Der Highlander und die Kriegerin
und war dankbar, ihn an seiner Seite zu haben. Dennoch machte er sich Sorgen.
„Was denkst du darüber, dass Ewan dich mit mir fortschickt?“ Gannon ließ den Blick vom Wohnturm über den Hof gleiten, auf dem sie sich viele Jahre im Kampf geübt hatten. Er betrachtete die noch immer bröckelnden Mauern, die nun dank Mairins Mitgift ausgebessert würden.
„Es fällt mir schwer, den Ort zu verlassen, der mir so lange eine Heimat war. Aber die Dinge ändern sich. Der Laird ist nun vermählt und wird nach Neamh Álainn gehen, sobald seine Tochter kräftig genug für die Reise ist. Alaric wird Laird sein. Aye , alles wandelt sich, und um die Wahrheit zu sagen, ist mir eine neue Herausforderung nur recht. Mit Euch zu den McDonalds zu gehen wird eine solche für mich sein.“ „Ich bin froh, dich bei mir zu haben“, erwiderte Caelen. „Es wird nicht leicht, aus den McDonalds Krieger zu machen, die mit den McCabes auf gleicher Augenhöhe sind. Uns bleibt nicht viel Zeit, sie in Form zu bringen. Ewan kann es kaum erwarten, Duncan Cameron ein für alle Mal zu zerschlagen.“
„So wie unser König.“
„ Aye , zwar aus anderen Gründen, aber es stimmt. Auch David brennt darauf, Cameron loszuwerden.“
„Wir beide könnten die Pferde satteln, da wir schon einmal wach sind. Ich habe einige der Männer gestern Abend angewiesen, die Truhen herunterzuschaffen und auf den Wagen zu verstauen. Wollt Ihr mit dem Aufbruch warten, bis Eure Gemahlin ausgeschlafen hat?“ Caelen blickte finster drein. Seine Gemahlin hatte wie ein Säugling geschlummert, während er wach gelegen und sich gequält hatte. „Ich wecke sie, sobald Wagen und Männer bereit sind. Aber erst möchte ich mich noch von meinen Brüdern und ihren Gemahlinnen verabschieden.“
„Für Euch beginnt nun ein neues Leben“, meinte Gannon versonnen. „Hättet Ihr vor zwei Wochen gedacht, dass Ihr Laird über einen eigenen Clan werdet? Dass Ihr ein hübsches Mädchen heiraten und einem neuen Leben fernab der McCabes entgegenreiten würdet?“ Zunächst schwieg Caelen auf diese Frage. Sie war ihm unangenehm. Die Wahrheit war hässlich und erbarmungslos. Stets gegenwärtig. Sie änderte sich nie.
„Es ist meine Schuld, dass wir so viele Jahre ums nackte Überleben kämpfen mussten“, erwiderte er schließlich leise. „Was ich meinen Brüdern schulde, kann ich niemals vergelten. Dadurch, dass ich in diese Ehe eingewilligt habe, hat Alaric bekommen, was er sich von ganzem Herzen gewünscht hat. Und Ewan kann ich auf diese Weise helfen, Mairin und Isabel zu schützen. Rionna McDonald könnte ebenso gut eine pockennarbige Hure sein. Ich hätte sie trotzdem zum Weib genommen und es keinen Moment bedauert.“
„Welch Glück Ihr doch habt, dass ich keine pockennarbige Hure bin.“
Caelen fuhr herum. Rionna stand nicht weit entfernt und betrachtete ihn und Gannon eisern.
„Oha“, murmelte Gannon.
Caelen fluchte verhalten. Wenn es um Rionna ging, schaffte er es in schöner Regelmäßigkeit, alles zu vermasseln.
„Rionna ...“
Sie hob die Hand und gebot ihm zu schweigen, was er befolgte, ehe ihm aufging, dass sie ihm einen Befehl gegeben und er brav gehorcht hatte.
„Spart Euch eine Entschuldigung, Gemahl, es stimmt ja. Mir war ebenso wenig an dieser Heirat gelegen wie Euch, aber wie Ihr gestern Abend ganz richtig angemerkt habt: Keiner von uns hatte eine Wahl. Vielleicht wäre es besser, nach vorn zu schauen, anstatt sich ständig den Kopf darüber zu zerbrechen, wie es dazu kommen konnte.“
Der Schmerz in ihrer Stimme versetzte ihm einen Stich. Sie musterte ihn und Gannon kühl, ihr Gesicht eine unnahbare Maske. Nur ihr Ton verriet, wie es wirklich um sie stand. Er hatte sie verletzt.
„Ihr solltet nicht hier draußen sein“, sagte er. „Es ist eiskalt heute Morgen. Was tut Ihr um diese Zeit hier?“
Ihr Blick war so frostig wie der Wind. Sie schien die beißende Kälte gar nicht zu bemerken, obwohl sie für diese Witterung unangemessen gekleidet war.
„Ich bin aufgewacht, als Ihr aufgestanden seid. Ich wusste, dass Ihr früh aufbrechen wollt. Ich dachte, ich könnte euch bei den Vorbereitungen helfen. Die Reise ist nicht allzu lang, aber der Schnee wird uns aufhalten.“
„Das ist sehr aufmerksam von Euch, Mylady“, entgegnete Gannon. „Aber es obliegt mir, Eurem Gemahl zu helfen. Und ich hätte ein ruhigeres Gewissen, wenn Ihr wieder ins Warme gehen und keine Erkältung riskieren würdet.“
Welch wohlüberlegte Worte. Caelen funkelte
Weitere Kostenlose Bücher