Der Highlander und der wilde Engel
Bewegung den Schmerz in seinem Rücken erneut aufflammen ließ.
Sie reckte sich und küsste ihn sanft. „Überanstrengt Euch nicht“, flüsterte sie. „Erteilt Anweisungen und lasst andere die körperliche Arbeit tun, und wenn Ihr müde werdet, so ruht. Das ist keine Schmach, denn schließlich erholt Ihr Euch von einer schweren Verletzung.“
„Mach ich, mach ich“, brummelte Kade und schob sie behutsam in Wills Richtung. „Und nun fort mit Euch, damit ich die Burg endlich auf Vordermann bringen kann.“ Averill nickte, ging an ihrem Bruder vorbei und schritt ihm voran zur Treppe.
„Zwei Dutzend Männer, ja, Will?“, rief Kade ihnen nach. „Nay, besser drei Dutzend. Und lass sie nicht aus den Augen. Sie ist gewieft.“
„Ja, doch“, rief Will über die Schulter zurück, während sie die Stufen nach unten nahmen. Er schnaubte. „Gewieft? Wie kommt er denn darauf?“
„Oh, ich weiß nicht“, erwiderte sie und lächelte unschuldig.
Er schüttelte den Kopf und schwieg, bis sie das Ende der Treppe erreicht hatten. „Ich werde alles vorbereiten, während du dein Morgenmahl einnimmst“, sagte er.
„Hast du schon etwas gegessen?“, fragte sie abwesend, weil sie in diesem Moment sah, wie Laddie den Kopf durch die Küchentür steckte. Sie beobachtete, wie er etwas zu den Frauen in der Küche sagte, ehe er in die Halle schlüpfte und auf sie zukam. Ihr kleiner Wachhund, dachte sie amüsiert. Vermutlich hatte er entschieden, dass es sicherer sei, in der Küche auf sie zu warten, anstatt sich in der Halle aufzuhalten und eine weitere unangenehme Begegnung mit Brodie zu riskieren. Offenbar hatte Morag dem Jungen nicht erzählt, dass sie selbst, Averill, seinem Vater den Whisky gebracht hatte. Denn sonst hätte seine kleine Gestalt sicherlich neben Kade in der Tür gestanden, nachdem sie den Trank abgeliefert und sich zum Gehen gewandt hatte.
„Aye, ich bin schon seit Stunden auf den Beinen“, beantwortete Will ihre Frage, woraufhin sie sich wieder ihm zudrehte. „Du und Kade, Ihr habt lange geschlafen“, fügte er besorgt an. „Hat seine Wunde ihn geplagt?“
„Nein, oder wenigstens hat er sich nicht beklagt. Und wir sind so spät aufgestanden, weil wir beide nicht gut geschlafen haben. Ich hatte Angst, ihn im Schlummer aus Versehen zu stoßen, während er sich zweifellos über alles Mögliche den Kopf zerbrochen hat.“
„Aye, er hat in der Tat genug Anlass, sich den Kopf zu zermartern“, erwiderte Will, während er sie zur Tafel geleitete. „Doch dass sein Vater ihn zum Laird ernannt hat, nimmt ihm zumindest eine Sorge.“
„Und gibt ihm Hunderte neue“, erwiderte sie spöttisch. „Doch selbst Hunderte neue Sorgen werden ihm nicht so schwer auf den Schultern lasten, wie es die Aussicht getan hat, womöglich gegen den Vater angehen zu müssen, um Stewart zu bekommen“, versicherte er.
Sie nickte. Nicht etwa die Möglichkeit, eine Fehde gegen den Laird zu verlieren, hatte Kade bekümmert, sondern der Umstand, überhaupt eine Waffe gegen ihn richten zu müssen. Die eigene Sippe zu bekämpfen war nie leicht, wenn auch manchmal unumgänglich. Zum Glück hatte es sich in diesem Fall erübrigt.
„Guten Morgen, kleiner Mann“, begrüßte Will Laddie, als dieser zu ihnen an die Tafel kam. „Magst du Lady Averill Gesellschaft leisten, während sie isst?“
„Aye. Ich habe den Frauen auch schon gesagt, dass sie da ist“, erwiderte er gewichtig. „Lily bringt gleich etwas.“ „Guter Junge“, sagte Will ernst, ehe er sich noch einmal an Averill wandte, die sich gerade setzte. „Lass dir ruhig Zeit. Es wird eine Weile dauern, bis ich alles arrangiert habe.“
Während er davonging, kletterte Laddie zu ihr auf die Bank, wünschte ihr einen guten Morgen und blickte trotz des blauen Auges recht fröhlich drein. Brodie hatte gut getroffen, dachte sie betrübt, rang sich jedoch ein Lächeln ab und sagte: „Du wirkst recht munter heute Morgen, Laddie. Was ist es, das dich so strahlen lässt?“
„Ihr werdet’s bald wissen“, erwiderte er eifrig. „Es ist eine Überraschung.“
„Eine Überraschung?“, fragte sie neugierig. In dem Moment schwang die Küchentür auf, und Lily marschierte hindurch, gefolgt von Morag, Annie und Bess. Lily hatte die Unterlippe angespannt und vor Aufregung ganz rote Wangen, während die übrigen drei Frauen erwartungsvolle Vorfreude verbreiteten - selbst die sonst so sauertöpfische Morag.
„Hier, lasst es Euch schmecken, Melady“, sagte Lily und setzte
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