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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sprichst von misshandelten Menschen«, sagte Ringmar, »einer von ihnen ist sogar an der Grenze der Invalidität.«
    »Er schafft es«, sagte Halders. »Er wird wieder gesund.«
    »Trotzdem«, sagte Ringmar. »In einem halben Jahr kann er bei den Blauweißen mitspielen«, sagte Halders. Er lächelte. »Ob der hinkt oder nicht, das fällt in dem Verein nicht auf.«
    »Ich glaube, das Wichtigste ist, dass wir jetzt noch mal aufs Land fahren«, sagte Winter vom Rücksitz.
    Er sah, wie sich die Stadt veränderte und verschwand. Wälder und Seen, immer wieder Seen. Ein Nahverkehrszug.
    Er hatte die Protokolle der Verhöre mit den Kindern studiert und versucht, sich ein Bild von dem Mann zu verschaffen, der mit ihnen gesprochen und noch anderes gemacht hatte. Er hatte gesucht, gesucht. Da gab es etwas Nützliches. Der Mann besaß einen Papagei, der vielleicht Billy hieß. Winter war mit zehn Spielzeugpapageien in zehn verschiedenen Farben zu Simon Waggoner gegangen und Simon hatte auf den grünen gezeigt.
    Auf den roten hatte er auch gezeigt. Vielleicht war der Mann um die vierzig oder ein verlebter Dreißigjähriger oder ein gut erhaltener Fünfzigjähriger. Winter hatte mit Aneta Djanali gesprochen, als Halders und Ringmar von dem Smedsberg-Verhör heraufkamen.
    »Wir haben ihn nach Hause geschickt«, hatte Ringmar gesagt.
    »Hm«, hatte Winter gemacht. »Ich glaube, das ist das Beste im Augenblick.«
    Sie hatten beschlossen zu fahren. »Ich komme mit«, hatte Winter gesagt. »Ich bin schon mal dort gewesen und ich kann im Auto über das andere nachdenken.«
    Er saß mit dem Powerbook auf dem Rücksitz. Seen, Wald und Berge gingen in plattes Land über.
    »Da ist es«, sagte Ringmar an einer Kreuzung.
    »Fahr direkt zu dem alten Carlström«, sagte Winter.
    Ringmar nickte und fuhr hundert Meter entfernt von Smedsbergs Haus vorbei. Sie sahen keinen Traktor, kein Lebenszeichen.
    »Diese Ebene ist ja groß wie ein Meer«, sagte Halders.
    Ringmar nickte wieder und trommelte aufs Lenkrad.
    »Eine andere Welt«, sagte Halders. »Wenn man das hier sieht, beginnt man so manches zu verstehen.«
    »Was meinst du?« Winter beugte sich vor.
    »Smedsberg ist ein sonderbarer Typ, oder? Wenn man diese Gegend sieht, kann man das leichter verstehen.«
    Sie begegneten einem Mann auf einem Traktor. Der Mann hob grüßend die Hand. Der Traktor war aus einem Seitenweg hundert Meter vor ihnen gekommen, aus einem Wäldchen. Wie ein Panzer aus einem tarnenden Gebüsch.
    »Eine andere Welt«, wiederholte Halders.
    In weiter Ferne sahen sie zwei Reiter.
    Vögel begleiteten sie. Über einem kleinen Feld kreiste eine Windhose, tote Blätter wurden aufgewirbelt. Ringmar fuhr an denselben Häusern vorbei wie beim letzten Mal. Dann war plötzlich der Wald da, die Schatten. Dann wurde aus dem Wald wieder Feld. Sie sahen den Familienhof von Smedsbergs Frau. Gerda.
    Sie waren da, stiegen aus dem Auto und gingen auf das Haus zu. Niemand kam heraus und begrüßte sie mit offenen Armen.
    »Wie wollen wir es diesmal erklären?«, fragte Ringmar.
    »Diesmal brauchen wir nichts zu erklären«, sagte Winter.
    Die Winde strichen in Kreisen um das Haus. Alles war genau wie beim letzten Mal. In der Ferne sah Winter das glänzende Gebäude, das er schon einmal gesehen hatte, wie ein Leuchtfeuer. Es wurde rasch dunkler. Hier schien es kühler zu sein als anderswo. Beim letzten Mal hatte er gedacht, dass alles weiß sein würde, wenn er wieder hierher zurückkehren würde, ein weißes Wintermeer.
    Als er die Hand hob, dachte er an das Gefühl, das er beim letzten Mal gehabt hatte: Er würde wiederkommen. Das Gefühl war unerklärlich gewesen. Es hing mit etwas Dunklem zusammen, einer Vorahnung, die etwas Entsetzliches ankündigte. War es erst einmal da, dann verschwand es nicht wieder. Er spürte es jetzt. Darum hatte er mitfahren wollen, um zu fühlen, ob es noch etwas zu spüren gab. Es gab ein Geheimnis. Und etwas hatte ihn wieder hierher geführt, und das hing nicht mit den Überfällen auf die Studenten zusammen. Was war es? Doch, es musste damit zusammenhängen. Während er das dachte, nahm er sich vor, sich daran zu erinnern, dass das, was er sah oder glaubte zu sehen, nicht alles war. Hier draußen gab es noch etwas anderes. Warum denke ich so?
    Nach dem dritten lauten Klopfen hörten sie drinnen eine Bewegung und eine Stimme: »Wer ist da?«
    »Wir sind es wieder«, sagte Winter. »Kriminalpolizei. Dürfen wir reinkommen und noch ein paar Fragen

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