dass der Mann Whisky trank, der nicht ihre Tropfen enthielt. Das mochte alle noch so kleinen Fortschritte zunichtemachen, die sie durch die Tinktur erzielt hatte. Der Umstand, dass Laird Stewart gerade die Nase über seinen Becher gerümpft hatte, stimmte sie hoffnungsvoll, dass auch Brodie bald einknicken werde.
Morag blickte düster drein, doch was blieb ihr übrig, als sich den Wünschen von Averill zu fügen? Sie konnte sich schließlich schlecht über eine Anweisung ihrer Herrin hinwegsetzen.
In dem Versuch, die Spannung zwischen ihnen zu mildern, verkündete Averill: „Du kannst den anderen übrigens sagen, dass Laird Stewart den Titel an meinen Gemahl abgegeben hat. Künftig wird hier ein anderer Wind wehen.“
„Dem Herrn sei Dank“, murmelte Morag, und der Anflug eines Lächelns stahl sich auf ihre für gewöhnlich verhärmte Miene. „Aye, ich werd’s sofort Lily und den Übrigen erzählen. “
Averill sah ihr nach und wartete, bis sie auf der Treppe außer
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