Der Highlander und die Kriegerin
die Kleider, die sie darunter trug, waren für einen Ritt durch diese Kälte nicht geeignet. Andere jedoch hatte sie nicht dabei. Gewiss würde sie die Heimreise nicht in ihrem Hochzeitsgewand antreten - wenngleich es vermutlich um einiges wärmer war als ihre jetzige Gewandung.
Caelen und sein Befehlshaber ritten voraus. Rionna hielt sich mehrere Pferdelängen hinter ihnen, vier McDonald-Krieger an ihrer Seite. Die Tiere kamen in dem verharschten Schnee nur mühselig voran.
Kein einziges Mal hatte Caelen sich nach ihr umgesehen. Nicht dass Rionna dies erwartet hätte. Nach dem Maß an Aufmerksamkeit zu urteilen, das er ihr seit Beginn der Reise geschenkt hatte, existierte sie gar nicht für ihn.
Abgesehen davon, dass er ihr aufs Pferd geholfen hatte, schien er sie überhaupt nicht zu bemerken. Das ging schon so, seit sie heute früh seine Unterredung mit Gannon belauscht hatte.
„Ich mag ihn nicht, Rionna“, murmelte James neben ihr.
Sie reckte den Kopf, um sicherzustellen, dass Caelen die treulose Bemerkung nicht gehört hatte, ehe sie sich dem jungen Krieger zuwandte. Er ritt neben seinem Vater Simon, der zustimmend nickte.
„Ich mag ihn auch nicht. Der König und die McCabes haben uns einen Bärendienst erwiesen. Was sie Eurem Vater angetan haben, war falsch.“
Rionna biss die Zähne so fest zusammen, dass ihr der Kiefer schmerzte. Keinesfalls durfte sie zeigen, was sie wirklich empfand. Schließlich konnte sie schlecht anmerken, dass auch ihr der neue Laird missfiel - wenngleich sie nicht so weit gehen würde, ihren Vater zu verteidigen.
„Wir sollten ihm eine Chance geben“, erwiderte sie leise, ohne den Blick von Caelens Rücken zu nehmen. „Er scheint mir ein guter, gerechter Mensch zu sein.“
„Er behandelt Euch nicht mit dem Respekt, der Euch gebührt“, warf Arthur auf ihrer anderen Seite aufgebracht ein.
Überrascht fuhr Rionna herum und musterte die Männer, die sich hinter Caelen und Gannon zurückfallen ließen. Keiner von ihnen wirkte begeistert darüber, dass Caelen sie gen Heimat führte. Ihre Mienen waren wütend und hart, ihre Münder zu grimmigen Strichen verzerrt.
„Es stimmt, keiner von uns beiden wollte diese Heirat“, sagte sie. „Sowohl Caelen als auch ich müssen uns erst daran gewöhnen.
Er hat nie auch nur in Betracht gezogen, eines Tages Laird unseres Clans zu werden. Überlegt einmal, wie ihr euch fühlen würdet, wenn ihr auf der Hochzeit eures Bruders erfahrt, dass ihr seine abgelegte Braut übernehmen müsst.“
Die Männer zuckten zusammen, und James nickte mitfühlend. „Das ist noch lange kein Grund, Euch so zu behandeln, wie er es tut“, hielt Simon dagegen. „Die McCabe-Krieger stehen in dem Ruf, gerecht zu sein. Erbarmungslos, aber gerecht. Die Ehe mit Euch bringt ihm einiges ein. Er sollte Euch so rücksichtsvoll begegnen wie jeder anderen wohlerzogenen Dame.“
Rionna schnaubte. „Nun, eben das ist wohl der Haken an der Sache. Schließlich kann man mich kaum als wohlerzogene Dame bezeichnen, nicht wahr?“
Die Männer lachten, und der plötzliche Lärm ließ Caelen einen Blick über die Schulter werfen. Er sah Rionna an, und kurz trafen sich ihre Blicke. Sie hielt dem Blick stand - sie würde sich von ihm nicht einschüchtern lassen.
Schließlich war er derjenige, der wegschaute, sich wieder von ihr abwandte.
„Er muss sich erst beweisen“, erklärte Simon. „Mir ist gleich, was der König verfügt hat. Wenn Caelen McCabe Laird unseres Clans werden will, muss er sich diesen Titel verdienen.“
„Möge er sich als würdiger erweisen als mein Vater.“
Die Krieger verstummten, vielleicht aus Loyalität gegenüber dem Mann, der so viele Jahre ihr Laird gewesen war. Rionna jedoch hatte es satt, das gehorsame Töchterchen zu spielen. Sie hatte Pläne, die sie in die Tat umsetzen würde, sobald sie ihre Feste erreichten.
Denn ob es ihrem Gemahl nun passte oder nicht - sie hatte vor, maßgeblich dazu beizutragen, ihren Clan wieder erstarken zu lassen. Zu lange hatte ihre Sippe unter der unzulänglichen Führung eines habgierigen, streitsüchtigen Kindskopf gelitten.
Womöglich hatten sie den alten lediglich gegen einen neuen Kindskopf getauscht. Das würde sich heraussteilen. Aber sie hoffte, dass Caelen sich tatsächlich als guter Mensch und noch besserer Krieger erweisen würde.
Ihnen stand ein Krieg bevor. Ewan McCabe rüstete sich, gegen Duncan Cameron zu bekämpfen, und er würde die gesamten Highlands in die Schlacht führen.
Rionnas
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