Der Highlander und der wilde Engel
Männer vom Trinken ab oder sie würden den Rest ihrer Tage mit dem Kopf über dem Nachttopf hängen. Das war jedenfalls besser, als erst Bastarde in die Welt zu setzen und diese dann zu schlagen. Ob Laddies Mutter sich freiwillig hingegeben hatte oder nicht, konnte Averill nicht sagen - Lily jedenfalls hatte es nicht getan. Seufzend ging sie die Stufen hinab, um zum dritten Mal die Küche aufzusuchen.
13. Kapitel
Frau?“
Die leise Frage ließ Averill blinzelnd die Augen aufschlagen. Sie starrte hinauf in die Dunkelheit. Seit einer Weile schon lag sie so da und versuchte erfolglos, Schlaf zu finden. Ihr schwirrte der Kopf vor lauter Sorgen. Es schien ihr, als bestehe ein Gutteil ihres Lebens derzeit aus Ungemach. Stewart war ein hoffnungsloses Durcheinander und bedurfte dringend tatkräftiger Hände, doch sie verfügte nicht über genügend Bedienstete, um sich dieser Aufgabe anzunehmen - wozu sie, ohne Laird Stewarts Einwilligung, im Grunde ohnehin kein Recht hatte. Oder bis ihr Gemahl ihn dazu brachte, den Titel an ihn abzutreten. Und von den drei Männern, die gemeinsam mit Kade der Gefangenschaft im Heiligen Land lebend entronnen waren, gab es noch immer nicht die geringste Spur; ein Umstand, der ihm, wie sie wusste, große Sorge bereitete, was wiederum sie betrübte. Obendrein versuchte auch noch jemand, ihn umzubringen. Alles in allem hatte sie derzeit mehr als genug Unannehmlichkeiten, dachte sie bei sich.
Das Rascheln der Decken und ein Seufzen neben ihr gemahnten sie an eine weitere Widrigkeit. Sie lag neben ihrem Gemahl im Bett und wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, sie könne ihn aus Versehen stoßen und ihm dadurch Schmerzen zufügen. Sie hatte vorgeschlagen, in einer anderen Kammer zu nächtigen, doch das hatte er rundheraus abgelehnt und darauf bestanden, dass sie an seiner Seite schlafe - „so wie es sich für eine Gemahlin gehört“. Nun lag sie stocksteif da, zu besorgt, sie könne sich im Schlaf rühren, als dass es ihr gelingen wollte einzunicken und ihren Kümmernissen für eine Weile zu entfliehen. -
„Aye?“, fragte sie schließlich seufzend.
„Ich wollte nur wissen, ob Ihr wach seid“, erwiderte Kade.
Averill verdrehte die Augen und wälzte sich behutsam auf die Seite, um sich ihm zuzuwenden, auch wenn sie ihn in der Finsternis nicht sah. „Könnt Ihr nicht schlafen?“
„Nay“, erwiderte er missmutig.
Sie verzog das Gesicht. Zumindest war sie damit nicht allein. „Möchtet Ihr reden?“, fragte sie.
„Reden?“, wiederholte er, als sei ihm das Wort fremd.
In der Tat schien es ihm nicht zu behagen, ausführliche Äußerungen zu machen. Gebrummte oder einsilbige Bemerkungen lagen ihm mehr als ausführliche Gespräche, doch das störte sie nicht. Ihr Vater und ihr Bruder konnten, je nach Stimmung, genauso sein.
„Ja, reden“, bekräftigte sie und beschloss, den Anfang zu machen. „Ist Gawains Besuch zu Eurer Zufriedenheit verlaufen?“
„Aye “, antwortete Kade.
Sie hob die Brauen und wartete darauf, dass er noch etwas hinzufügte. Als dies nicht geschah, bekundete sie: „Er wirkt auf mich, als ähnele er eher Euch als Brodie und Eurem Vater.“
„Aye“, stimmte er zu.
Averill verdrehte erneut die Augen. „Habt Ihr ihm gesagt, dass Ihr beabsichtigt, Eurem Vater den Titel abzunehmen?“ Sie bemühte sich, die Unterhaltung in Gang zu bringen.
„Aye.“
Sie musste aufhören, ihm Fragen zu stellen, auf die er mit „Aye“ oder „Nay“ antworten konnte. Sie räusperte sich. „Was hat er dazu gesagt?“
Auf diese Äußerung folgte Schweigen, und sie überlegte in leicht gereizter Stimmung, weshalb er hatte wissen wollen, ob sie wach war, wenn er sich doch gar nicht unterhalten wollte. „Gawain glaubt, dass Vater froh sein wird, von
der Bürde des Titels befreit zu sein“, erklärte er endlich. „Fergus denkt genauso“, setzte er hinzu.
Sie beglückwünschte sich dafür, ihn dazu gebracht zu haben, mehr als nur „Aye" zu sagen. „Nun, das ist hervorragend, oder nicht?“, meinte sie.
„Aye.“
Ein weiteres Mal rollte sie mit den Augen, unterdrückte aber eine bissige Bemerkung und wollte Stattdessen wissen: „Habt Ihr inzwischen herausgefunden, wer Euch umbringen will?“
Leises Lachen drang von seiner Bettseite zu ihr. „Ihr fragt dies, als würdet Ihr Euch erkundigen, ob ich lieber Met oder Apfelmost möchte“, erwiderte er spöttisch. Averill schnitt eine Grimasse. „Nay“, fuhr er fort, „das habe ich noch nicht herausgefunden.
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